Privater Veranstalter Integrationsrat gegen Absage des Begegnungsfests in Bonn

BONN · Die Stadtverwaltung will das Begegnungsfest ab dem kommenden Jahr privat organisieren lassen. Der Integrationsrat fordert allerdings, dass die Veranstaltung dieses Jahr nicht ausfallen darf.

Eine Tänzerin der Deutsch-Indischen Gesellschaft zeigt einen indischen Tanz auf der Bühne vor dem Alten Rathaus.

Eine Tänzerin der Deutsch-Indischen Gesellschaft zeigt einen indischen Tanz auf der Bühne vor dem Alten Rathaus.

Foto: Maximilian Mühlens

Die Absage der Stadt für das diesjährige Begegnungsfest auf dem Marktplatz hat am Mittwochabend zu einer Sondersitzung des Integrationsrates geführt. Einstimmig bei zwei Enthaltungen sprach sich das Gremium für einen interfraktionellen Dringlichkeitsantrag aus. Im Kern soll die Verwaltung unverzüglich mit den Planungen beginnen, damit das Fest im Mai oder Juni dieses Jahres noch stattfinden kann. Außerdem soll die Stadt es weiterhin im jährlichen Turnus organisieren und nicht ein privater Veranstalter, wie es die Stadt vorschlägt. Letzten Endes entscheidet der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am Dienstag.

Die Mitglieder des Gremiums fühlten sich von der Art und Weise, wie die Mitteilung den Weg in die Öffentlichkeit fand, überrumpelt. Die meisten erfuhrendavon über den Ratsnews-letter. Eine gesonderte Information an den Integrationsrat erfolgte nicht, wofür sich die Integrationsbeauftragte Coletta Manemann auch entschuldigte: „Das nehme ich auf meine Kappe. Mir war nicht klar, dass die Nachricht nicht automatisch an die Mitglieder des Integrationsrates gesandt wird.“

Der Verwaltung sei das Fest sehr wichtig

Sie erklärte gemeinsam mit dem Leiter der Bürgerdienste Günter Dick, dass der Stadt „das Fest sehr wichtig ist“. Es sei aus Sicht der Verwaltung aber eine Neustrukturierung notwendig. Beide begründeten das mit wachsendem Organisationsaufwand und höheren Sicherheitsauflagen. Mit dem jetzigen Personal sei das nicht zu stemmen. Deshalb der Vorschlag, einen professionellen Veranstalter ins Boot zu holen und ihn beratend zu begleiten. Das brauche aber Zeit bis zum nächsten Jahr. Die meisten Ratsmitglieder sprachen sich gegen eine Privatisierung aus. Es gab aber auch Stimmen, die in einem neuen Veranstalter eine mögliche Verbesserung sehen.

Das Fest habe sich in den vergangenen Jahren immer mehr von einem Informationsfest der multikulturellen Vereine hin zu einem Unterhaltungsfest mit Essen und Trinken entwickelt. „Bei einigen informierenden Vereinen führt das zu Unmut, weil sie es immer schwerer haben, sich zu präsentieren. Sie müssen aber bis zum Schluss bleiben, weil fehlende Stände unschöne Lücken reißen“, so Manemann. Es gebe immer wieder Beschwerden. Was die Mitglieder des Integrationsrates verblüffte, war die Aussage von Dick, „dass die weltpolitische Lage zu Veränderungen im Miteinander auf dem Fest geführt hat“. Minderheiten seien angegangen worden, und es habe „fragwürdige politische Aussagen“ an den Ständen gegeben. Konkreter wurde Dick nicht.

Von Streitereien nichts mitbekommen

Integrationsratsmitglied Rene El Saman (Grüne), der von solchen Streitereien im vergangenen Jahr nichts mitbekommen hatte, erklärte: „Wenn es tatsächlich solche Sicherheitsbedenken gibt, sollte die Stadt erst recht weiterhin als neutraler Organisator auftreten.“ Der Gremiumvorsitzende Rahim Öztürker sagte: „Ich habe keine Erkenntnisse von Streitigkeiten.“ Sowohl Gereon Schüller (SPD) als auch Jürgen Repschläger (Linke) hatten in den vergangenen Jahren ein gelungenes und ausgewogenes Fest wahrgenommen. Georg Goetz (CDU) und Moussa Archaki (BIG) sprachen von einer wichtigen Feier für die ganze Stadtgesellschaft. „Wenn Sie nicht genügend Personal haben, um das Fest weiterhin zu organisieren, müssen Sie sich auch mal wehren“, sagte Repschläger in Richtung der Verwaltung.

Das Kultur- und Begegnungsfest „Vielfalt!“ gibt es seit 2010. Entstanden ist es aus dem Internationalen Begegnungsfest, das Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes 1993 ins Leben gerufen hatten, und dem Tag der interkulturellen Begegnung. Für Kulturvereine ist es eine Plattform, um über ihre Arbeit zu informieren. Sie bereiten Essen aus ihrer Heimat zu und generieren aus dem Verkauf Geld für die Vereinskasse. Auf der Bühne vor dem Alten Rathaus haben die Vereine die Möglichkeit, Musik und Tänze aufzuführen.

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