Schwimmen im Rhein Im Strom lauert der Tod

BONN · Samstagnachmittag am Bonner Rheinufer: Viele Familien, Paare und junge Leute haben es sich am Ufer mit Decken, Grill und Getränken gemütlich gemacht. Manche suchen Abkühlung im Rhein. Was so idyllisch aussieht, kann höchst gefährlich werden.

Die Bonner Wasserschutzpolizei hat auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Einsätze wegen leichtsinniger Schwimmer zu verbuchen. Erst am Freitag kam es gleich zweimal zu Großeinsätzen. Mit glimpflichem Ausgang.

Der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) zufolge starben im vorigen Jahr 446 Personen durch Ertrinken, 182 beim Baden in Flüssen. Vielfach überschätzten die Schwimmer ihre Leistungsfähigkeit, heißt es von der DRLG. "Wenn wir gerufen werden, fahren wir immer mit voller Besetzung", erklärt Polizeihauptkommissar Thomas Isselbächer.

Das bedeutet: Neben der Wasserschutzpolizei mit ihren Booten ist auch die Feuerwehr und in der Regel auch die Luftrettung im Hubschrauber unterwegs. Oft sind es besorgte Spaziergänger, die einen Badenden im Rhein entdeckt haben und Alarm schlagen. "Das Hauptproblem ist, dass das Schwimmen im Rhein nicht überall verboten ist", erklärt Isselbächer. In diesem Jahr sei glücklicherweise noch niemand im Rhein zwischen Mehlem und Köln-Porz - dem Zuständigkeitsbereich der Bonner Wasserschutzpolizei - beim Baden ertrunken.

Es gelte immer noch eine Badeverordnung aus den 1950er Jahren, wonach grundsätzlich im Rhein gebadet werden darf. Nur unter Brücken, an Anlegestellen und im Bereich des Hafens ist es verboten. Ebenso unterhalb des Drachenfelsens. Dort ragt der Felsen in den Fluss hinein, wodurch die Strömung enorm schnell wird. Zudem müssten die Schwimmer zu allen Wasserfahrzeugen mindestens 50 Meter Abstand halten.

Nach dem Tod eines Siebenjährigen vor einigen Jahren in Höhe des Bootshauses in Oberkassel und eines weiteren Jungen, der versucht hatte, auf die Insel bei Hersel zu schwimmen, sind Isselbächer und seine Kollegen in Grundschulen unterwegs, um die Kinder über die Gefahren beim Baden im Rhein aufzuklären. "Seither ist in unserem Beritt kein Kind mehr beim Schwimmen im Rhein ums Leben gekommen", sagt er. Vielleicht habe der Unterricht der Wasserschutzpolizei dazu einen Beitrag geleistet.

Was macht den Rhein eigentlich so gefährlich? "Viele schwimmen zwischen den Kribben, weil sie das für ungefährlich halten. Das Gegenteil ist der Fall", erklärt der Hauptkommissar. Die künstlich angelegten Kribben dienen dazu, die Fließgeschwindigkeit des Flusses hoch zu halten, damit sich in den Fahrrinnen kein Geröll ablagert. Dadurch bildeten sich an den Kribben Strudel, die die Schwimmer in die Tiefe ziehen. Auch von den Schiffen droht Gefahr. Ihre Schiffsschrauben haben eine enorme Sogwirkung, denen selbst der kräftigste Schwimmer kaum entgehen kann. Hinzu kommt die schnelle Strömung des Rheins von sieben Stundenkilometern, die ebenfalls nicht unterschätzt werden darf.

"Wenn wir als Fußstreife am Ufer entlang gehen, wundern wir uns schon über den Leichtsinn vieler Leute. Dann sitzen Eltern entspannt auf den Decken und lassen ihre Kinder 120 Meter weit entfernt spielen." Für Isselbächer ist auch die Bäderdiskussion ein Grund dafür, dass immer mehr Menschen den Rhein als Naherholungsstrand mit Badegelegenheit entdecken. "Wenn die Preise steigen und die Öffnungszeiten kürzer werden oder gar Bäder schließen, bleibt das nicht aus", meint er. Persönlich hält er auch nichts davon, dass bei Sportevents, wie etwa beim Triathlon, ebenfalls im Rhein geschwommen wird. Zwar seien Rettungskräfte nahe dabei, sie könnten aber nicht in allen Fällen helfen.

Auch die Stadt Bonn warnt eindringlich davor, im Rhein zu baden und Kinder in den Rheinkribben spielen zu lassen. Mit 13 großformatigen Schildern weist sie an verschiedenen Standorten auf die Gefahren hin: "Baden im Rhein ist lebensgefährlich". Auch Folgendes liest man auf den Schildern am Beueler, Bonner und Bad Godesberger Rheinufer: "Schwimmen Sie nicht im Rhein, auch wenn es noch so verlockend ist. Achten Sie auf Ihre Kinder, damit der 'Strandurlaub' am Rhein nicht mit einer Tragödie endet."

Badeseen

Wer das große Gedränge in den Freibädern scheut, der findet Abkühlung auch in den Badeseen der Region. Sie sind eine wesentlich gefahrlosere Alternative zum Schwimmen im Rhein. Spiel, Sport und Spaß versprechen unter anderem der Rotter See in Troisdorf, der Allner See in Hennef, der Blaue See in Windhagen, der Otto-Maigler-See in Hürth/Gleuel, der Bleibtreusee in Brühl, der Liblarer See in Erftstadt, der Zieselsmaar in Kerpen oder der Fühlinger See in Köln. Verboten ist dagegen das Baden im Dornheckensee.

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