Deutschlands dienstältester Nikolaus Willy Kuhn Jetzt kommt der Nikolausstab in die Ecke: Letzter Auftritt in Bonn-Nord

TANNENBUSCH · "Es gibt nichts Schöneres, als in dankbare Erwachsenen- und Kinderaugen zu schauen." Viele Menschen hat Willy Kuhn als Nikolaus in den letzen 64 Jahren glücklich gemacht. Seine öffentlichen Auftritte hatte er schon vor drei Jahren weitgehend beendet, aber einige Auftritte im Jahr hatte er noch bei Gruppen, die ihm besonders am Herzen lagen.

 Willy Kuhn bei den Kleingärtnern in Tannenbusch.

Willy Kuhn bei den Kleingärtnern in Tannenbusch.

Foto: Stefan Knopp

Dazu gehörte auch der Kleingärtnerverein Bonn-Nord. Dort hatte er einst versprochen: "Wenn ich mal abtreten sollte als Nikolaus: Ihr seid die Letzten, die ich besuchen komme." Dieses Versprechen hat Kuhn am Samstag wahr gemacht: Für die Nikolausfeier in der Kleingartenanlage an der Hohe Straße legte er ein allerletztes Mal das Bischofskostüm an.

"Das ist eine ganz herzliche Gruppierung von Leuten." Deshalb sei er seit seinem ersten Auftritt dort am 11. Dezember 1982 jedes Jahr gerne in seiner Paraderolle zu diesen Feiern gekommen.

Zum Abschied gab er neben zahlreichen amüsanten Kommentaren zu anwesenden Vereinsmitgliedern ein Potpourri seiner schönsten Vorträge zum Besten, darunter eine Nachkriegs-Weihnachtsgeschichte um einen "geliehenen" Weihnachtsbaum und ein Lametta-Gedicht.

"Es ist eine riesengroße Ehre, dass du deinen letzten Auftritt als Nikolaus bei uns hast", sagte der Vereinsvorsitzende Oliver Kreher. Jeder in der vorweihnachtlich dekorierten Vereinshütte konnte verstehen, dass dieses Amt für einen 80-Jährigen mit Gesundheitsproblemen auch eine körperliche Anstrengung darstellt.

Dennoch war die Stimmung wehmütig. "Es muss einfach sein", sagte Kuhn. "Bleibt froh und munter." Damit hat Deutschlands dienstältester Nikolaus endgültig den Bischofsstab in die Ecke gestellt. Dem Kleingartenverein Bonn-Nord, mit Gründungsjahr 1926 einer der ältesten der Stadt, bleibt er aber weiter gewogen.

Kuhn, der vor 64 Jahren nur durch Zufall in diese Rolle gerutscht ist, weil der Nikolaus des Männerchores von Maria Magdalena ausgefallen war, nimmt es gelassen. Ihm bleiben seine Erinnerungen an musizierende Familien und Kinder mit glänzenden Augen. "Das sind Ereignisse, die kann man einfach nicht mehr vergessen."

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