Stabwechsel im Alten Rathaus In der Kutsche ist Nimptsch nur noch Bürger

BONN · Wechsel im Alten Rathaus in Bonn: Nach dem letzten Arbeitstag als Oberbürgermeister wurde Jürgen Nimptsch mit seiner Frau von einer Kutsche vom Stadthaus abgeholt. Nun übernimmt Ashok Sridharan das Amt seines Vorgängers.

Nach getaner Arbeit holen die Beueler Stadtsoldaten und der Beueler Schifferverein den scheidenden OB Jürgen Nimptsch und seine Frau Hanne mit einer Kutsche vom Stadthaus ab. Am Vormittag überreicht Nimptsch seinem Nachfolger Sridharan im Rathaus symbolisch den Staffelstab.

Nach getaner Arbeit holen die Beueler Stadtsoldaten und der Beueler Schifferverein den scheidenden OB Jürgen Nimptsch und seine Frau Hanne mit einer Kutsche vom Stadthaus ab. Am Vormittag überreicht Nimptsch seinem Nachfolger Sridharan im Rathaus symbolisch den Staffelstab.

Foto: Barbara Frommann

Sechs Jahre lang ist Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) beinahe täglich im Alten Rathaus ein- und ausgegangen. Sein Schreibtisch stand im wohl schönsten Büro der ganzen Stadt: Im sogenannten Kaminzimmer, gleich neben dem prächtigen Gobelinsaal. Wenn der 61-Jährige die Akten studierte oder Gäste empfing, schaute stets Kurfürst Clemens August von einem großen Gemälde an der Wand dem OB über die Schulter. Am Mittwoch war Nimptschs letzter Arbeitstag. Zeit zum Abschied nehmen. Von den Kollegen. Von den Politikern. Und natürlich von den Bürgern.

Größer könnte der Kontrast nicht sein: Soeben hat Nimptsch noch den Hauptausschuss geleitet. In nüchterner Atmosphäre des Ratsaals und in Rekordzeit. Strittige Themen stehen - anders als sonst - nicht auf der Tagesordnung. Auch nicht im nichtöffentlichen Teil. Jedenfalls heißt es so. An so einem Tag ist halt niemand aus den Fraktionen auf Streit aus. Nach nur knapp einer halben Stunde hat Nimptsch auch das geschafft. Er klappt seinen Laptop zu und verlässt das Stadthaus. Jetzt ist er nur noch der Bürger Jürgen Nimptsch.

Einen Moment muss er allerdings an der Stadthaus-Loggia warten, bis die Beueler Stadtsoldaten, der Beueler Schifferverein und Vize-Obermöhn Patty Burgunder Nimptsch und seine Frau Hanne Hufschmidt in eine Kutsche bitten. Mit Tambourcorps und großem Hallo geht es unter Polizeigeleit in Richtung Kennedybrücke.

Treffen in der Gaststätte

"Was ist denn hier los?", fragt ein junger Mann ganz erstaunt. Als erfährt, dass der bisherige Oberbürgermeister zum Abschied nach Hause kutschiert wird, zückt er schnell sein Handy. Dieses Fotomotiv will er sich nicht entgehen lassen. Andere Passanten winken der Fußgruppe samt Kutsche zu. Sie fährt inzwischen über den Friedensplatz. Nimptsch winkt den Leuten am Straßenrand freundlich zu. Dieser Auftritt gefällt ihm sichtlich besser als die dröge Sitzung von vorhin.

In Beuel geht es in eine Gaststätte, wo Nimptschs Nachfolger Ashok Sridharan (CDU) bereits auf ihn wartet. Erst jetzt übergibt Nimptsch ihm den Schlüssel für das Alte Rathaus. "Vorher ging es ja nicht, da war er ja noch im Amt und brauchte den Schlüssel noch", sagt Sridharan und schmunzelt. Dann wird gefeiert. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit, das heißt auch ohne die Medien.

Die dürfen auch nicht dabei sein, als Nimptsch sich am Vormittag von seinen Amtsleitern und Dezernenten im Rathaus verabschiedet. Zuvor hat er wie gewöhnlich noch die Sitzung des Verwaltungsvorstands geleitet. Der Gobelinsaal ist gut gefüllt. Auch hier ist Sridharan dabei und erlebt, so berichtet er später, einen Abschied in gelöster Stimmung.

Die Reden von drei Kollegen fasst später das Presseamt zusammen: "Wir haben Respekt vor Ihrer Leistung in Ihren sechs Jahren Amtszeit. Bonn wäre ohne Sie nicht so weit, wie die Stadt heute ist", habe zum Beispiel Stadtdirektor Wolfgang Fuchs (CDU) die Arbeit des scheidenden OB gewürdigt. Ob das Haus der Bildung, das World Conference Center Bonn, das Deutschland-Fest 2011 oder die aktuelle Herausforderung bei der Unterbringung und Integration der Flüchtlinge: Nimptsch habe all diese Themen zu seinen Themen gemacht, so Fuchs weiter.

Mit Witz und Humor die Arbeit von Nimptsch gewürdigt

Kollegialität habe in seiner Arbeit immer eine große Rolle gespielt. Und Respekt verdiene auch die Entscheidung des Oberbürgermeisters, nicht mehr für eine zweite Amtszeit bei der OB-Wahl im September zu kandidieren. Stadtdirektor Fuchs überreicht Nimptsch anschließend eine Urkunde: Als Ehrenbeamter darf er weiterhin als Standesbeamter Trauungen vollziehen.

Von der Rede Kurt Bergers, Leiter des Amtes für Soziales und Wohnen, schwärmen die Kollegen noch lange nach dem Empfang. Berger habe mit viel Witz und Humor die Arbeit Nimptschs gewürdigt, berichten sie.

Auf die Frage, was er nun macht, sagt Nimptsch ohne lange nachzudenken: "Erst einmal nichts." Dann erzählt er stolz von seinen beiden letzten Unterschriften, die er am Dienstag unter zwei wichtige Vereinbarungen gesetzt habe: Eine für den Rückkauf der Rechte für das einstige Markenzeichens Bonns, den Kussmund. Und die andere für das Kunstwerk "ARC '89" von Bernard Venet, das am Trajektkreisel der B 9 aufgestellt werden soll.

Nun ist Sridharan am Zug. Anders als Nimptsch bezieht er sein Büro im Stadthaus. Er will möglichst nahe bei den Mitarbeitern sein, sagt er. Der Tag beginnt für den gläubigen Katholiken mit einem Gottesdienst im Münster, den Stadtdechant Wilfried Schumacher und der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Bonn, Eckart Wüster, gemeinsam zelebrieren. Am Donnerstagabend leitet der 50-jährige ehemalige Kämmerer der Stadt Königswinter seine erste Ratssitzung. Zuvor wird Bürgermeister Reinhard Limbach Sridharan vereidigen und ihm die Amtskette umlegen.

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