Innenstadt in Bonn Haus in der Bonngasse steht weiter leer

BONN · Die Schlagzeile "Marodes Adelspalais ist verkauft" ist inzwischen drei Jahre alt. Getan hat sich seitdem - zumindest von außen erkennbar - nichts. In der Bonngasse 23, in bester Lage direkt gegenüber dem Beethoven-Haus, steht die letzte Kriegsruine der Bonner Innenstadt. Immer wieder fragen GA-Leser nach, was aus dem Haus in prominenter Lage wird, zuletzt beim GA-Treff beim Friedrichstraßenfest.

 Leerstand in bester Lage: Das ehemalige Adelspalais steht gegenüber vom Beethoven-Haus.

Leerstand in bester Lage: Das ehemalige Adelspalais steht gegenüber vom Beethoven-Haus.

Foto: Bettina Köhl

"Das ist doch eine Schande", sagte eine Leserin. Sie hält außerdem die geborstene Schaufensterscheibe für ein Sicherheitsrisiko. Die Stadt hat bereits einen Baukontrolleur vorbeigeschickt, so das Presseamt. Für das Objekt Bonngasse 23 liege bereits seit Längerem eine Baugenehmigung vor.

"Diese ist allerdings unter der Auflage erteilt worden, dass seitens des Bauherrn die statischen Nachweise zu erbringen sind. Diese liegen uns bis heute nicht vor", so das Presseamt. Ein Bonner Immobilienmakler hatte im März 2010 die Presse über den Verkauf des Hauses informiert: Demnach hatte ein Bonner Geschäftsmann die historische Immobilie gekauft und wollte sie aufwendig sanieren.

In der vergangenen Woche hat der GA mehrfach versucht, über den Makler den Eigentümer zu erreichen. Vergeblich. Über aktuelle Pläne ist deshalb nichts bekannt. Das Haus mit der Nummer 23 ist die letzte Kriegsruine in der Bonner Innenstadt. 1944 waren die oberen Stockwerken zum Teil ausgebrannt.

Trotz seines maroden Zustands ist das Gebäude aus Sicht von Denkmalpflegern wertvoll, da im Inneren noch Teile der Ausstattung des letzten barocken Adelspalais erhalten sind. Alte Bonner Stadtpläne und Bauakten des 17. und 18. Jahrhunderts zeigen, dass es sich bei dem Gebäude Bonngasse 23 um einen Teil des ehemaligen Gudenauer Hofes handelt, ein Adelspalais aus kurfürstlicher Zeit.

Der Gewölbekeller ist aus großen Basaltblöcken errichtet, im Inneren soll es noch Reste barocker Türen, Kacheln und Wandverkleidungen geben. Die oberen Stockwerke wurden nach dem Krieg nicht wiederhergerichtet. Die Fensteröffnungen sind vernagelt, die Fenster im ersten und zweiten Stock sind ebenso wie die Bewohner nur aufgemalt.

Letzter Nutzer des Ladenlokals im Erdgeschoss war der Bonner Maler Carsten Carstensen. Von ihm stammt auch der Beethovenkopf an der Hausseite, der schon zu Missverständnissen geführt hat: Manche Touristen halten zunächst das falsche Haus für das Beethoven-Haus. Der neue Eigentümer wolle dem Palais zu altem Glanz verhelfen, kündigte der Makler vor drei Jahren an. Die Frage ist nur, wann.

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