Licht trübt den Blick ins Universum Hobbyastronomen betreiben Sternwarte in Bonn

Bonn · Ein Verein betreibt die alte Sternwarte an der Poppelsdorfer Allee in Bonn. Das viele Laternenlicht der Umgebung macht die Forschung entfernter Sterne nicht immer leicht.

Die historische Sternwarte ist in einem prächtigen Backsteinbau untergebracht. Sie liegt mit ihren vier Türmen etwas versteckt hinter einem eher schmucklosen 70er-Jahre-Bau der Universität an der Poppelsdorfer Allee 47. Den östlichen Turm am Südflügel der Alten Sternwarte hat der Verein Volkssternwarte nach ihrem berühmten Begründer, den Astronomen Friedrich Wilhelm August Argelander benannt. Dieser hatte die Sternwarte 1845 eingeweiht.

Eine Reihe von Laternen weisen den Weg zum Vereinsgebäude der Hobbyastronomen, in dem noch ein historischer Refraktor, ein astronomisches Fernrohr unter der Kuppel zu bewundern ist. Dass die gute Beleuchtung des Geländes schon ein erstes Ärgernis für die Sternengucker bedeutet, erklären die zwei in dicke Winterjacken verhüllten Männer später. Das Stillsitzen in der feuchten Kälte des Rundbaus scheint ihnen nichts auszumachen. Peter M. Oden (65) und Peter Brüggemann (72) sind im Vorstand der Volkssternwarte. Der Erstgenannte ist als Physiker der Erste Vorsitzende, während der 72-jährige ehemalige General („Ich mochte schon immer Sterne“) sich im Vorstand um die Finanzen des Vereins kümmert.

Lässt sich mit Hilfe der Sterne eigentlich ein Blick in die Zukunft werfen? „Astrologie entbehrt jeglicher naturwissenschaftlicher Grundlage“, ist unisono von beiden zu erfahren. Das bestätigte schon eine legendäre Studie, in der man einigen Hundert Probanden versprach, ihr „persönliches“ Horoskop nach neuesten Erkenntnissen angefertigt zu haben. Nahezu alle sahen sich darin perfekt beschrieben. Erst später erfuhren sie, dass sie alle den gleichen Text bekommen hatten.

Baum vor dem Beobachtungsraum

„Wenn ich mal eine halbe Stunde durch das Teleskop sehe und dann kommt jemand und erzählt, mit der Groko gibt’s ein Problem, dann lächle ich nur noch“, sagt Brüggemann. Der Blick in die unendlichen Weiten des Universums rückt die Dimensionen wieder zurecht, meint auch Oden. „Man spürt, wie klein man hier ist“, ergänzt der Sternegeneral.

Und wie zum Beweis der Unwesentlichkeit unseres kleinen blauen Planeten nennen sie imposante Zahlen: Der nächste Stern, den wir sehen, ist mehr als vier Lichtjahre von uns entfernt. Ein Lichtjahr sind 9,5 Billionen Kilometer. Mit einem Teleskop lässt sich der „Proxima Centauri“ benannte Stern in klaren, dunklen Nächte, wo er hoch über dem Horizont steht, beobachten. „Doch die Lichtverschmutzung macht es von unserem Refraktorium aus kaum möglich“, ärgern sich Brüggemann und Oden. Schon die achtlos um die Sternwarte aufgestellten und nur mit übergestülpten schwarzen Müllsäcken dimmbaren Laternen schaffen ein so helles Umgebungslicht, das, von feuchten Luftschichten reflektiert, mit Teleskopen kaum zu durchdringen ist.

„Noch schlimmer ist nur noch, dass man uns vor unseren Beobachtungsraum einen Baum gepflanzt hat“, so Oden. Doch auch diese weltlichen Themen sind im Angesicht einer schon von der Hohen List in der Eifel aus sehr gut zu beobachtenden, etwa 100.000 Lichtjahre entfernten faszinierenden Milchstraße, die aus mehr als 100 Milliarden Sternen besteht und einen Durchmesser von etwa 1542 Trillion Kilometern aufweist, recht unerheblich.

Vor 45 Jahren wurde die Volkssternwarte Bonn als Verein mit dem Ziel gegründet, die populäre Astronomie zu verbreiten und die Amateurastronomie zu unterstützen. Heute hat der Verein etwa 100 Mitglieder. Geschäftsstelle und Bibliothek im Refraktorium an der Poppelsdorfer Allee 47 öffnen montags von 18.30 bis 19.30 Uhr. Dann stehen dort jeweils erfahrene Amateurastronomen Rede und Antwort zu astronomischer Fragen.

Bei klarem Himmel kann auch der Sternenhimmel über Bonn beobachtet werden. An (fast) jedem letzten Montag eines Monats lädt der Verein zu allgemein verständlichen Vorträgen ein, zu denen keine Vorkenntnisse erforderlich sind. Weitere Infos beim Verein Volkssternwarte Bon unter 0228/22 22 70 und auf www.volkssternwarte-bonn.de

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