Werbung für Innovationsfreundlichkeit "Innotruck" macht Station in Bonn

Bonn · Das Bundesforschungsministerium warb in Bonn mit einem mobilem "Innotruck“ für Spitzentechnologie. Die Debatte um deren Chancen und Risiken müsse dringend geführt werden.

 Eva Zolnhofer assistiert dem Industrieroboter YuMi beim Zusammensetzen einer Armbanduhr.

Eva Zolnhofer assistiert dem Industrieroboter YuMi beim Zusammensetzen einer Armbanduhr.

Foto: Martin Wein

Yumi weiß, was zu tun ist. Aus einem Sortiment mit Gehäusen unterschiedlicher Farben greift sich der handliche Tischroboter geräuschlos das passende Werkstück und legt es in eine Halterung. Dann kommt das Innenleben hinzu. Schließlich warten die Greifarme geduldig, bis Eva Zolnhofer das passende Armband eingelegt hat. Erst danach wird die Uhr zusammengesetzt.

Yumi ist eine echte Innovation, denn der praktische Helfer mit einem japanischen Frauennamen kann, wovon andere Industrieroboter noch Generationen weit entfernt sind: Kooperieren. „Seine Kollegen müssen zur Sicherheit alle in Käfigen arbeiten, damit sie Menschen nicht in die Quere kommen“, sagt Zolnhofer. Doch Yumi merkt Körperkontakt und stellt umgehend die Arbeit ein.

Mit neuen Anwendungen wie Yumi wirbt das Bundesforschungsministerium in seinem Innotruck bundesweit für Innovationsfreundlichkeit. Am Freitag machte das zweigeschossige Ausstellungsgefährt auf dem Parkplatz an der Rheinaue Station.

Menschen werden weiter gebraucht

„Innovationen machen unser Leben besser“, glaubt die promovierte Chemikerin Zolnhofer, die zusammen mit ihrem Fachkollegen René Novak den Truck durch die Republik begleitet. Als Exportnation für Hochtechnologie sei Deutschland auf ein positives Klima für neue Entwicklungen angewiesen. Andererseits müsse nicht jede Erfindung auch im Alltag Einzug halten. „Wir müssen über Chancen und Risiken ins Gespräch kommen“, fordert sie.

Begeistern können die Jung-Wissenschaftler in Turnschuhen ihre Besucher beispielsweise mit einem neuartigen Rasterelektronenmikroskop. Das Gerät für rund 50 000 Euro ist kaum größer als ein Kühlschrank fürs Büro und lässt sich mit sechs Knöpfen leicht bedienen. Selbst kleinste Strukturen erscheinen auf dem angeschlossenen Bildschirm in 60 000-facher Vergrößerung gestochen scharf.

Spannend auch ein 3D-Scanner im Obergeschoss, der seine Daten direkt in eine CAD-Software einspeist. So können Experten etwa in Kerosintanks nach feinsten Löchern suchen oder Flugzeugtriebwerke nach einer Kollision mit Vögeln begutachten. Ob dagegen jedermann künftig am Arbeitsplatz mit einer der vorgestellten Datenbrillen die Realität auszublenden gewillt ist, ist Geschmackssache.

Überhaupt zeigt auch der Innotruck, dass die Industrie 4.0 den Menschen keineswegs überflüssig macht. Um Yumi nach der Berührung wieder in Gang zu setzen, muss Eva Zolnhofer zuerst das unhandliche Bedienpanel unter der Theke hervorholen. Das sieht eher aus wie eine Konsole aus den frühen 80er Jahren. Ohne einen Druck auf den dortigen Reset-Knopf macht Yumi keinen Greiffinger krumm.

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