Kritik des ADFC In Bonn fehlen Abstellplätze für Fahrräder

Bonn · Für das nächste Jahr hat sich die Stadt Bonn als Ziel gesetzt, zur Fahrradhauptstadt in NRW aufzusteigen. Bisher fehlen allerdings aus Sicht des ADFC an vielen Straßen und Plätzen in der Innenstadt noch die nötigen Abstellplätze.

Ob auf der Poststraße, in der Nähe des Hauptbahnhofs oder am Kaiserplatz: Die Bilder gleichen sich überall. Jedes Geländer und jeder Laternenmast in der Bonner Innenstadt ist umzingelt von Fahrrädern, die dort angekettet sind. Dieser Zustand deutet auf ein Problem hin, das es an etlichen Orten im Zentrum gibt: Es fehlen richtige Radstellplätze.

Dass die Zahl der Abstellanlagen im gesamten Stadtgebiet ausgebaut werden muss, weiß die Stadtverwaltung spätestens seit Januar 2012. Damals veröffentlichte sie das „Konzept zum ruhenden Radverkehr in der Bonner Innenstadt“, verfasst vom Verkehrsplanungsbüro AB Stadtverkehr als Handlungsprogramm für das Jahr 2020. Dann soll Bonn bekanntlich zur Fahrradhauptstadt in Nordrhein-Westfalen aufgestiegen sein.

Teil des Konzepts sind eine Bedarfsermittlung von Stellplätzen für das kommende Jahr und eine Bestandsaufnahme des Angebots aus dem Jahr 2008. Damals wurde für das gesamte Gebiet rund um den Hauptbahnhof mit Blick auf das Jahr 2020 ein fehlender Bedarf von rund 900 Stellplätzen ermittelt. Auf die gesamte Innenstadt bezogen spricht das Verkehrsplanungsbüro sogar von mindestens 1700 Stellplätzen die fehlen. Inwieweit zumindest ein Teil davon bislang bereitgestellt wurde, vermochte die Stadt bis Mittwochnachmittag nicht ermitteln.

Engpässe am Hauptbahnhof

Schon die optischen Eindrücke machen aber deutlich, dass der Bedarf an vielen Stellen nicht gedeckt sein kann. Besonders prekär ist die Situation am Hauptbahnhof, wo durch die Bauarbeiten einige Anlagen entfernt worden sind.

„Dort sind uns nach Abschluss der Baumaßnahmen 800 neue Stellplätze angekündigt worden“, sagt Werner Böttcher, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Bonn/Rhein-Sieg. „Wir gehen aber davon aus, dass diese Anzahl nicht ausreichen wird.“ Laut Stadt sollen am Hauptbahnhof im nächsten Jahr 1400 bis 1500 Stellplätze zur Verfügung stehen, was rund 500 weniger wären als im Konzept als Bedarf genannt.

Problematisch ist für Böttcher am Hauptbahnhof außerdem, dass die 550 Stellplätze in der Fahrradstation der Caritas an der Quantiusstraße von Dauerparkern und wegen Eigenbedarf der Caritas komplett belegt seien. Diese Erfahrung musste auch Rainer Bohnet, Vorsitzender des Kreisverbands Bonn/Rhein-Sieg/Ahr des Verkehrsclubs Deutschland, machen: „Mir ist es selbst passiert, dass ich mein Rad dort abstellen wollte, es für Tagesnutzer aber keinen freien Platz mehr gab.“

Neben dem Hauptbahnhof sieht er einen großen Bedarf für Stellplätze auf dem Münsterplatz. „Da gibt es an den Rändern genug Flächen für Stellplätze. Dass diese den Platz nicht für Veranstaltungen blockieren dürfen, ist selbstverständlich“, sagt Bohnet.

Tiefgaragen als mögliche Alternative?

Was mögliche Flächen für Abstellmöglichkeiten betrifft, hat Böttcher einen Vorschlag: „In Tiefgaragen könnte man gut Abstellplätze einrichten, das wäre dann für den Betreiber auch ein neues Geschäftsmodell.“ In Gesprächen mit der Bonner City Parkraum GmbH (BCP) habe die jedoch Sicherheitsbedenken geäußert. Dies bestätigt die BCP auf Anfrage.

„Um Fahrräder in einem Parkhaus abstellen zu können, ist jeweils eine eigene Ein- und Ausfahrt für Auto- und Radfahrer nötig. In den bestehenden Parkhäusern ist das aber baulich nicht trennbar“, erklärt Pressesprecherin Veronika John. Ausnahmen seien die Stadthausgarage, wo es bereits Fahrradstellplätze gebe, und die derzeit im Bau befindliche Garage an der Rabinstraße nordwestlich des Hauptbahnhofs.

Auch an anderer Stelle wird bald für Radfahrer gebaut: Nach Auskunft der Stadt sollen im April am Bahnhaltepunkt UN-Campus die lange geplanten Arbeiten für die Bike&Ride-Anlagen beginnen und im August oder September abgeschlossen sein. Wie berichtet, wird es dort künftig 160 Stellplätze auf westlicher und 64 Stellplätze auf östlicher Seite geben. Dort behelfen sich Pendler derzeit ebenfalls noch mit Geländern als Abstellmöglichkeit.

Schrottreife Räder blockieren Abstellmöglichkeiten

Womöglich droht nach der Fertigstellung ein weiteres Problem, das bei Stellplätzen immer wieder zu sehen ist: Die Dauerbelegung durch sichtbar schrottreife Zweiräder. Die Stadt erklärt dazu, dass Mitarbeiter des Ordnungsamt und Polizisten der Wache Gabi regelmäßig Kontrollen durchführten und offensichtlich ungenutzte Räder mit einem Aufkleber versähen.

Nach Ablauf einer Frist von in der Regel 14 Tagen würden diese Räder erneut überprüft und nach einer weiteren, kürzeren Frist entfernt und je nach Zustand ins Fundbüro gebracht. Offensichtlich schrottreife Räder würden dagegen ohne Frist innerhalb kurzer Zeit entsorgt.

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