Kommentar zur Kündigung eines Behinderten Inklusion Fehlanzeige

Meinung | Bonn · Inklusion ist eines der Trendworte moderner Sozialpolitik. Dafür wird viel Geld ausgegeben. Bei der Integration Behinderter auf dem Arbeitsmarkt sieht es trotz aller Fortschritte weiterhin düster aus, meint GA-Mitarbeiter Martin Wein.

Wenn nicht einmal jeder Fünfte mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen in Deutschland eine reguläre Beschäftigung findet, ist das eine Bankrotterklärung an das System.

Führt ein Unfall oder eine schwere Erkrankung zu Einschränkungen, sind Vorgesetzte und Kollegen nicht nur gesetzlich verpflichtet, sondern häufig auch bereit, den Betroffenen zu unterstützen. Man kennt und schätzt sich und nimmt selbstverständlich Rücksicht.

Wer hingegen von außen kommt, hat schlechte Karten, wie das Beispiel von Hans-Achim Fricke zeigt. Denn trotz Diskriminierungsverbot findet sich in Wahrheit immer eine Begründung, warum ein Bewerber nicht passt. Und kaum ein Vorgesetzter geht das Risiko ein, sich einen potenziellen „Minderleister“ ins Team zu holen, der dann auch noch besonderen Kündigungsschutz genießt.

An der Situation, die der Gesellschaft einen hohen Sockel langzeitarbeitsloser Behinderter einbringt, bis diese zumeist irgendwann als berufsunfähig aus der Statistik verschwinden, wird sich erst dann etwas ändern, wenn es für Unternehmen zum guten Ton gehört, Menschen in allen Lebenslagen zu beschäftigen. Technische Hilfsmittel eröffnen dazu heute vielerlei Möglichkeiten.

Die Ängste der Unternehmen folgen ohnehin vielfach einfachen Stereotypen. In Wahrheit sind Arbeitnehmer mit Behinderung nachweislich motivierter als der Durchschnitt. Sie wissen schließlich ganz genau, was man über sie denkt.

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