Trauermarsch in der Innenstadt Hebammen trauern um Malteser-Kreißsaal in Bonn

Bonn · Eine Aktion als später Protest gegen die Schließung der Geburtshilfe: Familien, Mütter und Hebammen zogen nach der Schließung der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Malteser-Krankenhaus durch die Innenstadt.

Mit einem roten, kindsgroßen Sarg schritten die Frauen vom Verein Mother Hood voran. Am Samstag führte die Bundeselterninitiative zum Schutz von Mutter und Kind in der Innenstadt einen Trauermarsch an, der an die Schließung der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Malteser-Krankenhaus im August erinnern sollte. An der Aktion nahmen 50 Menschen teil, darunter Familien, Mütter und betroffene Hebammen des Krankenhauses.

„Wir haben erst einen Tag vorher erfahren, dass die Geburtshilfe geschlossen wird“, sagte Sylvia Schneider, die als leitende Hebamme in der Malteser-Klinik angestellt war. „Ich muss die Sache erst einmal verdauen.“

In „Schockstarre“ befindet sich auch Katharina Przynski. Die 61-Jährige hat 30 Jahre als Hebamme im Kreißsaal gearbeitet. „Es war ein tolles Team, mein zweites Zuhause“, erzählte sie. Die elf Hebammen hatten der Verwaltung angeboten, den Kreißsaal unter ihrer Leitung weiterzuführen. Nur bei Notfällen hätte dann ein Arzt hinzugezogen werden müssen.

Krankenkassen zahlen mehr für Kaiserschnitte

Daran habe die Geschäftsführung jedoch kein Interesse gezeigt, so Schneider. „Das liegt am Abrechnungssystem. Kaiserschnitte werden höher vergütet als natürliche Geburten, und wir hatten uns der alternativen Geburtshilfe verschrieben“, berichtete Schneider.

Auch vermute sie, dass sich die Leitung nicht energisch genug um einem neuen Chefarzt bemüht habe. Über Monate konnte der Posten nicht besetzt werden. „In den letzten Jahren haben wir vieles versucht, um die Abteilung zukunftsfähig zu gestalten. Aber sie war relativ klein und damit weniger attraktiv für Fachkräfte“, hatte Geschäftsführer Martin Milde dem GA im Sommer erklärt.

Demonstration mit 50 Teilnehmern

Der Trend geht laut Mother Hood zu spezialisierten Zentralkliniken, zu denen die Frauen immer längere Wege zurücklegen müssten. Das Paradoxe sei, dass die Geburten bundesweit stiegen, aber immer mehr kleine Stationen schließen.

Im Malteser kamen etwa 600 Kinder pro Jahr zu Welt. Diese Geburten müssen nun auf andere Bonner Kliniken verteilt werden. Engpässe seien aber nicht zu befürchten, wie Johanniter-Chefarzt Uwe-Jochen Göhring dem GA erklärte. Hebamme Nette Elzner-Palmen hielt beim Trauermarsch dagegen: „Der Stellenschlüssel verbessert sich in den anderen Kreißsälen nicht. Es herrscht Unterbesetzung.“

Im Johanniter-Krankenhaus, Johanniterstraße 3-5, gibt es am Mittwoch, 10. Oktober, um 18 Uhr im Großen Saal einen Informationsabend zur Geburtsstation.

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