Verkehrschaos in der Region "Jeder muss einen Beitrag leisten"

RHEIN-SIEG-KREIS · Wenn es um die Staus in der Region infolge der Brückensanierungen geht, ziehen der Rhein-Sieg-Kreis und die Handwerkskammer zu Köln an einem Strang: Am Mittwoch traf Hauptgeschäftsführer Ortwin Weltrich Landrat Frithjof und Verkehrsexperten der Kreisverwaltung zum Meinungsaustausch im Kreishaus. Dabei ging es vor allem um die schädlichen Auswirkungen für Handwerksbetriebe.

Am Ende stand ein gemeinsamer Appell. Jeder muss seinen Beitrag leisten, wenn das ab 2014 drohende Verkehrschaos abgemildert werden soll: die Straßenbaulastträger und Kommunen ebenso wie Pendler.

Die Sanierung der Nordbrücke ist für die Sommerferien 2014 vorgesehen, womit ein Nadelöhr geschaffen wird. Wie Dieter Siegberg, Leiter des Straßenverkehrsamtes beim Kreis, mitteilte, sind die Brückenauffahrten für jeweils drei Wochen gesperrt. Die endgültige Verkehrsführung auf der Brücke sei noch nicht geklärt.

Nach Daten des Kreises pendeln täglich mehr als 57.000 Berufspendler nach Bonn ein, während täglich fast 16.000 Bonner in den Kreis auspendeln. Die Nordbrücke - täglich von mehr als 100.000 Autos passiert - sei die "Achillesferse der Region", so Kühn. "Es wäre alles nicht so dramatisch, wenn wir heute die Südtangente hätten." Das Vorhaben aus dem Bundesverkehrswegeplan zu streichen, sei ein eklatanter Fehler gewesen.

Weltrich sieht im Stau Gift für die Handwerksbetriebe: "Schon jetzt geben 80 Prozent der Firmen an, dass sie bis zu 30 Minuten am Tag im Stau stehen", sagte Weltrich. "17 Prozent der Firmen stecken sogar bis zu einer Stunde im Verkehr fest, der Rest noch länger."

Im Kammerbezirk belaufe sich der Gesamtschaden der Betriebe durch Stau jährlich auf insgesamt 150 Millionen Euro. Der Kreis hat noch höhere Zahlen errechnet, wobei er die Staus aller Autobahnen in Bonn und im Kreis zugrunde gelegt hat. Indem er eine Staustunde mit 22,60 Euro berechnet, kommt er auf einen Schaden von rund 880 Millionen Euro für Bürger und Betriebe pro Jahr.

Der Kreis wirbt für das Internetportal www.mobil-im-rheinland.de, in dem immer alle aktuellen Baustellen abrufbar sein sollen. Kühn monierte, dass der Landesbetrieb Straßenbau unlängst Bauarbeiten auf der A59 bei Troisdorf nicht eingestellt habe. Auch sollen die Kommunen Bauarbeiten intern und untereinander abstimmen, damit sie den Verkehrsfluss nicht hemmen.

Wo es möglich ist, sollen Busse freie Fahrt haben. Laut Siegberg wird auf der L269 zwischen Mondorf und der Nordbrücke die Busspur durch Schwellen abgetrennt. Die Schnellbuslinie SB55, die dort pendelt, soll im Sommer 2014 alle zehn Minuten zwischen Niederkassel und Bonn fahren, statt wie bisher alle 20 Minuten. "Es steht noch die Zustimmung der Stadt Bonn aus", so Planungsamtsleiter Mehmet Sarikaya.

Auf der selben Landstraße, zwischen Bergheim und Nordbrücke, installiert der Kreis testweise ein System zur Verkehrsdatenerfassung, das mit den Navigationsgeräten in Autos korrespondiert. Wenn es technisch möglich ist, sind die Daten über www.mobil-im-rheinland.de abrufbar.

"Dann kann jeder einschätzen, wie die Lage ist", so Siegberg. Künftig sollen weitere wichtige Straßen mit dem System ausgestattet werden, etwa die B42, die B56, die Alfterer K12n und die Roisdorfer Umgehung L183n, die im November 2014 endlich fertig sein soll.

Aber schon kleinere Maßnahmen und Bewusstseinsänderungen helfen gegen den Stau. Weltrich nannte als Negativ-Beispiel den Lieferanten, der in zweiter Reihe parkt und so den Verkehrsfluss blockiert. Und Planungsdezernent Michael Jaeger warb dafür, auf das Fahrrad umzusteigen.

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