Geförderter Wohnungsbau Immer weniger Sozialwohnungen in Bonn

Bonn · Die Gewerkschaft IG Bau warnt vor einem weiteren Rückgang von geförderten Wohnungen. Die Zahl der Sozialwohnungen in Bonn liegt bei rund 10.000, die Anzahl der Baugenehmigungen geht zurück.

In Bonn bleibt der soziale Wohnungsbau hinter der Nachfrage zurück.

In Bonn bleibt der soziale Wohnungsbau hinter der Nachfrage zurück.

Foto: dpa

Bezahlbare Wohnungen vor allem in großen Städten sind Mangelware. Auch in Bonn. Trotz dieser Misere hat die Industriegewerkschaft Bauen, Agrar und Umwelt, kurz IG Bau, in ihrer Halbjahresbilanz einen deutlichen Rückgang an Baugenehmigungen in 2018 in NRW festgestellt. In Bonn ist der IG Bau zufolge von Januar bis Juli dieses Jahres gerade einmal der Bau von 238 neuen Wohnungen genehmigt worden - ein Rückgang von mehr als 30 Prozent im Vergleich zur ersten Hälfte 2017.

Insgesamt sank laut IG Bau die Zahl der Beschäftigten in den kommunalen Baubehörden in NRW zwischen 1995 und 2010 um 43 Prozent. Zwischen 2011 und 2016 noch einmal um weitere fünf Prozent. Dabei beruft sich der Vorsitzende des IG Bau-Bezirksverbands Köln-Bonn, Mehmet Perisan, auf die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Ein Dilemma, zumal viele geförderte Wohnungen aus der Bindung fallen und auf dem Markt dann zu deutlich höheren Mieten angeboten werden dürfen.

Auch in Bonn sind Vizestadtsprecher Marc Hoffmann zufolge in den letzten Jahren viele Wohnungen aufgrund planmäßiger und außerplanmäßiger Rückzahlung von Förderdarlehen aus der Bindung gefallen. „Aufgrund der Niedrigzinsphase ist leider nicht damit zu rechnen, dass dieser Trend nachlässt.“ In Bonn gibt es derzeit nur noch rund 10.000 geförderte Wohnungen. Das entspricht einem Anteil von sieben Prozent am gesamten Wohnungsbestand der Stadt. Als notwendig gilt ein Anteil zwischen zwölf und 14 Prozent. „Dementsprechend ist der Bedarf an preiswertem Wohnraum in Bonn in etwa nur zur Hälfte gedeckt“, sagte Hoffmann.

Aufgrund der soziodemografischen Entwicklung im Vergleich zum derzeitigen Wohnungsbestand in Bonn werde sich dieses Problem noch verschärfen. Die Krux: Die Zahl der Baugenehmigungen ist auch abhängig von der Zahl der Bauanträge, auf die die Stadt keinen Einfluss habe. „Die Verwaltung kann lediglich mittelbar durch die Schaffung von Planungsrecht eine geeignete Basis zur Antragstellung herstellen“, so Hoffmann. Zur Frage nach dem Personalbestand in seiner Bauverwaltung meinte Stadtbaurat Helmut Wiesner: „Mehr geht immer. Vor allem aufwendigere Genehmigungsverfahren für Großbauprojekte, wie wir einige davon in Bonn haben, benötigen mehr Personal und Zeit. Aber wir müssen auch den Aspekt der Personalwirtschaftlichkeit im Blick haben.“

Ein weiteres Problem seien die begrenzten Reserven an Bauflächen in Bonn. „Deshalb setzen wir verstärkt auf die Innenentwicklung und Baulandaktivierung.“ Sowohl die Zahl der parallel durchzuführenden Bebauungsplanverfahren als auch die Erfassung und Aufhebung nicht mehr zeitgemäßer Bebauungspläne werde mit verstärktem Personaleinsatz vorangetrieben. Wiesner: „Das hat dazu geführt, dass 2017 für mehr als 1 200 Wohneinheiten Baurecht geschaffen werden konnte.“

Bei allen Bemühungen werde es aber schwierig sein, dieses Niveau mittel- und langfristig zu steigern oder wenigstens zu halten. „Die Innenentwicklung und die damit einhergehende Verdichtung von Wohngebieten führt naturgemäß zu Konflikten, deren Bewältigung die notwendigen Bebauungsplanverfahren komplizierter und langwieriger machen“, sagt der Stadtbaurat. Verdichtung müsse mit der Strategie der „doppelten Innenentwicklung“, also der gleichzeitigen ökologischen Aufwertung innerstädtischer Freiflächen einhergehen. „Sie überwindet dabei aber nicht automatisch die Skepsis bei denjenigen, die mit Wohnraum versorgt sind und nun Veränderungen in ihrer Nachbarschaft mittragen sollen“, erklärt er. Mit dem Bonner Baulandmodell (siehe Infokasten) sei nun aber ein geeignetes Instrument geschaffen, um im Rahmen der Wohnungsbautätigkeit auch den dringend benötigten Bedarf an gefördertem und damit preiswerten Wohnraum aufzustocken. So könne der Verlust an aus der Bindung fallenden geförderten Wohnungen zumindest abgefedert werden.

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