Der Bonner Entertainer Luke Mockridge Junger Mann, alte Schule

BONN · Wo soll das alles noch hinführen mit Luke Mockridge? Es ist ein paar Monate her, da füllte der 27-jährige Bonner aus Endenich auf seiner Deutschlandtour Mitte Februar die Kölner Lanxess-Arena mit 15.000 Fans – vornehmlich junge Leute.

Wie immer bei solchen Auftritten gibt es Mitschnitte im Internet von begeisterten Fans. Sie zeigen einen bestens aufgelegten Comedian, der am Klavier den 90er-Song Coco Jambo von Mr. President spielt und den Text mitgrölen lässt. Die Videos zeigen ihn sitzend vor dem Piano, aufspringend, dirigierend, lachend, feixend und im ständigen Dialog mit dem Publikum. Man erkennt ziemlich schnell: Die Zuschauer sind wichtiger Motor, damit Mockridges Programm funktioniert.

Das war schon so, als der Sohn der italienischen Comedian Margie Kinsky und des kanadischen Schauspielers und Spaßmachers Bill Mockridge als Teenager die ersten Gehversuche auf der kleinen Atelierbühne des Bonner Woki-Kinos machte. Der feste Teil seiner Show war nicht das Ereignis, sondern der verhandelbare, improvisierte Teil in Zwiesprache mit den Gästen. Dabei ist es geblieben.

Insofern ist Luke Mockridge ein Mann der alten Schule. Er will das Gegenstück zum absehbaren Einheitsbrei sein, in dem Pointen mit unerträglich langem Anlauf auf den Punkt gesetzt werden. In seiner TV-Show werden Zuschauer auserkoren. Wenn sie den Buzzer zum Zeichen der Langeweile drücken, muss der Entertainer vorne irgendwie reagieren. In der unlängst ausgestrahlten Sendung spielt er mit seiner Mutter Margie das Spiel „Wahrheit oder dicht“. Beide stellen sich persönliche Fragen. Wer nicht antworten will, muss Schnaps trinken. Er selbst bezeichnete sich in einem Interview als „Peter Frankenfeld auf Speed“.

Schon als Elfjähriger hat sich Mockridge abends die Aufführungen im Improvisationstheater „Haus der Springmaus“ angeschaut, das sein Vater gegründet hat. „Ich habe Comedy nie konsumiert, sondern analysiert. Das ist mir immer klar gewesen. Ich wollte wissen, wie und warum ein Gag funktioniert“, sagt Luke Mockridge. In der Springmaus hat er auch Mario Barth gesehen, der vor zwei Jahren mit seinem Programm zweimal hintereinander das Münchner Olympiastadion füllte. „Er sagte zu mir: Ich bin als drittes Kind auf die Welt gekommen, du bist als drittes Kind auf die Welt gekommen. Du wirst es schaffen.“

Mittlerweile hat Luke nicht nur auf der Bühne Erfolg. Er moderiert oder vielmehr er ist die Sat1-Sendung „Luke! Die Woche und ich“. Vor drei Jahren hat er Knacki Deuser in der Comedy-Show „Night-Wash“ beerbt. Er wurde als Nachfolger für den Übervater-Entertainer Stefan Raab bei Pro7 gehandelt. Aber er will in keine Fußstapfen treten – außer in seine eigenen. Es hat derzeit den Anschein, dass Mario Barth damals richtig lag mit seiner Einschätzung.

Als „Sandwich-Kind“ wird Luke Mockridge 1989 geboren. Zwei Brüder sind älter, drei kommen nach ihm auf die Welt. Er sei nicht gerade der Selbstbewussteste gewesen, sagt er. Und er habe ziemlich schnell die Erkenntnis gewonnen, dass gegen die womöglich Cooleren und Stärkeren in seiner Nähe der Humor eine nicht zu unterschätzende Waffe ist.

Seitdem wird diese Waffe perfektioniert. Auf allen Kanälen: Luke lädt Omas zum Schauspieler-Casting ein und bringt ihnen mit schief gehaltener Knarre den „Bad-Ass-Motherfucker-Schuss“ bei. Sein YouTube-Kanal hat 500 000 Abonnenten. Die TV-Show hat gute Einschaltquoten. Doch ist das alles, wie er sagt, „auch Werbung“, um die Menschen für seine Bühnenauftritte zu begeistern. Das Frauen-Magazin Emma hat ihn 2013 zum „Pascha des Monats“ ernannt, unter anderem weil er sich wenig charmant über seine Ex-Freundin geäußert hatte. Die Zeitschrift sprach von Herrenwitzen eines flauschbärtigen 22-Jährigen, verglich ihn mit dem damaligen FDP-Politiker Rainer Brüderle und meinte, es werde um ihn, Mockridge, wohl bald ähnlich still werden. Bislang ist diese Prophezeiung nicht eingetreten, obwohl er die Herrenwitze nicht vollends aus seinem Programm genommen hat.

Zurzeit habe er keine Freundin. Seine zunehmende Prominenz hätte die letzte Freundin zu sehr genervt. „Mich stört das dagegen überhaupt nicht, vielleicht, weil ich es gewohnt bin. Als mein Vater noch in der Lindenstraße mitspielte, haben mich die Leute selbst im Kanada-Urlaub erkannt.“ Doch die Taktung seines Lebens – drehen hier, Auftritte dort, viertelstündige Interviews per Handy, die längst eine Medienagentur für ihn organisiert – hat zugenommen. „Noch macht es mir Spaß.“ Und dennoch sagt er: „Für mich hat sich nichts groß verändert. In mir steckt immer noch der Luki, der in der D-Jugend beim FV Endenich in den Bus gekotzt hat, weil er zu viel getrunken hatte.“

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