Sommeruniversität in Bonn In den Ferien Uniluft schnuppern

Bonn · Vom Verfassen einer Mitschrift bis hin zur ersten Mahlzeit in der Mensa: In der „Sommeruniversität“ lernen Bonner Oberstufenschüler mit Migrationshintergrund das Leben an der Uni kennen.

 An der Sommeruniversität: Laura (von links), Dozent Arash Motlagh, Kalsuma, Gullanar und Julinda beschäftigen sich mit der Frage, wie es nach dem Abitur weitergehen könnte.

An der Sommeruniversität: Laura (von links), Dozent Arash Motlagh, Kalsuma, Gullanar und Julinda beschäftigen sich mit der Frage, wie es nach dem Abitur weitergehen könnte.

Foto: Benjamin Westhoff

Während ihre Schulkameraden die Ferien genießen, schnuppern die Studenten in spe zwei Wochen lang in den Uni-Alltag hinein. Was brauche ich, um für die Anforderungen in der Uni gut gerüstet zu sein? Wie bereite ich mich am besten auf ein Studium vor? Das sind Fragen, die sich wohl jeder Schulabgänger stellt. Ist man dazu noch mehrsprachig aufgewachsen und sich seiner Deutschkenntnisse nicht ganz so sicher, könnten die Sprachbarrieren vor einem Studium an einer deutschen Universität abschrecken.

Um den Sorgen der Schulabsolventen entgegenzuwirken, veranstalten das Goethe-Institut und die Abteilung für „Interkulturelle Kommunikation und Mehrsprachigkeitsforschung“ der Universität Bonn (IKM) in diesem Jahr zum zweiten Mal die „Sommeruniversität“. Ziel des zweiwöchigen Kurses ist es, den Schülern ein Studium schmackhaft machen.

Dazu besuchen die Teilnehmer – in diesem Jahr 13 Bonner Schüler – unter anderem Vorlesungen, erstellen Mitschriften, machen Sprachkurse und lernen bei einem Theaterpädagogischen Training, wie man vor Publikum spricht. „Viele Schüler aus Migrantenfamilien fangen wegen ihrer Sprachbarrieren nach dem Abitur Ausbildungsberufe an“, sagt Anne-Kathrein Weber, Leiterin des Bonner Goethe-Instituts.

„Wir wollen sie dazu ermutigen, stattdessen ein Studium zu beginnen.“ Deshalb sei die „Sommeruniversität“ auch keine Ferienfreizeit für Jedermann, sondern eine konkrete Hilfsmaßnahme für mehrsprachige Schüler. Der erfolgreiche Abschluss der Oberstufe sei eine Eintrittskarte, die die Schüler nutzen sollten, so Weber.

"Kurs hilft mir, mich auf dem Campus zurechtzufinden"

Einer, der diese Chance nutzt, ist Abdullah Alkakozai. Der 21-Jährige flüchtete aus Afghanistan, lebt seit elf Monaten in Deutschland und besucht hier eine Flüchtlingsklasse. „Nach dem Abitur möchte ich BWL studieren“, sagt Alkakozai. „Der Kurs hilft mir dabei, mich auf dem Campus zurechtzufinden.“

Auch für Gaelle Mboudou ist der Besuch der Sommeruniversität eine große Hilfe. Sie geht auf das Nicolaus-Cusanus-Gymnasium und möchte ein duales Studium im Finanzwesen absolvieren. „Meine Eltern kommen aus Kamerun“, sagt sie. „Bei mir zu Hause wird daher fast nur Französisch gesprochen.“ An dem Kurs gefiel ihr besonders das Theaterpädagogische Training. „Dort habe ich gelernt, wie man sich selbst gut präsentieren kann.“

Ob die „Sommeruniversität“ auch im nächsten Jahr stattfinden kann, ist fraglich, bislang wurden für das Projekt keine Sponsoren gefunden. „Die Kosten für den Kurs werden vom Goethe-Institut und der Universität getragen“, sagt Weber. „Die Stadt beteiligt sich bislang noch nicht.“ Die Flüchtlingskrise habe das Projekt in den Hintergrund gerückt, im Bildungssektor habe die Einrichtung von Flüchtlingsklassen Priorität gehabt.

„Dabei ist die Überführung von Schülern mit Migrationshintergrund von der Schule an die Universitäten wichtig für unsere Zukunft“, so Weber.

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