Graffiti in Bonn-Poppelsdorf Hauswand frisch gestrichen und schon beschmiert

POPPELSDORF · Anita Gröll will den Spieß umdrehen: Statt eines Malers sollen nun von ihr bestellte Sprayer kommen.

 Ärgert sich über die Schmierereien an ihrem frisch gestrichenen Haus: Anita Gröll.

Ärgert sich über die Schmierereien an ihrem frisch gestrichenen Haus: Anita Gröll.

Foto: Richard Bongartz

Anita Grölls denkmalgeschütztes Haus steht an einer besonderen Stelle an der Straße Am Botanischen Garten. Es handelt sich praktisch um das erste Haus hinter der letzten Abfahrt der Reuterstraße, bevor diese in die A565 mündet.

Die fensterlose Seitenwand liegt wie auf dem Präsentierteller, jeder Autofahrer schaut drauf. Kein Wunder, dass es dort seit rund zehn Jahren schon einen fragwürdigen Blickfang gab: ein Graffito. Das verschwand, als das komplette Gebäude nun sandfarben neu angestrichen wurde. "Sein Gerüst war keine vier Tage weg, da hat schon wieder jemand die Wand beschmierte", berichtet Grölls.

"VDKS" steht dort in riesigen silbernen Buchstaben, schwarz und gelb umrandet vor blauem Hintergrund. Darüber ärgert sich die Poppelsdorferin sehr und hat bereits Anzeige erstattet. Doch die Polizei macht ihr wenig Hoffnung, dass der Sprayer gefunden wird. Fest steht, dass es sich um einen anderen "Künstler" handelt als den, der die exponiert gelegene Fassade vor Jahren als "Leinwand" nutzte. Erkennbar ist das an den Initialen, den sogenannten Tags.

Der mit der Denkmalbehörde abgestimmte Neu-Anstrich hat Anita Gröll rund 18.000 Euro gekostet. "Das Geld habe ich auch nicht mal eben in der Tasche", sagt sie zur Sachbeschädigung. "Ich gehe dafür arbeiten." Unverschämt sei nicht nur, das Haus mit Farbe zu beschmieren, sondern auch, für die Schmierereien ihr Privatgrundstück zu betreten. Denn nur so kommt man zu der Seitenwand.

Die Hausinhaberin ist froh, dass die Täter nicht schon beim Anstreichen aufs Gerüst geklettert waren und rumschmierten. Der Anstreicher hat Anita Gröll nun geraten, den bunten Schriftzug so zu lassen, wie er ist. Denn wenn er ihn überstreichen würde, könnte es sein, dass die Sprayer bald danach wieder am Werk sind.

Deshalb will die Poppelsdorferin nun den Spieß umdrehen: Zwei ehemalige Sprayer haben schon Kontakt zu ihr aufgenommen, wollen die Wand in Abstimmung mit ihr gestalten. Sie haben ihr gesagt, dass ihr Werk mit ihren Tags dann nicht wieder übersprüht würden. Denn gemäß dem Ehrenkodex in der Szene rühren Sprayer die Arbeit eines anderen eigentlich nicht an. Anita Gröll denkt, dass sie die Entwürfe bald zu sehen bekommt und die Wand wieder schön aussieht.

Wer illegale Graffiti sprüht, macht sich nicht nur strafbar, sondern verursacht schnell auch einen Schaden von mehreren Tausend Euro. Die Verursacher können dafür bis zu 30 Jahre lang zur Kasse gebeten werden, denn solange gelten die zivilrechtlichen Ansprüche des Geschädigten gegenüber dem Täter. Wer Verunreinigungen an städtischen Gebäuden entdeckt, kann diese der städtischen Graffiti-Hotline unter der Rufnummer 0228/775576 melden.

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