Ein Frühstück mit Franz-Josef Hay Kalter Kaffee für den Überzeugungstäter

BONN · Wer ihn kennt, möchte Stammgast werden. Mit Nonchalance und einem netten Wort für jeden serviert Franz-Josef Hay im Königshof das Frühstück. Und das, obwohl der 69-Jährige schon seit einigen Jahren im Ruhestand ist. Kein Grund für ihn, zu Hause in der Nordstadt zu bleiben.

 Wenn Franz-Josef Hay die Espressomaschine wienert, frotzeln die Kollegen schon mal. Wenn er dann über sich selbst sagt, dass es andere mehr mit der Ordnung halten, lachen sie nur.

Wenn Franz-Josef Hay die Espressomaschine wienert, frotzeln die Kollegen schon mal. Wenn er dann über sich selbst sagt, dass es andere mehr mit der Ordnung halten, lachen sie nur.

Foto: Barbara Frommann

Hay: Soll ich denn bis 10 Uhr in der Falle liegen? Das ist nichts für mich. Ich bin doch der Frühstücks-Leo.

Von "Frühstücksdirektor" will er nichts hören. Das klinge despektierlich. Nicht passend für seinen schönen Beruf, sagt der Vater zweier Töchter und Großvater von vier Enkeln. Kein Wunder, dass es ihm am Herzen liegt, auch junge Leute für die Gastronomie zu erwärmen.

Hay: Basis des Berufs sind Freundlichkeit und Höflichkeit. Man muss allerdings schon mal arbeiten, wenn die anderen feiern. Zum Beispiel bei unserem Silvesterball. Aber das wird dadurch aufgewogen, dass der Umgang mit den Menschen viel Spaß macht.

Wie viel ihm dieser Kontakt bedeutet, ist schnell zu spüren. Für jeden Gast findet Franz-Josef Hay die richtige Ansprache, fragt nach, ob alles recht war. Dafür steht er immer noch viermal in der Woche früh auf, um mit dem Rad um 5.30 Uhr im Hotel zu sein. Ein Auto hat er nie besessen, einen Führerschein auch nicht. Und bevor er sich um das üppig bestückte Frühstücksbuffet im Hotel kümmert, ist seine Morgenmahlzeit eher spartanisch.

Hay: Morgens esse ich eine halbe Scheibe Brot mit Quark. Manchmal trinke ich dazu sogar kalten Kaffee vom Vorabend, um ihn nicht wegzuwerfen.

Verschwendung, das ist dem Überzeugungstäter Hay ein Dorn im Auge, lässt ihn gegen Windmühlenflügel kämpfen. Als "Don Quijote des Dax" tauchte er bereits in der Zeitung auf, weil er versucht, die Aktionäre von Großkonzernen dazu zu bringen, von der Dividende auf jede Aktie einen Cent zu spenden. Für die Salesianer Don Boscos zum Beispiel. Für dieses Ziel macht er vor so gut wie nichts halt, hat schon versucht Josef Esch, der gerade in Köln vor Gericht steht, zu Wohltaten zu verleiten, um sein Gewissen zu erleichtern. Startet Gegenanträge auf der Hauptversammlung von VW, Bayer der Deutschen Bank oder RWE. Bisher ohne Erfolg, aber der Mann mit Bauch und Fliege, der schon mal den "kategorischen Imperativ von "dem Ostpreußen" oder auch eine Papst-Enzyklika zitiert, gibt nicht auf.

Hay: Gestern habe ich einen Brief an Mette-Marit geschrieben.

Ob Norwegens Kronprinzessin reagiert und ihm bei seinem Anliegen hilft? Mal sehen, sonst schmiedet Hay Plan B. Ganz sicher gibt er keine Ruhe.

Hay: Die Spinner von heute sind oft die Realisten von morgen.

Aus seinem Herzen macht er keine Mördergrube. Interessierte Gäste erfahren von seinem Anliegen, egal ob sie Philipp Rösler, Dagmar Schipanski, Theo Waigel oder Sylvia Löhrmann heißen. Den CDU-Mann Volker Rühe hat der frühere Sozialdemokrat Hay sogar schon mal angeflunkert.

Hay: Die Mannschaft im Königshof besteht nur aus aufrechten CDU-Leuten, habe ich ihm gesagt.

Rühe konterte: "Das glaube ich Ihnen nicht, aber die Opposition braucht ja auch ein paar gute Leute." Hay plaudert nicht nur gerne, sondern malt in seiner Freizeit: Allgäu-Landschaften nach dem Geschmack seiner Frau, auf die er mit den Jahren immer mehr höre. Kubistisches, "nach ein paar Kölsch" für die Tochter oder was mit Aussagekraft, zum Beispiel ein Porträt von Ernesto Cardenal, dem Politiker und Poeten aus Nicaragua. Aber egal, welche Geschichte er erzählt, mit einem Ohr, einem Auge ist er immer zugleich bei seinen Gästen, zum Beispiel der erkälteten Dame, für die er Rat weiß.

Hay: Mein Tipp: Propolis vom Imker mit ein bisschen Waldhonig.

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