Jagd auf Wildschweine Jäger nehmen Frischlinge ins Visier

Venusberg · Der Wildschweinbestand im Bonner Stadtwald und im Kottenforst muss deutlich reduziert werden. Sie richten große Schäden an. Außerdem soll die Gefahr von Schweinepest eingedämmt werden. Die Stadt erlässt den Jägern die Veterinärgebühr.

 Durch die milden Winter und ein reiches Nahrungsangebot hat sich die Zahl der Wildschweine drastisch erhöht.

Durch die milden Winter und ein reiches Nahrungsangebot hat sich die Zahl der Wildschweine drastisch erhöht.

Foto: dpa

Frischlinge sehen putzig aus. Doch der Nachwuchs der Wildschweine bekommen Spaziergänger im Wald eher selten zu Gesicht. Das ist auch gut so, denn bekanntlich ist mit den aufgebrachten Muttertieren, den Bachen, nicht zu spaßen. In den vergangenen Jahren haben die Wildschweine allerdings mehr Nachwuchs denn je. Und das ist das Problem – auch im Stadtwald und im Kottenforst. Daher soll es vor allem den jüngeren Schwarzkitteln jetzt verstärkt an den Kragen gehen. Nicht nur der Rhein-Sieg-Kreis will die wachsenden Zahl der Wildschweine eindämmen (der GA berichtete), auch die Stadt Bonn fordert die Jagdberechtigten in ihrem Bezirk auf, verstärkt Frischlinge zu jagen.

Sehr milde Winter und ein opulentes Futterangebot haben zu der hohen Population der Wildschweine beigetragen, erklären die Untere Jagdbehörde und die Amtsveterinärin. Wie in anderen Gebieten sei deshalb auch in Bonn der Bestand an Schwarzwild viel zu groß. Ein Grund für das Bejagen sind erhebliche Wildschäden, so die Untere Jagdbehörde. Selbst vor den Gärten am Stadtrand und auch vor Friedhöfen machen die gefräßigen Tiere nicht halt. Mehr ins Gewicht fällt jedoch, dass Landwirte sich über massive Schäden auf den Feldern und damit verbundenen Ernteausfällen beklagen.

Aber: „Der Hauptgrund für das Bejagen die Gefahr der Afrikanischen Schweinepest ASP, die derzeit schon in Tschechien und Polen grassiert – also nicht sehr weit von Deutschland weg“, teilt die Stadt mit. Da man wisse, dass sich die ASP bei großen Schwarzwild-Populationen schnell verbreite und die Krankheit auch auf Hausschweine übergehe, könne das zu einem großen Problem werden. Falls nämlich in einem Betrieb die Krankheit ausbreche, müssten alle Tiere getötet werden.

Jagd nur in der Schonzeit

Den Jagdaufruf auf die Tiere unterstützt der Vorsitzende der Bonner Jägerschaft, Lutz Schorn, der selbst im Juli einen entsprechenden Antrag an die Stadt Bonn gestellt hatte. Dies nicht zuletzt, um einen sozial gut gegliederten Schwarzwildbestand zu erhalten, wie er sagt. „Denn auch von letzterem hängt entscheidend ab, dass sich die Anzahl der Sauen nicht unkontrolliert nach oben entwickelt“, so Schorn. Er fügt an, dass der von manchem wieder herbeigewünschte Wolf übrigens ähnlich jagen würde – zuerst die Frischlinge, denn da habe er den geringsten Jagdaufwand.

Nach einem Erlass des NRW-Umweltministeriums dürfen neben Frischlingen auch einjährige Tiere – sogenannte Überläufer – und weibliche Tiere ohne Junge geschossen werden. Alles innerhalb der Schonzeit.

Parallel dazu wird auch bei der Stadt Bonn die Gebühr für die Trichinenbeschau (bisher 8,75 Euro) von Frischlingen bis 20 Kilo ab 1. August erlassen. Dazu hat die Stadt Bonn ein Rückerstattungsverfahren auf Antrag eingerichtet. Das heißt, die Jäger müssen erst bezahlen und können dann den Erstattungsantrag einreichen. Entscheidend ist, dass jedes betroffene Tier vorab mit Foto dokumentiert und der Abschuss angekündigt wird, erläuterte eine Sprecherin des Presseamtes. „Dies dient der Kontrolle.“

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