Zeitzeugen Käthe Köhler: "Dort stand der Vater, weinend, vor den rauchenden Trümmern"

Bonn · Käthe Köhlers Schwiegereltern haben bei dem Bombenangriff alles verloren, was sie hatten. Es blieben nur sie und eine Handtasche in der auch eine Brillenkette war, die noch heute in der Familie vererbt wird.

Ich selber habe das Infernoerlebt. Ich war zu dem Zeitpunkt Schülerin in der Nordschule, 1931 geboren.Ich habe die Trümmer und auch viele Leichen in Bonn gesehen. Selber hatte ichGlück, in der Römerstraße, Nähe der heutigen Nordbrücke, blieb alles ruhig.Meinen Mann habe ich nach dem Krieg kennengelernt und 1951 geheiratet. SeineGeschichte und die Geschichte meiner Schwiegereltern habe ich dann oft gehört.Bilder von der Maargasse und den Geschäften der Tante und des Onkels habe ichnoch unzerstört bei mir.

Die Geschichte meinerSchwiegereltern , Arno und Franziska Köhler geb. Brinkmann. Am 18. Oktober 1944haben sie alles verloren, sie hatten nur das, was in der Tasche war. Dort warauch eine kleine Brillenkette, die ich als Schwiegertochter bekommen habe undjetzt bekommt sie mein ältester Enkel, damit sie in der Familie bleibt.

MeineSchwiegereltern wohnten in der Maargasse, im elterlichen Haus des SchumachersHeinrich Brinkmann. Mein Schwiegervater war Geschäftsführer bei der FirmaTenten in der Bornheimer Straße. Am 18. Oktober war er zum Zeitpunkt desAngriffes im Büro und dort im Keller. Die Schwiegermutter war beim Einkaufüberrascht worden und flüchtete in den Keller des Landgerichts. Nach demAngriff ging sie zu ihrem Haus.

Dort stand schon der Vater, weinend, vor denrauchenden Trümmern. Er vermutete seine Frau dort unten. Als sie sich sahen,fielen sie sich weinend und lachend in die Arme, sie hatten ja noch sich unddie Handtasche. Beide Söhne waren im Krieg. Sie haben dann später an derStelle, wo das Haus stand gegraben und fanden die verkohlten Reste ihresFahrrades, an der Rahmennummer sichtbar. Sonst nichts.

Die Schwiegereltern fandendann Unterkunft bei der Schwester, Luzie Brinkmann und ihrem Mann RichardSteiner, die beide ihre Geschäfte Hut und er Elektro am Münsterplatz auchverloren hatten, aber auch ein kleines Haus im Siebengebirge hatten.

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