Bonns Bezirksbürgermeister Helmut Kollig "Ich will etwas für die Menschen bewegen"

Bonn · Interview mit Helmut Kollig, dem dienstältesten Bürgermeister der Stadt. Geplant ist, dass er die erste Hälfte der Wahlperiode im Amt bleibt.

 Nach der Sommerpause geht die Arbeit wieder richtig los: Bezirksbürgermeister Helmut Kollig an seinem Schreibtisch in der Bezirksverwaltungsstelle im Stadthaus.

Nach der Sommerpause geht die Arbeit wieder richtig los: Bezirksbürgermeister Helmut Kollig an seinem Schreibtisch in der Bezirksverwaltungsstelle im Stadthaus.

Foto: Richard Bongartz

Der Sozialdemokrat Helmut Kollig ist am 11. Juni mit zwölf Stimmen zum Bezirksbürgermeister Bonns wiedergewählt worden - mit Unterstützung der Grünen, der Linksfraktion und der FDP. Seit 2004 ist er nun in diesem Amt und damit dienstältester Bürgermeister der Stadt. Im Interview spricht er über die Aufgaben in der neuen Wahlperiode.

Wie ist das so, als einziger SPD-Bürgermeister unter all den CDU-Frauen und einem Mann?
Helmut Kollig: Ich habe nicht die Probleme, die Herr Nimptsch im Rat hatte und noch hat. Ich habe mich bisher gut mit den beiden Damen in Bad Godesberg und Hardtberg verstanden und vorher auch mit Gerhard Lorth von der CDU einiges für die Stadtbezirke bewirkt. Ich habe vor, die neuen Bezirksbürgermeister bald einzuladen. Es gibt viele Gemeinsamkeiten, aber auch gemeinsame Probleme.

Was ist Ihnen bei der Erfüllung des Bezirksbürgermeisteramtes wichtig?
Kollig: Der Erfolg. Und am besten ist es, den mit allen zusammen zu haben. Das ist in der vergangenen Wahlperiode gelungen. Wir hatten uns da an Sachfragen orientiert.

Erfolg auch als Machtfaktor?
Kollig: Nein. Irgendwer hat schon mal gesagt, dass ich ein gar nicht so politischer Bezirksbürgermeister bin. Was nicht heißt, dass ich keine Politik mache, aber ich versuche, ausgleichend zu wirken.

Was sind die Schwerpunkte für die nächsten Jahre? Was sind strittige Themen?
Kollig: Ich lege großen Wert darauf, dass wir mit mittlerweile acht Parteien genauso sachorientiert arbeiten wie in der vergangenen Wahlperiode und Verständnis füreinander haben. Überhaupt soll sich die Gesellschaft so verhalten, dass man wieder den Respekt untereinander pflegt. Themen sind etwa die stärkere Kontrolle des Lieferverkehrs in der Fußgängerzone, die Straßenunterhaltung, die Gestaltung vor und hinter dem Bahnhof, das Viktoriakarree, die Umgestaltung des Kurfürstenkarrees hinter dem Stadthaus und die Wohnraumverdichtung. Bei der Suchtproblematik in der Stadt müssten die Nachbargemeinden mehr tun. Wir arbeiten auch an einer neuen Parkraumbewirtschaftung in der Altstadt.

Was versprechen Sie sich von den Neuen, AfD und Piraten?
Kollig: Dass sie sich sachkundig einbringen, soweit sie das schaffen, was als Einzelkämpfer ja nicht so leicht ist.

Wie wollen Sie mit dem niedrigen Etat eigentlich konstruktive Politik machen?
Kollig: Das wird Thema beim Bezirksbürgermeistergespräch. Die letzten Kürzungen waren schon sehr schmerzlich. Ich möchte den Etat um 100.000 Euro erhöhen und ihn so auf den Stand von 2008 bringen. Gemessen am Stadthaushalt ist das nicht viel Geld. Die Ehrenamtlichen tun viel für ihre Vereine und die Gesellschaft. Da ist eine finanzielle Unterstützung notwendig.

Wollten Sie nicht vor der Wahl die komplette Amtsperiode im Amt bleiben? Jetzt sollen sie nach drei Jahren von den Grünen abgelöst werden.
Kollig: Das hatte ich angestrebt. Aber es sind Aussagen, die man trifft, bevor man das Wahlergebnis weiß. Fest stand damals, dass - wenn überhaupt - ich zuerst im Amt bin. Ich habe gesagt, und das auch der CDU, dass ich bereit bin, nach der Hälfte der sechsjährigen Amtszeit zurückzutreten. Was dann passiert, ist nicht klar. Auf jeden Fall muss ein neuer Bezirksbürgermeister gewählt werden. Fest steht allerdings, dass es keine Koalition gibt.

Wie sieht es nun mit den Mehrheitsverhältnissen in der Bezirksvertretung Bonn aus, und wie gehen Sie in den nächsten Jahren damit um?
Kollig: Es gab vorher schon wechselnde Mehrheiten. Manchmal setzten sich die kleinen Parteien durch, weil sich die großen nicht entscheiden konnten. Manchmal wird auch innerhalb der Fraktionen unterschiedlich abgestimmt. Wichtig ist: Vergessen Sie nicht, dass wir ein eigenständiges, gewähltes Parlament sind.

Ist das noch konstruktiv?
Kollig: Ja, da bin ich mir sicher.

Gibt es für einen Bezirksbürgermeister mit seinen vielen Terminen noch freie, ganz private Wochenenden?
Kollig: Ja. Aber zwischen Oktober und April ist meistens viel los, da kommt man schon mal auf 40 Wochenstunden im Ehrenamt, inklusive Samstag und Sonntag. Da braucht man einen starken und geduldigen Partner.

Was ist das Schönste am Bürgermeisteramt?
Kollig: Dass es unheimlich viele Begegnungen mit Menschen gibt, die man sonst wohl nie getroffen hätte. Und dann ist da noch das schöne Gefühl, für die Menschen etwas bewegen zu können.

Zur Person

Helmut Kollig ist gebürtiger Bonner, er stammt aus Kessenich. Der 65-Jährige, der zum zweiten Mal verheiratet ist, lebt seit 1971 in der Altstadt. Der Elektromeister unterhält dort seinen Ein-Mann-Betrieb. Er hat eine Tochter und einen Sohn aus erster Ehe. Kollig war schon früh politisch interessiert, er ist seit 26 Jahren SPD-Mitglied. Ab 1989 war Kollig Mitglied im Bau- und Vergabeausschuss. Seine Hobbys sind größere Fahrradtouren, Segeln und Skifahren.

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