Umbenennung von Straßen Gruppe will, dass Hindenburgplatz und Hindenburgallee aus Bonn verschwinden

Bonn · Erneut will eine Initiative die Umbenennung zweier nach dem früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg benannter Bonner Straßen erreichen. Mit einem früheren Vorstoß hatten sie keinen Erfolg gehabt.

 Umstrittener Namensgeber: Der Hindenburgplatz ist dem früheren Staatsoberhaupt gewidmet.

Umstrittener Namensgeber: Der Hindenburgplatz ist dem früheren Staatsoberhaupt gewidmet.

Foto: Roland Kohls

Vor fünf Jahren war ein ähnlicher Vorstoß erfolglos im Sande verlaufen, jetzt versucht es eine Gruppe Bonner um den Verein Wissenskulturen erneut: Mit einem Bürgerantrag will sie erreichen, dass der Name Hindenburg aus dem Bonner Stadtbild verschwindet. Ginge es nach der Initiative, so würde der nach dem früheren Reichspräsidenten benannte Hindenburgplatz in Dottendorf ebenso umbenannt werden wie sein Namensvetter in Plittersdorf, die Hindenburgallee. Ebenso fordert sie in ihrem Antrag, den Politiker und Generalfeldmarschall von der Liste der vor 1969 bezeichneten Bonner Ehrenbürger zu streichen. Die Hindenburg-Begeisterung vor hundert Jahren hatte ihren Ursprung vor allem in dessen militärischer Rolle im Ersten Weltkrieg.

Hindenburg sei ein Wegbereiter der Nazi-Herrschaft gewesen und habe Hitler als „seinen Kanzler“ betrachtet, argumentieren hingegen die Urheber des Antrags, der am Donnerstag kommender Woche im Bürgerausschuss des Stadtrates beraten werden soll. Ohne Unterstützung des Reichspräsidenten hätte Hitler seine totale Herrschaft nicht durchsetzen können. „Der Name Hindenburg steht gegen Demokratie, gesellschaftlichen Zusammenhalt und friedliches Zusammenleben“, schreibt Antragsteller Gert Pütz, der bereits beim letzten Anlauf für den Verein Wissenskulturen gesprochen hatte. Er und seine Mitstreiter halten das „ehrende Andenken Hindenburgs“ für einen „Fall demokratiegefährdender Geschichtsvergessenheit – nicht zuletzt in Bonn als einer Stadt von nationaler und internationaler Reputation. Für besonders unsensibel halten sie den Umstand, dass die nach dem von den Nationalsozialisten verfolgten Bonner Mathematiker Felix Hausdorff benannte Straße ausgerechnet auf den Hindenburgplatz zuläuft. Unterzeichnet ist der Bürgerantrag bislang von einem knappen Dutzend Personen, in einer nach Hindenburg benannten Straße wohnt von ihnen niemand.

Bereits vor einigen Jahren hatte es eine ähnliche Initiative zur Umbenennung der Hindenburgallee gegeben, die in der Bad Godesberger Kommunalpolitik allerdings keine Mehrheit fand. Dort wollte man seinerzeit vor allem der Meinung der Anwohner Gewicht verleihen, die von einer Umbenennung betroffen gewesen wären. Unter diesen jedoch hielt sich die Begeisterung über die Idee in Grenzen, was nicht zuletzt mit administrativem und mitunter finanziellen Aufwand einer Adressänderung begründet wurde. Und so ließ ein zweiter Bürgerantrag mit dem Ziel, alles beim Alten zu belassen, nicht lange auf sich warten. Von einer Umbenennung abzusehen, dies war auch die klare Mehrheitsmeinung bei einem unverbindlichen Testvotum während eines eigens anberaumten Bürgerdialogs im Juni 2015 – in der Hindenburgallee. Als Kompromissvorschlag stand seinerzeit die Idee im Raume, mittels Zusatzschildern eine kritische Reflexion der Person Paul von Hindenburg zu ermöglichen.

Um erneut für ihr Anliegen zu werben, wollen die Antragsteller nun am 25. Juni von 17 bis 19 Uhr auf dem Friedensplatz mit interessierten Bonner Bürgern über das Thema ins Gespräch kommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort