Interview mit Dave Davis Heimspiel in Bonn am 17. Januar mit "Live und in Farbe"

BONN · Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Niemand! Und das ist auch gut so. Denn der TV-bekannte Bonner Comedian Dave Davis führt mit erfrischender Leichtigkeit alles ad absurdum, was wir über "Bürger mit Melaninüberschuss" zu wissen glauben. Am Freitag, 17. Januar, gastiert er mit seiner Bühnenfigur Motombo Umbokko und seinem aktuellen Programm in der Bonner Oper.

 Dave Davis.

Dave Davis.

An so einem dunklen Tag wie heute, was würde Ihr Motombo Umbokko da sagen?
Dave Davis: So etwas wie: "Wenn die Sonne scheint auf deine Popo, dann hast du selbst im Dunkeln Licht." Ich weiß natürlich nicht, ob Sie Motombo in Ihrer Zeitung so zitieren können (lacht).

Ihr Toilettenmann ist eine Kunstfigur...
Davis: Ja, Motombo ist eine Art Narr. Er darf dem König Sachen sagen, die nicht jeder wagen kann. Auf der Bühne ist bei ihm natürlich alles anders, als wenn ich als Klarperson da stehen würde.

Wechseln wir zum realen Dave Davis. Wie kommt ein Versicherungskaufmann auf die Comedy-Bühne?
Davis: Ich hab' den Job ja eigentlich gemacht, damit ich schnell ausziehen konnte. Ich hab' geguckt, mit welchem Ausbildungsberuf ich das meiste Geld kriege. Damals standen Maurer und Versicherungskaufmann zur Auswahl. Die Afrikaner haben ja schon genug körperlich gearbeitet (lacht), und da habe ich mich doch tatsächlich für den Bürojob entschieden.

Und der lief wie?
Davis: Nach der Ausbildung habe ich das zwei Jahre in Köln gemacht, mir aber irgendwann gesagt: Ich möchte nicht als Konjunktivexistenz enden, und hab' gekündigt und dann erst mal Musik gemacht.

Haben Sie sich Ihre Figur Motombo irgendwo abgeguckt?
Davis: Ich dachte mir, wenn ich auf die Bühne gehe, dann am besten als Underdog, der auf der gesellschaftlichen Erfolgsleiter die unterste Sprosse besetzt. Ich glaube, wenn man in einem Anzug dasteht und den Menschen pointenlos Spiegel-Wissen erklärt, ist die Fallhöhe viel geringer als bei meinem Motombo. Allein schon wegen seiner sprachlichen Barriere kann er sagen: "Der fette Vogel bricht den Ast." Oder Dinge wie "Hass IV". Bei diesen Wortspielen sollte man dann genau hinhören.

Wo holen Sie sich diesen Afro-Slang her?
Davis: Wahrscheinlich hab' ich Sprachtalent. Der eine kommt auf die Welt und kann gut mit Zahlen, aber das war mir nicht vergönnt. Kreativ ist bei mir eher die rechte Hirnhälfte. So wie Motombo gesprochen hab' ich schon immer. Man entscheidet ja nicht von einem Tag auf den anderen: So, jetzt bin ich mal lustig. Ich war Klassen-Clown. Und über die Jahre hat man sich da noch mehr Fertigkeiten angeeignet.

Comedian wurde also Ihr Traumjob?
Davis: Ja, für mich ist dieser Job genau das Richtige. Jeden Moment, den ich auf der Bühne verbringe, weiß ich: Ich bin genau da, wo mich das Universum oder wer auch immer haben möchte. Ich kann meine Musik, meinen Humor und meine Spontaneität ausleben. In "Live und in Farbe" reagiere ich auch darauf, was das Publikum fragt.

Macht das auch Spaß, wenn Sie in Bayern auftreten?
Davis: Ja freili. Das is a Gaudi (lacht). Die Bayern dachten schon teilweise, dass ich selbst Bayer bin. Das war für mich ein Kompliment.

Ein paar Klischees räumen Sie aber bei der Gelegenheit auch aus...
Davis: Was ich mache, ist Comedy, Kabarett und Humor. Ich liebe den flachen Witz. Ich mag den geistreichen Witz. Und ich mag auch die Spitzen. Weil ich denke, die Leute wollen ganzheitlich unterhalten werden. Ich fände es langweilig, wenn ich die ganze Zeit Weltverbesserungsvorschläge anhören müsste. Man braucht aber nur einmal in eins der Fastfood-Restaurants mit dem großen M zu gehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man da einen weißen Toilettenmann findet, ist eher gering. Mein Motombo ist also voll aus dem Leben gegriffen.

Ihr Motombo ist, nebenbei gesagt, ein Flüchtling.
Davis: Ja klar. Wenn die Hütte voll ist, dann fragt der, wann er zuletzt so viele Menschen auf einem Fleck zusammengedrängt gesehen hat. Dann sagt er: "Ach ja, bei meiner Überfahrt." So was ist immer gut, um so einem Abend direkt mal einen kleinen Dämpfer zu geben.

Das Lachen bleibt einem im Halse stecken.
Davis: Tja, wenn ich heute so durch die Gegend laufe und einen Nazi-Aufmarsch sehe, dann weiß ich auch nicht, ob das nicht eher ein Betriebsausflug vom Verfassungsschutz ist... Das baue ich einfach mit ins Programm ein.

Letzte Frage: Udo Lindenberg, den parodieren Sie in Ihrer Show gerne?
Davis: Ja, aber ich lasse ihn dabei noch leben. Der ist für mich der Inbegriff der Liberalität auf der Bühne. Der hat schon in den siebziger Jahren begriffen, dass man den Menschen so nehmen muss, wie er ist. Der hat begriffen, was Globalisierung ist. Also letztlich auch meinen "African Way of Life".

Karten (24 bis 30,60 Euro) für Dave Davis' Programm "Live und in Farbe" am Freitag, 17. Januar, ab 20 Uhr in der Bonner Oper, Am Boeselagerhof 1, gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

Zur Person

Als Dave Davis 1973 in Köln geboren wurde, dachten wohl noch nicht mal seine aus Uganda stammenden Eltern, dass er die Menschen in Deutschland zum Lachen bringen würde. Über den Ausbildungsberuf Versicherungskaufmann gelangte er auf die Bühne. Der Träger des Deutschen Comedypreises 2010 und zweifache

Prix-Pantheon-Gewinner 2009 lebt in Bonn und ist derzeit mit schwarzem Humor und seinem zweiten Soloprogramm "Live und in Farbe" unterwegs.

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