Haile Selassie Großer Staatsempfang für Kaiser von Äthiopien

BONN · Der Besuch des Äthiopiers ist 1954 der erste offizielle Besuch eines Monarchen in Deutschland nach dem Krieg. Zehntausende Bonner begrüßen den Kaiser von Äthiopien am 8. November 1954 am Bonner Bahnhof.

 Bundespräsident Theodor Heuss (von rechts), Kaiser Heile Selassie und Kanzler Konrad Adenauer hören der Hymne zu.

Bundespräsident Theodor Heuss (von rechts), Kaiser Heile Selassie und Kanzler Konrad Adenauer hören der Hymne zu.

Foto: ARCHIV/ENGELS

Haile Selassie ist der erste Monarch, der Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg einen offiziellen Besuch abstattet. Und der "Löwe von Juda" und sein Gefolge weilen sechs Tage in der Bundesrepublik.

Drei Tage weht die kaiserliche Standarte hoch über dem Hotel Petersberg im Wind, wo der 63 Jahre alte Kaiser und sein Gefolge gleich 45 Zimmer in Beschlag nehmen.

Für die Bundesrepublik mit Bundespräsident Theodor Heuss und Bundeskanzler Konrad Adenauer an der Spitze ist der Besuch ein Zeichen dafür, dass der Kaiser der Äthiopier gegen den Nachfolgestaat des Dritten Reiches keine Ressentiments hegt, wie es in der Berichterstattung des General-Anzeigers heißt.

Höhepunkte sind die Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Bonn, die Verleihung der Würde eines Ehrendoktors der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn und ein Empfang in der Bad Godesberger Redoute.

Der Kaiser bringt den Bonnern zwei in Gold und Silber gefasste Elefantenzähne, Speere und ein Schild mit. Die Bonner revanchieren sich mit einer kompletten Klassenzimmereinrichtung, bestehend aus 30 Bänken und Tischen, einem Pult und einer Tafel sowie einer dazu passenden Schenkungsurkunde. Für den Kaiser ein willkommenes Geschenk, sorge er sich doch sehr um das Schulwesen seines Landes, schreibt der GA.

"Salomons Erbe" wird von den Bonnern mit Pomp in Empfang genommen. Ein 60 Meter langer und zehn Meter breiter rot-weißer Baldachin überdeckt den Bahnsteig.

"Ein Dutzend Kameras der Wochenschauen surrten, Blitzlichter von mehr als 40 Fotografen huschten über den mit Kokosläufern ausgelegten Bahnsteig, um das einmalige Bild des märchenhaften Empfangs festzuhalten", schreibt der GA-Reporter damals.

Vom Bahnhofsvorplatz fährt der Kaiser an der Seite des Bundespräsidenten durch die Innenstadt zur Rheinbrücke - vorbei an den dicht gestaffelten Zuschauern. An der "Berliner Freiheit" tuten zwei junge Elefanten, und vier Kamele wölben ihre Unterlippen, berichtet der Reporter des General-Anzeigers.

"Zirkuschef Hagenbeck hatte zum Gruß diese Tierparade organisiert", erläutert er. "Vor 20 Jahren schenkte ihm Haile Selassie einmal vier Löwen."

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