Stadthaus in Bonn Handgreiflichkeiten im Bürgeramt?

Bonn · Vielleicht gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen: Bürger berichten von „tumultartigen Szenen“ vor dem Bürgeramt. An der Drehtür sei es am Mittwochmorgen sogar zu Handgreiflichkeiten gekommen, heißt es. Die Stadt dementiert, dass es lange Warteschlangen gab.

Wolfgang Fuchs will die Probleme im Bürgeramt bis zum Oktober gelöst haben.

Wolfgang Fuchs will die Probleme im Bürgeramt bis zum Oktober gelöst haben.

Foto: Horst Müller

Ein GA-Leser schickte der Redaktion ein zwar dunkles und verwackeltes, aber eindeutiges Foto von einer langen Warteschlange vor dem Bürgerbüro im Stadthaus, die bis aufs Plateau reichte. Das Foto des Lesers zeigen wir nicht, weil das die Persönlichkeitsrechte der darauf eindeutig zu erkennenden Wartenden verletzen würde. Auf Anfrage teilte ein Sprecher des Presseamtes indes mit: „Heute Vormittag gab es keine langen Schlangen vor dem Eingang zum Dienstleistungszentrum. Auch Termine für viele Anliegen gab es am Vormittag noch für heute.“

Bürger berichten allerdings von ganz anderen Zuständen. Einer erzählte, er warte seit 6.45 Uhr am Eingang. Gegen 8 Uhr hatte sich schon eine Menschenmenge angesammelt, die weit auf den Platz in Richtung Maxstraße reichte.

„Als ein junger Mann, der lediglich seinen Ausweis abholen wollte, an den Leuten, die wegen eines Termins warteten, vorbei wollte, wurde er von einem älteren Mann erst verbal, dann körperlich angegangen. Er ließ den jungen Herrn einfach nicht durch die Drehtür“, berichtet eine Frau.

Am Schalter habe sich der junge Mann beschwert und die Mitarbeiterin der Stadt auf die Situation hingewiesen. Die habe nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, was da draußen passiere, interessiere sie nicht. „Die Kolleginnen und Kollegen im Dienstleistungszentrum haben leider keinen Einfluss auf das Verhalten der Wartenden“, so der Sprecher der Stadt.

Konflikte gebe es fast tagtäglich

„Darauf hat die Kollegin am Schalter hingewiesen, nachdem sie von einem Bürger darauf angesprochen wurde, dass er vor der Türe angegangen worden sei. Sie hat nicht gesagt, dass sie das nicht interessiere.“

Konflikte, die es laut Aussage vieler Betroffener fast tagtäglich gebe, könnten ganz einfach aus der Welt geschafft werden. Die Verwaltung müsse vor der Tür für die morgens Wartenden drei Schlangen einrichten: einen für Bürger, die noch keinen Termin, für jene, die bereits einen festen Termin am Schalter ausgemacht haben und schließlich für die Bürger, die nur ihren Ausweis abholen wollen.

In der jüngsten Ratssitzung hatte der Bürger Bund Bonn (BBB) beantragt, die Verwaltung möge „unverzüglich dafür Sorge tragen, dass An- und Ummeldungen innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist von zwei Wochen vorgenommen werden können und die für Bürger und Mitarbeiter teils unhaltbaren Zustände im Meldewesens und der Bürgerbedienung abgestellt werden“.

Marcel Schmitt (BBB) hatte gefordert, „zum bewährten dezentralen System mit den seinerzeit üblichen Öffnungszeiten zurückzukehren“. Der Antrag wurde von der Koalition aus CDU, Grünen und FDP abgelehnt. Unterstützung fand der Antrag bei allen anderen Fraktionen.

Die AfB enthielt sich. Falls sich bis Oktober im Dienstleistungszentrum nichts ändert, hatte Oberbürgermeister Sridharan angekündigt, werde man zum alten System mit Wartemarke zurückkehren. Stadtdirektor Wolfgang Fuchs will sich in diesem Fall von seiner Aufgabe als Organisationsdezernent verabschieden.

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