Haribo Haribo aus Bonn machte selbst den Kaiser froh

BONN · Die Gummibärchen feiern in diesem Jahr ihren 80 - Täglich werden 80 Millionen Stück produziert - Naschkatzen in 116 Ländern lieben sie - Urahn war der "Tanzbär"

Haribo: Haribo aus Bonn machte selbst den Kaiser froh
Foto: Frommann/GA-Archiv

80 Millionen von ihnen kommen jeden Tag auf die Welt. In Kessenich, Solingen und Alicante. So viele, dass jeder Deutsche pro Tag eins essen könnte. Aneinander gereiht würde ihre Jahresproduktion dreimal die Erde umrunden. Und rund um die Welt werden sie genascht. In 116 Ländern. Am beliebtesten sind die roten. Die haben mit knapp 30 von durchschnittlich 87 Bärchen die klare Mehrheit in der Tüte.

Schon Wilhelm II. soll sie gemocht haben. Sie seien das beste, was die Weimarer Republik hervorgebracht habe, ließ der vom Throne verjagte Kaiser aus dem niederländischen Exil verlauten. Haribo machte selbst den Kaiser froh. Es waren die Gummibärchen, die es ihm angetan hatten.

80 Jahre ist es nun her, dass Hans Riegel, Vater der heutigen Firmenchefs Hans und Paul, die süßen Verwandten des Grizzly-Bären auf den Markt brachte. Der Anblick der Bärchen rief schon damals eher Esslust als Beschützerinstinkt wach. Dabei sehen die Vorfahren des "Goldbären" in ihrem Geburtsjahr 1922 noch nicht so appetitlich aus wie heute: Der "Tanzbär", wie Haribo den Urahn des Gummibärchens nannte, ist größer und magerer. Halt den Verhältnissen der Inflationsjahre entsprechend. Mit den Jahren dann wird der Goldbär kleiner und niedlicher.

An Farbe und (Geheim-)Rezeptur ändert sich wenig. Ausnahme: Mitte der 80er Jahre verschwinden die chemisch erzeugten Farbstoffe aus den kleinen Kerlen. Haribo reagiert damit auf das veränderte Ernährungsbewusstsein der Konsumenten. Die roten, gelben, grünen und weißen bekommen eine vornehme Blässe, weil ihnen nun Auszüge natürlicher Früchte und Pflanzen statt E-Stoffe Farbe verleihen.

Apropos Ernährung: Eine Studentin der Fachhochschule Trier hat herausgefunden, dass Gummibärchen wichtige Aminosäuren enthalten, die der Körper selbst nicht bilden kann. 15 der 22 lebenswichtigen Eiweißbausteine fand die Studentin beim Sezieren der Tierchen. Doch selbst Wissenschaftler können das Geheimnis der Rezeptur nicht knacken.

Die Riegel-Brüder verweisen bloß auf die Tütenaufschrift: Glukose-Sirup, Zucker, Gelatine, Dextrose, Zitronensäure und diverse Aromen. Die Fruchtgummimasse wird in Platten von rund 500 Maismehl-Förmchen gegossen. Drei bis fünf Tage trocknen die Bärchen in ihrem Bett, bis sie dann einen feinen Überzug aus Bienenwachs bekommen. So kleben sie nicht, wenn sie schließlich eng an eng in ihren durchsichtigen Tüten auf Naschkatzen wie Gottschalk und Co. warten.

Auch ein anderes gut gehütetes Geheimnis will Hans Riegel Bonn nicht lüften: Wann denn die Goldbären nicht mehr in Kessenich produziert werden. Immer mal wieder gibt es Andeutungen, dass die Süßwarenproduktion wegen der beengten Verhältnisse vor die Tore der Bundesstadt verlagert werden soll. "Aber in frühestens acht bis zehn Jahren", heißt es dazu nur aus der Firmenzentrale.

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