Stadt untersucht Ursache Hunderte Tiere verenden im Rheinauen-See

Bonn · Die Stadt Bonn entfernt tote Fische und Wasservögel aus dem See in der Rheinaue. Ein Fachinstitut prüft nun die Ursache für die vielen Todesfälle.

Mit einem Kescher fischen Mitarbeiter des Amtes für Stadtgrün Tierkadaver aus der Mitte des Rheinauensees. Seit Mittwoch haben sie auf diese Weise mehrere hundert verendeter Tiere aus dem Gewässer entfernt. Allein am Mittwoch sammelten die Mitarbeiter 250 tote Fische und sechs tote Enten ein, am Donnerstag waren es 30 Fischkadaver und elf verendete Enten. „Nach Einschätzung des Umweltamtes ist davon auszugehen, dass toxische Bestandteile im See Schuld für das Sterben der Wildtiere sind. Die Ursache liegt in organischen Ablagerungen im See“, erklärt Stefanie Zießnitz vom städtischen Presseamt. Die Ablagerungen entstünden vor allem dadurch, dass Besucher die Tiere füttern würden. „Die Leute sind der Meinung, sie tun etwas Gutes, aber das tun sie nicht“, sagt auch Michael Mäckel, der den Bootsverleih am Rheinauensee betreibt.

Durch die zusätzliche Futterquelle vermehren sich die Tiere stärker als unter natürlichen Bedingungen. Die Folge: Das Gewässer wird durch den Kot der Tiere verunreinigt; im schlimmsten Fall kann der See dadurch sogar umkippen. Zusätzlich lagert sich auf dem Grund des Sees herabfallendes Laub von den Bäumen entlang des Sees ab. Bei warmen Temperaturen sinkt der Sauerstoffgehalt im Wasser, weil Sauerstoff aus den oberen Wasserschichten entweicht. Gleichzeitig beginnt die Sediment- und Schlammschicht zu gären und entzieht dem Gewässer ebenfalls Sauerstoff, Bakterien vermehren sich. „Unter Sauerstoffmangel ist die Gefahr größer, dass Giftstoffe entstehen“, erklärt Diplombiologe Peter Schmidt von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft. Unter anderem können sich dann Methan, Schwefelwasserstoff oder Botulin bilden.

Wasserproben werden untersucht

Woran die Tiere genau verendet sind, will die Stadt nun von einem Fachinstitut untersuchen lassen. Die Stadt stehe dafür mit dem Friedrich-Löffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tierseuchen, in Kontakt, um die Ursache für das Sterben der Wildtiere zu ermitteln. Vergiftungserscheinungen seien allerdings schwer nachzuweisen. Anders als bei Badeseen oder fließenden Gewässern, werden in Parkanlagen nicht regelmäßig Wasserproben genommen, so auch nicht im Rheinauensee. Die Stadt will nun Proben entnehmen lassen, die Experten der Bonner Uni untersuchen sollen.

Dass immer mal wieder tote Wasservögel am Ufer gefunden werden, sei nach Einschätzung von Alexander Heyd, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Bonn, zur Brutzeit im Juni normal, sofern es sich dabei um Jungtiere handle. „Wenn es ausgewachsene Tiere sind, hat das einen anderen Grund“, so Heyd.

Der See wird seit 2011 durch ein Pumpwerk mit Frischwasser versorgt, das aus dem Kühlsystem des Post Towers stammt. Das System bezieht das Wasser wiederum aus einem Brunnen. Die beiden Pumpen befördern so jährlich bis zu einer Million Kubikmeter Wasser in den See. Auch das Amt für Stadtgrün hat zwei weitere Pumpen installiert. Mitte April hatte die Stadt den See mit Spezialbooten abmähen lassen, um die Algenbildung einzudämmen. Für Herbst hat die Stadt weitere Maßnahmen zur Pflege geplant.

Dafür werden derzeit noch Angebote eingeholt, die nötigen Haushaltsmittel sind nach Auskunft der Stadt bereits angemeldet. Zur Auswahl stehen zwei Verfahren: das Abpumpen der Sedimentschicht oder die Installation von Belüftungshäuschen. Zusätzlich will die Stadt Schilder aufstellen, die Rheinauenbesucher auf die Folgen der Fütterung aufmerksam machen sollen. „Es ist bislang nicht angedacht, den See trockenzulegen“, so Zießnitz.

Eine Möglichkeit, um die Wasserqualität des Rheinauensees zu verbessern, sieht Heyd in der Abflachung einiger Uferbereiche. An natürlichen Uferbereichen können sich Wasserpflanzen ansiedeln, die Schadstoffe aus dem Wasser filtern und den Sauerstoffgehalt im Wasser erhöhen.

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