Ausstellung von Ranga Yogeshwar in Bonn Hinter jedem Foto steckt ein Einzelschicksal

Bonn · TV-Moderator und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar hat am Mittwoch im Foyer der Telekom-Zentrale eine Ausstellung mit Porträtfotos von Flüchtlingen eröffnet. Sein Ziel: individuelle Leidensgeschichten von Flüchtlingen erzählen, Hürden und Ängste abbauen und somit Integration vorantreiben.

 Wollen die menschliche Seite der Flüchtlingskrise zeigen: Ranga Yogeshwar und Telekom-Personalchef Christian Illek neben dem Portrait von Flüchtling Lassana aus Guinea.

Wollen die menschliche Seite der Flüchtlingskrise zeigen: Ranga Yogeshwar und Telekom-Personalchef Christian Illek neben dem Portrait von Flüchtling Lassana aus Guinea.

Foto: Dennis Sennekamp

Wer sind „die Flüchtlinge“? Die meisten Deutschen nehmen die nach Europa fliehenden Menschen nur durch Zahlen, Statistiken und Verlaufskurven wahr – die bewegenden Einzelschicksale der Geflohenen verschwinden daher oft hinter Schaubildern und Grafiken.Das will Yogeshwar ändern. Ausnahmsweise hat das Engagement des Physikers dieses Mal nichts mit Wissenschaft zu tun.

„Mir geht es hierbei vor allem um die menschliche Komponente der Flüchtlingskrise und Kommunikation“, so Yogeshwar. „Ohne ein Bewusstsein für die persönlichen Schicksale ist es schwer, eine Bereitschaft für den direkten Austausch mit den Geflüchteten zu wecken. Das ist die Grundvoraussetzung für Integration.“ In seiner Ausstellung mit dem Titel „Nine Lives“ zeigt er neun Porträts von Flüchtlingen, die er selbst fotografiert hat. Dazu erzählt er die Geschichten der Personen auf den Bildern.

So wie die des afrikanischen Flüchtlings Lassana aus Guinea. Die Liebe zu einer Frau und ihr tragisches Schicksal zwangen den jungen Afrikaner dazu, seine Heimat für immer zu verlassen. Denn die Eltern seiner großen Liebe hatten seine Freundin einem anderen Mann versprochen. Doch sie erwartete ein Kind von Lassana – ein ungeheurer Tabubruch in der Heimat des Guineers. In ihrer Verzweiflung nahm sich die schwangere Frau das Leben und sprang in einen Brunnen. Lassana entschied sich zu fliehen. Ausgerüstet mit ein paar wenigen Habseligkeiten, darunter ein wenig Geld und ein Smartphone, machte er sich auf den langen Weg ins sichere Europa.

Zuerst ging es zu Fuß, dann auf einem Lastwagen und zuletzt auf der Ladefläche eines Pick-Up-Trucks nach Tripolis in Lybien. Allein diese Strecke hatte es in sich: mehr als 5000 Kilometer bei sengender Sonne durch trockenen Sand, entlang der Strecke die verwesenden Leichen von Leidensgenossen, die die Strapazen des Weges durch die Wüste nicht überlebt hatten. Von Tripolis sollte es auf einem Boot nach Lampedusa weitergehen, aber die italienische Marine fing Lassanas Boot kurz vor dem Ziel ab. Lassana war gerettet und kam schlussendlich in die Flüchtlingsunterkunft in Hennef, wo er Yogeshwar kennenlernte.

Der TV-Moderator engagierte sich seit Beginn der Krise im letzten Jahr für Flüchtlinge, half bei der Einrichtung der Unterkunft in seinem Wohnort Hennef und baute mit der Telekom eine Partnerschaft auf, die unter anderem mit ihren Wlan-Hotspots für freies Internet in den Unterkünften und Lagern sorgt. „Wir wollen mit unseren Hilfsmaßnahmen möglichst viele Chancen zur Kontaktaufnahme bieten und die Verständigung zwischen Menschen unterstützen“, so Telekom-Personalchef Christian Illek. „Daher passt die Ausstellung in unserem Haus perfekt zu unserem Engagement.“

Die Bilder sind noch bis Mittwoch, 9. November, ausgenommen an Wochenenden von 10 bis 18 Uhr im Foyer der Telekom-Zentrale, Friedrich-Ebert-Allee 140, zu sehen.

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