Kreuzberg: Heilige Stiege ist Karfreitag geöffnet Heilige Stiege in Bonn ist für Pilger offen

Bonn · Die Heilige Stiege auf dem Kreuzberg ist Karfreitag für Pilger geöffnet. Die 28 Stufen der Hauptstiege werden von den Besuchern traditionell auf den Knien erklommen.

Karfreitag an der Heiligen Stiege, die aus drei Treppen besteht: die Hauptstiege wird auf Knien erklommen.

Karfreitag an der Heiligen Stiege, die aus drei Treppen besteht: die Hauptstiege wird auf Knien erklommen.

Foto: Barbara Frommann

Hoch oben auf der Anhöhe des Bonner Kreuzberges gelegen findet sich die Kreuzbergkirche, ein „Juwel der Bundesstadt“, wie es auf der Internetseite des Vereins Kreuzberg Bonn heißt. An die 1627 errichtete barocke Kreuzbergkirche angebaut ist die Heilige Stiege, die an Karfreitag ihre Pforten öffnet. Christliche Pilger können den Wallfahrtsort genauso wie anders- oder nichtgläubige Menschen besuchen, um des Leidensweges Jesu zu gedenken.

Die Heilige Stiege, die der berühmte Barockbaumeister Balthasar Neumann entworfen hat und die Kurfürst Clemens August daraufhin stiftete, wurde im Jahre 1751 eingeweiht. Sie ist eine Nachbildung der Scala Santa in Rom. Diese ist eine Treppe aus, so sagt man, dem Palast des Pontius Pilatus, die Jesus vor seiner Verurteilung hinaufsteigen musste. Bereits im Jahre 326 habe die Heilige Helena sie nach Rom bringen lassen.

Die Heilige Stiege in Bonn besteht aus drei Treppen, einer breiten Hauptstiege in der Mitte und zwei Treppen an den Seiten. Die 28 Stufen der Hauptstiege werden von den Besuchern traditionell auf den Knien erklommen. Das Knien sei hierbei „ein Zeichen der Verehrung und der Pietät“, erklärt Karl-Heinz Menke. Er ist emeritierter Professor für Dogmatik und Theologische Propädeutik der Universität Bonn und nun seit vier Jahren Rector ecclesiae der Kreuzbergkirche. Er erläutert, dass jedes Jahr an Karfreitag zahlreiche Pilger, die eine Beziehung zu dem Ort haben, zur Heiligen Stiege kämen. Unter ihnen seien „selbst Leute, die mit Kirche nichts mehr am Hut haben“, für die die Stiege aber dennoch ein Ort der Besinnung und des Gebets sei. Wer die Stiege, entweder eben kniend auf der Hauptstiege oder aufrecht auf den seitlichen Treppen, hinaufsteigt, vermag an drei Stellen, auf der zweiten, elften und letzten Stufe, kleine Messingkreuze zu entdecken, die darauf hinweisen, dass dort Reliquien des Kreuzes Christi in die Stiege eingelassen sein sollen.

Menke erzählt außerdem, dass zu den vielen Pilgern, die die Heilige Stiege besucht haben, auch Napoleon Bonaparte zähle, wobei es sich nicht einfach um eine Legende, sondern um bezeugte Geschehnisse handele. In der Zeit der französischen Besatzung des Rheinlands ritt der Kaiser Frankreichs auf einem Schimmel den Kreuzberg hinauf. Bei der Heiligen Stiege angekommen widersetzte er sich bewusst den Weisungen des Papstes und erklomm die Stufen nicht etwa auf Knien, sondern ebenfalls auf seinem Schimmel reitend. Hierbei stürzte er und brach sich ein Bein, so blieb der Altar am Ende der Treppe mit Jesus am Kreuz als Erlöser unerreicht, Napoleons Verletzung galt als Strafe Gottes. Der Kreuzberg sei, so Menke, über Ostern hinaus ein symbolträchtiger Ort. Als das Rheinland von den Franzosen befreit wurde, seien viele Bonner auf die Anhöhe gekommen, wo sie zur Feier der Befreiung ein Feuerwerk entzündet haben.

Am Karfreitag ist die Heilige Stiege den ganzen Tag lang für die Pilger geöffnet. Um 15 Uhr beginnt in der Kreuzbergkapelle außerdem ein Gottesdienst, währenddessen die Stufen aber ebenso bestiegen werden können. Am Samstag herrscht tagsüber Glaubensruhe, bevor um 21 Uhr die Osternachtfeier, die bis in den Auferstehungstag hineinreicht, beginnt. Das sei mit etwa drei Stunden der längste und höchste Gottesdienst des Kirchenjahres, so Menke, Ostern habe für katholische Gläubige die größte Bedeutung.

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