Gruppierung "Mother Hood" Hebammen haben Angst vor Akkordarbeit

BONN · Aus der bundesweiten Bewegung von Eltern und Engagierten für ein neues Versicherungssystem für Hebammen heraus, befindet sich der Verein "Mother Hood" in der Gründung. Mother Hood will auf die von ihnen stark kritisierten Versicherungsbedingungen und die damit verbundenen Arbeitsprobleme aufmerksam machen.

Daher hat die Bonner Ortsgruppe die Filmvorführung der Dokumentation "Einsame Geburt - Hebammen in Not" von Nadine Peschel mit anschließender Podiumsdiskussion in der Neuen Filmbühne organisiert. Die Dokumentation legt durch Experteninterviews die Situation dar: Rund 500 Euro kostet eine Berufshaftpflichtversicherung für eine Hebamme pro Monat, ohne diese darf sie nicht arbeiten. Um sich als freiberufliche Hebamme so finanzieren zu können, bedeutet das Akkordarbeit. Im nächsten Jahr läuft allerdings auch diese Versicherung aus.

Die Podiumsdiskussion mit Vertretern des Sankt-Marien-Hospitals und des Johanniter-Krankenhauses, des Bonner Hebammenladens, des Bonner Geburtshauses und von Mother Hood hat das Problem ganz real nach Bonn geholt. Zwar sei die Lage im Vergleich zu anderen Städten noch einigermaßen akzeptabel, doch Dr. Uwe-Jochen Göhring vom Johanniter-Krankenhaus stellte klar, dass sich bei der aktuellen Finanzlage sicher nicht alle Geburtsstationen in den örtlichen Krankenhäusern werden halten können. Parallel hören immer mehr Beleghebammen auf, so dass eine intensive eins zu eins Betreuung von Müttern und ihren Kindern vor und nach der Geburt ernstlich in Gefahr sei.

Die Berufshaftpflichtversicherung ziehe einen Rattenschwanz an Problemen hinter sich her für die Beleghebammen. Von natürlichen Geburten könne in den Krankenhäusern oft keine Rede sein, kritisiert Katharina Hartmann von Mother Hood. Mittlerweile sei jede dritte Geburt in Deutschland ein Kaiserschnitt. Diese Rate sei enorm gestiegen und gehe auch auf die mangelnde Aufklärung über Geburten schon in der Schule hervor. Viele Frauen und werdende Mütter seien nicht ausreichend über auftretende Schmerzen und Dauer einer natürlichen Geburt, aber auch über die Nachteile eines Kaiserschnitts aufgeklärt. Aus Angst vor Komplikationen möchten daher die meisten Frauen unter ärztlicher Aufsicht gebären, obwohl eine geschulte Hebamme oft ausreichend sei, stellte Elke Dickmann-Löffler vom Geburtshaus Bonn klar.

Eine weitere Filmvorführung mit Diskussion findet am Sonntag, 28. Juni, um 13 Uhr in der Neuen Filmbühne, Friedrich-Breuer-Straße 68, in Beuel statt.

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