Salafisten verteilen Koran-Exemplare Islamisten missionieren in Bonn

KÖLN/BONN · Mit einer breit angelegten Missionierungsaktion drängt die radikale islamische Sekte der Salafisten in die Fußgängerzonen vieler deutscher Städte. Nach Informationen der "Welt" will die Organisation am Wochenende in 38 Städten kostenlos Ausgaben des Koran verteilen, darunter auch in der Bonner Innenstadt.

 Eine deutschsprachige Ausgabe des Koran und weitere religiöse Schriften. Foto: Peer Grimm/Archiv

Eine deutschsprachige Ausgabe des Koran und weitere religiöse Schriften. Foto: Peer Grimm/Archiv

Foto: DPA

"Wir haben den Informationsstand genehmigt, weil es keinen Anlass gab, diese Sondernutzung der Straße zu untersagen", erklärte Elke Palm aus dem Bonner Presseamt. Die Stadtverwaltung habe sich in diesem Zusammenhang mit der Kriminalpolizei abgestimmt. Der Infostand hätte nur abgelehnt werden können, wenn eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung zu befürchten wäre. Die Salafisten wollen ihre Info-Stände am Wochenende auch in Hamburg, Berlin, Kiel, Lübeck, Offenbach, Wiesbaden und Darmstadt aufstellen.

Bereits am Oster-Wochenende hatten Mitglieder der Sekte in der Kölner Innenstadt zahlreiche Koran-Exemplare an Passanten verteilt. Nach Auskunft des Kölner Ordnungsamtes liegen "praktisch für den ganzen Sommer" Anträge auf weitere Infostände für die Koranverteilung in Köln vor. Eine ähnliche Verteilaktion in Troisdorf war im Frühjahr vom dortigen Ordnungsamt gestoppt worden. Die Salafisten wollen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und im Internet insgesamt 25 Millionen Koran-Exemplare kostenlos verteilen.

Der Salafismus ist nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes ein Sammelbecken für gewaltbereite Islamisten und hat in Deutschland rund 2500 Anhänger. Salafisten vertreten einen rückwärtsgewandten Ur-Islam und bestehen auf der Vollverschleierung von Frauen.

Auf kritische Berichterstattung reagierte die Sekte mit Drohungen. Nach Informationen der "Welt" wurden Journalisten der "Frankfurter Rundschau" und des Berliner "Tagesspiegels" in einem vierminütigen Video der Sekte auf YouTube namentlich genannt und bedroht. Das Bundesinnenministerium verurteilte die Attacken scharf. In den bisher bekannt gewordenen Fällen seien bereits strafrechtliche Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, teilte Staatssekretär Klaus-Dieter Fritsche mit.

Politiker verschiedener Parteien wollen verhindern, dass die Salafisten die Koran-Aktion für extremistische Zwecke missbrauchen. Unionsfraktionschef Volker Kauder verlangte, die Finanzierung der Aktion zu klären.

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