TÜV an der Kennedybrücke Jeder Riss wäre eine kleine Katastrophe

Bonn · Wolfgang Piel und Thomas Weßelbaum haben ein geübtes Auge. Kein Rost oder eine undichte Stelle an der Kennedybrücke entgeht ihnen. Über eine Außenbühne untersuchen sie derzeit die Unterseite des Geh- und Radwegs auf der Nordseite.

 Unter der Brücke sind die fünf Laufstege für Kontrollen, die in Längsrichtung verlaufen, gut zu sehen.

Unter der Brücke sind die fünf Laufstege für Kontrollen, die in Längsrichtung verlaufen, gut zu sehen.

Foto: Richard Bongartz

Eine solche Untersuchung muss alle sechs Jahre stattfinden, sagte am Mittwochnachmittag Tiefbauamtsleiter Peter Esch. So lautet die Vorschrift. Die Stadt hat aber ein besonderes Interesse, dass nun alles begutachtet wird. Denn im Mai endet die Gewährleistung der Firmen, die die Brücke vor fünf Jahren verbreitert haben. Bis dahin muss feststehen, ob die Stadt noch etwas zu reklamieren hat.

Esch ist aber recht zuversichtlich und damit auch gelassen, dass nichts Größeres gefunden wird. In den vergangenen beiden Tagen seit TÜV-Beginn kamen nur ein paar Korrosionsschäden und Auswaschungen (Aussinterungen) zutage, wie es Ingenieur Wolfgang Piel festgestellt hat. Doch sollte sich einmal ein Riss an einer Schweißnaht gebildet haben, wäre die Reparatur schon aufwendiger. Zum Glück ist das noch nicht entdeckt worden.

Piel und sein Kollege Weßelbaum müssen nicht nur den Kennerblick haben, sondern auch recht gut zu Fuß sein. Denn es gibt längs unter der Kennedybrücke sieben Laufstege, an machen Stellen konstruktionsbedingt dreistöckig. Da heißt es dann 400 Meter vor und wieder zurück. Immer erst einen Schritt weiter, wenn das Auge nichts entdeckt hat.

Doch 400 Meter sind nicht gleich 400 Meter. Denn im kalten Winter schrumpft die Brücke, im heißen Sommer dehnt sie sich aus. Der Längenunterschied kann dabei 40 Zentimeter betragen. So gibt es über den Strompfeilern auf Bonner und Beueler Seite Nähte mit auf der Fahrbahn sich überlappenden Lamellen, damit kein Auto oder Radfahrer hängenbleibt. Letztere beklagen sich schon mal über die Nut, bei Pkw ist immer nur das typische Tock-tock zu hören.

Noch bis Freitag werden die Gehwege wegen der Arbeitsbühne etwas enger sein. Der TÜV dauert im Ganzen noch bis Ende des Monats.

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