Kessenicher Wohnviertel Investor plant mehrere Blöcke mit 230 Wohnungen

BONN · Ihrem Ärger haben Anwohner der August-Bier- und weiterer Straßen des Kessenicher Wohnviertels am Donnerstagabend bei einer Bürgerversammlung im Margarete-Grundmann-Haus Luft gemacht.

 Vorstellung der Pläne: Vertreter des Investors und der Stadt auf der einen, Anwohner auf der anderen Seite.

Vorstellung der Pläne: Vertreter des Investors und der Stadt auf der einen, Anwohner auf der anderen Seite.

Foto: Frommann

"Wir haben jetzt schon eine katastrophale Verkehrssituation", sagte eine besorgte Bürgerin. "Es ist eine Frechheit", rief ein anderer Teilnehmer. "Ich bin erstaunt, dass man heute noch mit so einem Getto-Ansatz arbeitet", sagte ein anderer.

Hintergrund der Diskussion war der geplante Bau eines neuen Wohnquartiers durch die Firma Garbe Bonn auf dem Gelände des ehemaligen Autohauses an der Reuterbrücke, östlich der Franz-Lohe-Straße. Vertreter des Investors, des Architekturbüros und des Stadtplanungsamtes stellten den zahlreich erschienenen Anwohnern zunächst das Projekt vor.

Der Plan beinhaltet eine Siedlung mit 230 Wohnungen, bestehend aus vier vier- bis siebengeschossigen Wohnblöcken und einem geschlossenen sechsstöckigen Häuserriegel zur Bahnstrecke im Osten vor. Eine Schallschutzwand soll den Lärm zusätzlich mindern.

"Wir schätzen, dass wir Wohnraum für 500 bis 550 Menschen schaffen", sagte Fabian von Köppen von der Firma Garbe. Nach Wunsch der Stadt soll die Wohnsiedlung durch ein achtgeschossiges Gebäude an der Oscar-Walzel-Straße ergänzt werden. In der Überlegung ist die Ansiedlung eines Hotels oder eines Bürohauses.

Große Bedenken äußerten die Anwohner vor allem in Bezug auf das zusätzliche Verkehrsaufkommen und der Stellplatzsituation in den anliegenden Straßen. Tatsächlich liegt die geplante Zahl der Tiefgaragenplätze mit 210 unter der Zahl der Wohneinheiten.

Für ungläubiges Gelächter sorgte die Prognose von Markus Geuenich von der IGEPA Verkehrstechnik, es sei von einer relativ unkritischen Zunahme an Autofahrten auszugehen. Eine Verkehrszählung Anfang Juli habe in der August-Bier-Straße die Zahl von 1090 Fahrten am Tag ergeben Die voraussichtliche Zunahme betrage in der Nachmittagsspitze einen Pkw pro Minute - nach Ansicht Geuenichs, ein verträglicher Wert.

Dass die Zahlen, die Verkehrssituation realistisch wiedergebe, bezweifelten die Teilnehmer. "Die August-Bier-Straße ist faktisch eine Einbahnstraße. Zwei Autos passen nicht einander vorbei, sondern müssen sich mit Hilfe von Buchten hindurchschlängeln", hielt ein Anwohner dagegen.

Für Unverständnis sorgte zudem, dass nur die Anwohner der August-Bier-Straße über die Bürgerversammlung schriftlich informiert wurden. "Es betrifft doch auch die anderen Straßen des Viertels", ärgerte sich ein Anwohner. Das Verkehrsaufkommen jenseits der Reuterbrücke sei zudem nicht berücksichtigt worden.

Kerstin Hemminger vom Stadtplanungsamt gab zu bedenken, dass die Beteiligung der Bürger zu einem sehr frühen Zeitpunkt des Bauvorhabens stattfindet. "Bonn ist knapp an Wohnraum, und hier haben wir noch eine zentrale Fläche." Außerdem machte sie den Teilnehmern klar: "Eine Schallschutzwand gibt es nur, wenn das Vorhaben realisiert wird."

Grundlage des Bebauungsplans ist der Entwurf des Hamburger Büros LRW, der aus einem städtebaulichen Wettbewerb hervorging. Bürger haben noch bis 18. Oktober die Möglichkeit, sich im Stadtplanungsamt im Stadthaus, Berliner Platz 2, oder auf www.bonn.de über den Plan zu informieren und ihre Meinung einzubringen. Ob und welche Anregungen dann berücksichtigt werden, entscheidet der Stadtrat.

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