Passagiere der MS Germania Im Konvoi dem Spektakel entgegen

Bonn · Lange genug hat sich die MS Germania südlich von Linz gegen den Strom des Rheins gestellt. Jetzt hat das Warten ein Ende: Das Schiff nimmt Fahrt auf, umringt von einer großen Anzahl anderer Schiffe.

 Warm verpackt halten es die Passagiere auch an Deck aus. Schließlich muss der Konvoi im Bild festgehalten werden.

Warm verpackt halten es die Passagiere auch an Deck aus. Schließlich muss der Konvoi im Bild festgehalten werden.

Foto: Stefan Knopp

Eine bunt beleuchtete Armada auf dem Weg zum zweistündigen Feuerwerk. Am Ufer eröffnen Privatleute das Spektakel mit ein paar Raketen. In Linz geht es so richtig los: Bengalisches Feuer beleuchtet die Häuser am Ufer und die Schlösser am Hang. In Remagen bilden Scheinwerfer die historische Rheinbrücke nach.

In allen größeren Ortschaften ist am Samstagabend dafür gesorgt, dass vom ersten bis zum letzten Schiff im Rhein-in-Flammen-Konvoi alle etwas vom Feuerwerk haben. Dazu kommt von einem anderen der 52 Schiffe der entsprechend erhabene Soundtrack: Von John Miles' "Music" über "Conquest of Paradise" bis "Chariots of fire" ist alles dabei.

Auch auf der MS Germania selber wird musiziert: Auf dem Mitteldeck spielt das "Zinco Roman Ensemble" Jazziges, die Leute auf dem Unterdeck, die in Bad Godesberg zugestiegen sind, hören die "Riverboat Allstar Dixie-Band". Draußen auf dem Oberdeck hört man davon leider nichts, was ein bisschen schade ist.

Weiterhin hilft das Nachbarschiff aus: Dort läuft jetzt "Dancing Queen" von Abba, während man die festlich beleuchteten Orte Unkel und Oberwinter passiert. Überall sitzen und stehen Menschen am Ufer und starren gebannt in den Himmel, als würden dort UFOs landen. Rhein in Flammen - das Spektakel ist stärker als die Kälte.

Dabei kriechen Temperatur und Feuchtigkeit den Passagieren in die Glieder. Der Fahrtwind tut sein Übriges. Wie wohlig wäre es jetzt, an einem der Lagerfeuer am Ufer zu sitzen? Aber der Anblick des spektakulären Feuerwerks in Mehlem wärmt auch. Genauso wie der Blick auf den beleuchteten Schiffskonvoi. In Oberkassel steht das Ufer voller Menschen.

Die schwimmende Karawane erreicht die Rheinaue, die Partyschiffe machen die Musik aus. Warten auf den Höhepunkt. Den Blick nach oben gerichtet. Die Hinfahrt war weniger spektakulär: Vom Anleger am Bundeshaus kämpfte sich die MS Germania gegen den Strom, passierte die Insel Nonnenwerth auf dem westlichen Rheinarm, weil es der Wasserstand zuließ.

Familie Unger genoss das Panorama auf der Bugterrasse. Die Eltern aus Heilbronn hatten ihrer Tochter Christina, die in Bonn studiert, beim Umzug in eine andere Wohnung geholfen und belohnten sich nun dafür. "Lichterfeste gibt es am Neckar auch ", sagte Hendrik Unger. "Wir wollten mal sehen, wie schön es am Rhein ist."

Für Anwalt Norbert Anhalt war die Fahrt nicht neu: "Ich habe das vor neun Jahren schon mal mitgemacht." Er war mit Neubonnerin Barbara Reutin unterwegs, für die Rhein in Flammen eine Premiere war. Brigitte Schmidt war zum wiederholten Mal auf dem Schiff unterwegs. "Zu besonderen Anlässen gönnen wir uns das", sagte sie. Diesmal feierte sie an Bord ihren 50. Geburtstag.

Das Großfeuerwerk zum Wiegenfest Schmidts beginnt pünktlich um 23.15 Uhr, allerdings hört man zunächst keine Musik. Dann wird das Publikum von zwei Schiffen gleichzeitig, aber zeitversetzt beschallt. Während Willi Millowitsch und die Bläck Föös den Takt für das bunte Spektakel vorgeben, kommen die Passagiere zur Überzeugung, dass man Rhein in Flammen erst auf dem Schiff so richtig erlebt.

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