Salafisten auf dem Friedensplatz Heftiger Disput um Koran-Verteilaktion

BONN · Es ist Landtagswahlkampf und alle Parteien warben am Samstag in der Fußgängerzone der Bonner Innenstadt um Wählerstimmen. Und mitten drin der vom Ordnungsamt der Stadt Bonn genehmigte Stand der islamistischen Gruppe der Salafisten auf dem Friedensplatz.

 Am Stand auf dem Friedensplatz verteilen die Salafisten den Koran in deutscher Übersetzung.

Am Stand auf dem Friedensplatz verteilen die Salafisten den Koran in deutscher Übersetzung.

Foto: Barbara Frommann

Junge Männer, zum Teil in den typisch langen Gewändern, verteilten kostenlos eine Übersetzung des Korans mit dem Untertitel "Die ungefähre Bedeutung in der deutschen Sprache."

Immer wieder entwickelten sich zwischen Passanten und den Salafisten heftige Diskussionen, die Emotionen schlugen zum Teil auf beiden Seiten hohe Wogen. Ein Mann, der sich selbst als Islamforscher bezeichnete, nannte vor laufenden Kameras von verschiedenen Fernsehteams die Verteilaktion verwerflich. Sie sei vordergründig harmlos, doch in Wahrheit gehe es um die Verbreitung der radikal islamistischen Ideologien. Schnell gab ein Wort das andere und beinahe geriet dieser Mann mit einem der Muslime aneinander, als dieser ihn des Standes verweisen wollte.

"Diskutieren bringt doch nichts", wehrte ein anderer, ein Konvertit, Fragen von Journalisten ab. Der junge Mann, ein Student aus Bonn, war ursprünglich Katholik. "Ich habe den Koran gelesen und bin dann konvertiert", erzählt er dann doch.

Schon im Vorfeld hatte es zu dieser bundesweit angelegten Missionierungsaktion der unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehenden Salafisten heftige Kritik gegeben. So sollen diese Muslime am Sonntag allein in Nordrhein-Westfalen in mehr als 13 Städten mit ihren Ständen vertreten gewesen sein. Die Stadt Troisdorf hatte allerdings wegen eines Formfehlers den Antrag für die Verteilaktion abgelehnt.

"Auch in Bonn hätte der Stand nicht genehmigt werden dürfen", meinte ein Passant aus Bad Godesberg. Schließlich handele es sich um eine antidemokratische Gruppierung, sagt er, und deshalb gehöre aus seiner Sicht eine solche Aktion verboten.

"Zumindest hätte man vorher im politischen Raum darüber diskutieren müssen", sagte Grünen-Bürgermeisterin Angelica Kappel, als sie am Stand vorbeikam. Die Stadtverwaltung habe schließlich um die Brisanz dieser Verteilaktion gewusst. Kappel will das Thema jetzt auf die Tagesordnung der Fraktionssitzung der Grünen heute Abend setzen lassen.

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