Einbruchschutz in Wachtberg In 16 Prozent der Fälle sind Fenster offen

WACHTBERG-BERKUM · Mehr als 40 Bürger haben sich gestern Vormittag am Berkumer Einkaufszentrum zu Einbruchsschutz beraten lassen. Kaum war das Polizei-Mobil angerollt, warteten schon die ersten Besucher. Angesicht der Einbrüche der vergangenen Wochen gab es viele Fragen.

 Polizeibeamte im Gespräch mit interessierten Bürgern: Der Beratungsbedarf am Polizei-Mobil am Wachtberger Einkaufszentrum ist groß.

Polizeibeamte im Gespräch mit interessierten Bürgern: Der Beratungsbedarf am Polizei-Mobil am Wachtberger Einkaufszentrum ist groß.

Foto: Axel Vogel

Eine Frau wollte zum Beispiel wissen, ob alte, hölzerne Rollläden vor Einbrechern schützen. Nein, erklärten die Bezirksbeamten. Es genügt nämlich, die Rollläden mit Stöckchen anzuheben und dann die dahinter liegende Tür oder das Fenster aufzuhebeln.

Auch wer gerade in einen Neubau gezogen ist, kann nicht damit rechnen, dass Türen und Fenster automatisch sicher sind. Anders als zum Beispiel in den Niederlanden verpflichtet das deutsche Baurecht nicht zum Einbau von nach DIN-Norm geprüften, einbruchshemmenden Türen und Fenstern. Hier hilft nur, sich vor dem Hausbau oder -kauf bei der Polizei zu informieren.

Anhand von Ausstellungsstücken zeigte Hans-Jürgen Hoppe, technischer Sicherheitsberater des Kommissariats Kriminalprävention, wie Fenster und Türen optimal gesichert sind. 80 Prozent der Täter steigen durch die Terrassentür oder die Fenster ein (meist seitlich oder von hinten), zwölf Prozent kommen durch die Haustür, so Hoppe. Als Einbruchswerkzeug genüge oft ein großer Schraubendreher, denn in 75 Prozent der Fällen werden die Türen und Fenster einfach aufgehebelt.

Und selbst das ist nicht immer nötig: In 16 Prozent der Fälle kommen die Täter durch ein Fenster, dass die Bewohner offen gelassen haben, herein. Auch Fenster im ersten Stock sind nicht vor Einbrechern sicher. "Oft genügt eine Mülltonne oder ein Regenfass als Aufstiegshilfe, um den Höhenunterschied zu überwinden", erklärte Hoppe.

Die Beamten informierten die Besucher auch über die verschiedenen Maschen der Täter. Diese befestigen zum Beispiel kleine Plastikwinkel an Türen, um zu überprüfen, wann diese im Laufe eines Tages geöffnet werden. Andere klingeln, um zu sehen, ob die Bewohner zu Hause sind. Wer da ist, bekommt oft eine abenteuerliche Geschichte aufgetischt. Hier rät die Polizei, Fremden die Tür nicht sofort zu öffnen, sondern stattdessen eine Kette vorzulegen oder zunächst durchs Fenster zu schauen. "Täter kundschaften tagsüber ihre potenziellen Ziele aus", sagte der Leiter des Bezirksdienstes, Peter Riedel.

Nach einem Einbruch ist die Umfeldbefragung besonders wichtig. "Die Bezirksbeamten sprechen mit den Geschädigten und mit der Nachbarschaft. Oft haben die Befragten etwas wahrgenommen, es aber nicht mit dem Einbruch verknüpft", sagte Riedel. Das könne zum Beispiel ein Geräusch gewesen sein oder aber "verdächtige Typen" in der Straße.

"Wir versuchen, die Leute zu sensibilisieren, damit sie sich trauen, die 110 anzurufen", erklärte Riedel. Das vergrößere die Chancen, Einbrecher zu fassen. Alle gesammelten Informationen werden zudem an die Kriminalpolizei weitergeleitet. "Die Puzzlearbeit lohnt sich", sagt Riedel.

In Wachtberg setzt die Polizei auch auf Schwerpunktkontrollen. In der vergangenen Woche haben die Beamten insgesamt 500 Fahrzeuge und 390 Personen überprüft. Dabei geht es laut Polizei-Sprecherin Daniela Lindemann darum, sogenannte reisende Täter zu fassen. Regulär sind zwei Streifenbeamte in Wachtberg unterwegs. Für diese Woche plant Peter Riedel erneut eine Schwerpunktkontrolle mit mehr Beamten.

Weitere Informationen zur Kampagne "Riegel vor! Sicher ist sicherer" und zum Bonner Polizei-Mobil gibt es im Internet unter www.polizei.nrw.de/bonn.

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