Was Firmen tun können Dreimal pro Woche wird auf Bonns Baustellen geklaut

Bonn · Die Gelände sind oft groß und unübersichtlich. Werkzeug, Baumaterial und Maschinen liegen herum. Eine ideale Gelegenheit für Diebe – und die nutzen sie in Bonn reichlich.

 Diebstähle auf Bonner Baustellen bleiben ein Problem.

Diebstähle auf Bonner Baustellen bleiben ein Problem.

Foto: Benjamin Westhoff

2018 schlugen Diebe laut Polizeistatistik rund dreimal pro Woche auf den Baustellen der Stadt Bonn zu. Die Aufklärungsquote ist niedrig, die Täter sind oft schon über alle Berge, bevor der Diebstahl überhaupt bemerkt wird. Doch die Bauträger wehren sich: Immer öfter setzen sie Videoüberwachungssysteme oder Wachdienste ein.

„Die Diebstähle stellen ein großes Problem dar“, erklärt Thomas Radermacher, der Kreishandwerksmeister Bonn-Rhein-Sieg. Er hat den Eindruck, dass die Anzahl der Taten in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen hat. Auch seien die Diebe dreister geworden: „Früher kam es vor – wenn auch selten – dass nachts auf Baustellen abgeschlossene Werkzeug- und Materiallager der Firmen aufgebrochen und ausgeräumt wurden.“ Heute würden die Diebstähle auch tagsüber verübt; nicht einmal bereits eingebautes Material sei vor den Tätern mehr sicher.

Die Handwerker und Bauträger frustriert außerdem die niedrige Aufklärungsquote der Taten. 2018 wurde laut Polizei etwa jeder zehnte Fall aufgeklärt.Erklären lässt sich dies durch mehrere Faktoren: „Die Diebstähle werden meistens erst lange nach dem Zeitpunkt der Tat entdeckt“, beschreibt Simon Rott, Pressesprecher im Polizeipräsidium Bonn. „Auch Wetterphänomene wie Regen erschweren die Spurensuche.“ Somit fehlten den Beamten oftmals Ermittlungsansätze.

Videokameras und Sicherheitsdienste im Einsatz

Die Täterprofile sind, ebenso wie die gestohlenen Gegenstände, vielseitig. „Es kommen Tatverdächtige infrage, die bei günstigen Gelegenheiten abgelegte Werkzeuge entwenden“, so Rott. Es gebe aber auch überregional agierende Täter, die es auf hochwertige Werkzeuge oder Baumaschinen abgesehen hätten. Dazu kämen Metalldiebe, welche die Beute bei örtlichen Schrotthändlern zu Geld machten. „Ansonsten bietet das Internet Absatzmöglichkeiten“, erklärt Rott. Um sich vor den Diebstählen zu schützen, greifen viele Bauträger auf professionelle Überwachungstechnik zurück. Auf der Baustelle des Projekts „Schumanns Höhe“ in Endenich stehen gut sichtbare „Watchtower“. Dabei handelt es sich um auf Masten montierte Videokameras.

Auch auf der Baustelle zum Projekt Neuer Kanzlerplatz an der Reuterbrücke kommt ein professionelles Videoüberwachungssystem zum Einsatz. „So kann die Baustelle gar nicht erst von einer unbefugten Person betreten werden, ohne dass der Sicherheitsdienst in kürzester Zeit informiert wird“, erklärt der Bauträger Art-Invest Real Estate. Die Firma entschied sich zur Installation des Systems, nachdem ab und an Eisen gestohlen wurde. Nun gebe es keine Vorfälle mehr.

Mr. Wash setzt auf Sicherheitspersonal

Andere Firmen vertrauen auf einen Wachschutz. „Von Kameras bin ich nicht so überzeugt“, sagt Detlef Bertram vom Waschanlagenbetreiber Mr. Wash, der an der Ecke Bornheimer und Brühler Straße eine große Waschstraße baut. „Bis da im Ernstfall jemand kommt, sind die Diebe wahrscheinlich schon längst weg.“ Bertram schätzt, dass auf Baustellen von Mr. Wash jährlich ein Schaden von 30.000 bis 40.000 Euro durch Diebstahl entsteht.

Die Polizeistatistik gibt Anlass zur Hoffnung, dass der Schutz der Baustellen wirkt. Gab es im Jahr 2016 noch 202 Diebstähle, waren es 2017 noch 145. Nach 153 Taten im Jahr 2018 sinkt die Zahl erneut: „Die Fallzahlen liegen Stand August 2019 unter denen des Vorjahreszeitraums“, so Rott. Grund zur Entwarnung ist dies aber nicht. Laut Rott gebe es schließlich immer statistische Schwankungen.

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