Verein in Finanznot Grün-Weiß Dransdorf braucht Finanzspritze

DRANSDORF · Walter Strunck macht sich große Sorgen. Vor einem Jahr hat der 73-jährige Ingenieur den Vorsitz des Dransdorfer Tennisvereins Grün-Weiß übernommen. Notgedrungen. Es fand sich einfach niemand mehr, der die Verantwortung für den finanziell angeschlagenen Club übernehmen wollte, erzählte er am Rande der Sitzung des Bürgerausschusses am Donnerstagabend.

 In die Jahre gekommen: Die Halle des Vereins Grün-Weiß Dransdorf.

In die Jahre gekommen: Die Halle des Vereins Grün-Weiß Dransdorf.

Foto: Max Malsch

Dort erläuterte der pensionierte Mitarbeiter der Stadtwerke Bonn ausführlich seinen Antrag, in dem er die Stadt um 10 000 Euro Soforthilfe bittet. Mit dem Geld könnte der Verein Spezialgeräte kaufen, um drei der dringend sanierungsbedürftigen Tennisplätze umgehend und drei weitere im nächsten Jahr instand setzen zu können.

"Das würden wir mit Hilfe der Mitglieder selbst stemmen", sagte er. Eine Maßnahme, die rund 90 000 Euro kostet; würde der Verein eine Firma damit beauftragen. 10 000 Euro statt 90 000 Euro. "Das ist sinnvoll angelegtes Steuergeld", warb er um Zustimmung.

Das ist aber noch nicht das Ende der Fahnenstange. Auch die Tennishalle ist in die Jahre gekommen. Obendrein müsste die Heizung ausgetauscht werden. Kosten: rund 30 000 Euro. Die dramatische Finanzlage seines von ihm vor mehr als 30 Jahren gegründeten Vereins ist nicht hausgemacht, versicherte Strunck auf Nachfragen der Politiker.

400 Mitglieder zählt der Club, darunter sind 150 Jugendliche. "Das gibt es in dieser Relation in keinem anderen Verein", sagte er. Entsprechend gering fallen die Einnahmen über die Mitgliedsbeiträge aus. "Würden wir sie erhöhen, liefen uns die Mitglieder weg. Das ist ein Teufelskreis."

Das Problem ist ein anderes: Als Strunck im vorigen Jahr den Vorsitz übernahm, entdeckte er, dass der Verein von der Stadt zur Zahlung von Erschließungskosten in Höhe von rund 78 000 Euro zuzüglich vier Prozent Stundungszinsen verpflichtet worden war. Weit mehr als die Hälfte habe der Verein bereits gezahlt. Dazu kommen die jährlichen Pachtzinsen an die Stadt für das 12 000 Quadratmeter große Areal am Roisdorfer Weg.

"Da blieb für die Instandhaltung all die Jahre natürlich nichts mehr übrig", erklärte Strunck die dramatische Lage des Vereins. Hinzu kam, dass die Stadt Bonn die Vereinszuschüsse 2011 und 2012 gestrichen hatte. Strunck hat sich inzwischen die Kostenbescheide der Stadtverwaltung genau angeguckt und festgestellt, dass sein Verein viel zu viel an Erschließungskosten gezahlt hat. "Die Tennishalle ist im Bebauungsplan als Sportanlage gekennzeichnet. Was soll sie auch anderes sein?", sagte er.

Demnach dürfe sie bei den Erschließungskosten nur mit dem Faktor 0,5 berechnet werden. Die Stadt habe dagegen den Faktor 1 angesetzt, somit habe der Verein bisher das Doppelte gezahlt. "Ich bin seit Oktober vergangenen Jahres damit bei der Stadt zugange.

Es heißt, der zuständige Sachbearbeiter sei länger erkrankt, es gebe keinen anderen, der sich darum kümmern kann", berichtete Strunck und löste damit großen Unmut unter den Politikern aus. Ein Mitarbeiter der Verwaltung beeilte sich zu sagen, dass sich jemand der Sache angenommen habe. Strunck müsse aber noch Unterlagen einreichen.

Darüber musste der Vereinsvorsitzende lachen. "Das hat mir bis heute niemand gesagt", wunderte er sich. Mit seinem Anliegen soll sich jetzt der Sportausschuss befassen. Außerdem prüft die Verwaltung, ob es sich bei dem Dransdorfer Tennisverein um einen Härtefall handelt. Für diese Fälle hatte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch kürzlich finanzielle Unterstützung zugesagt.

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