Kommentar zum Wasserland Heikle Entscheidung

Meinung | Bonn · Ein beeindruckendes Projekt ist das Schwimmbad am Wasserland, findet GA-Redakteur Andreas Baumann. Doch die offenen Fragen bezüglich der Planung nehmen zu - nicht ab.

Das Wasserland am Heizkraftwerk ist ein beeindruckendes Projekt der Stadtwerke im Auftrag des Rates. Eine zweckmäßige, aber schöne Architektur, ein durchdachtes Nutzungskonzept, an dem viele Bürger mitgewirkt haben, eine moderne, energiesparende Technik – und deutlich mehr Schwimmzeiten, als sie Franken- und Kurfürstenbad zusammen bieten können. Und doch: Die Fragezeichen, sie werden mehr.

Bisher baut die Ratsmehrheit auf die Aussage der Stadtwerke, dass das Projekt wirtschaftlicher sei als die Sanierung der beiden alten Bäder. Aber ist das wirklich so, wenn die Verwaltung keine Stellen im Bäderamt streicht? Bisher wird die Dienstleistung „Bäder“ von 48 städtischen Mitarbeitern erbracht. Mit dem Wasserland kämen weitere 36 Vollzeitstellen hinzu – bezahlt durch das städtische Tochterunternehmen. Da außerdem auch ein Steuervorteil von 570.000 Euro mit einem Risiko behaftet ist, den die SWB in ihren Wirtschaftlichkeitsvergleich eingerechnet hat, kann der Rat im Moment nicht sicher sein, dass das Neubauprojekt günstiger wird als eine Sanierung.

Es sieht eher so aus, als gäbe es in beiden Varianten vergleichbar hohen Zuschussbedarf. Für den Neubau müsste sich Bonn mit rund 60 Millionen Euro aber viel höher verschulden, denn die Sanierung der beiden alten Bäder soll laut Gutachten rund 28,7 Millionen Euro kosten. Nun werden rein städtische Bauprojekte ja häufig teurer als geplant, wie das Beispiel Beethovenhalle zeigt. Und es ist unklar, ob die Kostenschätzung der Gutachter auch nur annähernd so umfassend und vorsichtig ist wie die 60-Millionen-Euro-Planung der Stadtwerke.

Genau das ist das Problem: Um sauber zwischen Neubau und Sanierung entscheiden zu können, müssten wohl exaktere Vergleichszahlen für einen Weiterbetrieb des Kurfürsten- und des Frankenbades her – einschließlich der städtischen Personalkosten in der Wasserlandvariante. In den Blick gehört außerdem die Frage, wie das denkmalgeschützte Frankenbad künftig genutzt werden soll. Denn das hat Einfluss auf den Umfang der unvermeidbaren Sanierung des Hauses.

Doch die Zeit drängt, weil wegen des gewaltigen Sanierungsstaus jederzeit weitere Bäder ausfallen können. Vielleicht sollte der Rat seine Entscheidung aber so lange vertagen, bis Stadtverwaltung und SWB ein effizienteres Personalkonzept ausgehandelt haben. Dafür wollen sich beide Seiten eigentlich Zeit bis 2019 lassen. Das aber bedeutet für den Rat eine Entscheidung im Blindflug. Noch zwei oder drei Monate zu warten, würde nach all den Jahrzehnten nicht ins Gewicht fallen.

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