Krankenhauskeim in Bonn Hilferuf aus dem Uniklinikum

BONN · Der Personalrat des Bonner Universitätsklinikums (UKB) schlägt Alarm. In einem internen Schreiben, das dem GA vorliegt, fordert er den Vorstand des Klinikums auf, gegen andauernde Missstände im Pflegebereich vorzugehen. Kritisiert wird Personalmangel, der zulasten der Patienten gehe.

Normalerweise regeln Horst Löffel, Vorsitzender des Personalrats des Bonner Universitätsklinikums (UKB), und sein Kollege Ralf Lückerath Probleme mit dem Vorstand des Klinikums intern. Zumal sie davon überzeugt sind, dass im Haus gute Arbeit gemacht wird. "Hier wird exzellente ärztliche Leistung und auch in der Pflege erbracht, die Mitarbeiter reißen sich notfalls ein Bein aus", sagt Löffel.

Es muss also viel passieren, bis sich die Mitglieder des Personalrats mit einem Brandbrief an die Öffentlichkeit wenden und damit Gefahr laufen, dass der Ruf des Klinikums Schaden nimmt. Doch dieser Punkt ist offensichtlich erreicht. "Das ist uns nicht leichtgefallen", sagt Lückerath. "Aber wir das Fass ist übergelaufen", ergänzt Löffel.

Der Zeitpunkt war erreicht, als nach dem Fund des gefährlichen Krankenhauskeims "Acinetobacter baumannii" vor zwei Wochen Krankenhausbetten auf den Intensivstationen geschlossen wurden. Damit mussten Herzkatheterpatienten, die normalerweise auf Intensivstationen oder speziell ausgestatteten Überwachungsstationen nachbetreut werden müssen, auf kardiologische Normalstationen gebracht werden.

"Die Patienten wurden ohne jede apparative oder personelle Vorbereitung auf Normalstationen verlegt", so Löffel. Vier Pfleger hätten daraufhin 36 Patienten versorgen müssen. "Und die waren für diese Klientel nicht vorbereitet", sagt Löffel.

Nicht zum ersten Mal klagen Personalrat und Mitarbeiter über personelle Engpässe und Überforderung des Personals. Dass Patienten in Betten auf dem Flur der medizinischen Intensivstation behandelt werden, sei mittlerweile auch Normalfall. "Das kann mal passieren, aber wenn es Routine wird, dann geht es nicht mehr", sagt Löffel.

In der Mitteilung des Personalrats an die Mitarbeiter fordert der Personalrat den Vorstand auf, wirtschaftliche Interessen nicht auf dem Rücken der Mitarbeiter und zu Lasten der Patienten auszutragen. Klare Worte, auch wenn der Personalrat weiß, dass dieses Problem nicht allein die Uniklinik betrifft. "Alle Krankenhäuser sind in dieser Situation, das ist Ausdruck der Gesundheitspolitik", meint Lückerath.

Besonders fatal wirke sich das System der Fallpauschalen aus (siehe "Wie werden Krankenhäuser finanziert?"). "Für die Krankenhäuser steigt damit der Wettbewerb und Kostendruck enorm. Und die Patienten werden nach der Devise ,Guten Tag, Auf Wiedersehen' behandelt", so Löffel.

Ein Krankenhaus wie das Bonner Universitätsklinikum, das als Maximalversorger eingestuft sei, treffe diese Politik besonders hart. "Was sollen wir machen, wir können nicht einfach sagen, wir sind voll", sagt der Ärztliche Direktor Wolfgang Holzgreve. Er wehrt sich gegen die Vorwürfe, wirtschaftliche Interessen hätten zu keinem Zeitpunkt die Entscheidungen des Vorstands bestimmt. Das Klinikum sei immer bemüht, "maximal einzustellen".

Auch die interdisziplinären Intensivstationen seien voll besetzt. "Lediglich normale Fluktuationsschwankungen müssen ausgeglichen werden", so Holzgreve. Die außergewöhnliche Belastung sei aufgetreten, weil zur Eindämmung der Keime im Bereich der infizierten Patienten eine 1:1-Betreuung umgesetzt wurde. "In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt wurde aber auch vereinbart, dass wir aufgrund unserer Einstufung als Klinikum der Maximalversorgung keine Notfallpatienten abweisen werden."

Wie werden Krankenhäuser finanziert?

Während es früher einen Tagessatz gab, den die Kassen zahlten, solange der Patient im Krankenhaus war, wird mittlerweile nur noch eine sogenannte Fallpauschale bezahlt. Das heißt, für den Bruch des Unterarms zum Beispiel, wird, je nach Schwere, ein vorher genau festgelegter Betrag gezahlt. Diese Beträge wurden vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) festgelegt.

Das bedeutet, je schneller der Patient geheilt ist, und je früher er das Krankenhaus verlässt, umso mehr rechnet sich die Pauschale für das Krankenhaus. Bleibt der Patient länger, steigen die Kosten für das Krankenhaus, und es droht ein Minusgeschäft. Die Fallpauschale deckt nur die Kosten für die Behandlung. Weitere Mittel erhält das UKB Bonn vom Land NRW.

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