Rhein in Flammen Großeinsatz für die Bonner Stadtwerke: Wenn die letzte Rakete verglüht, geht's los

BONN · Der Leiter der Verkehrsleitstelle der Stadtwerke Bonn (SWB), Joachim Schallenberg, führt am Samstagabend federnden Schritts durch seine Zentrale hoch über der Thomas-Mann-Straße. Mit 13 Kollegen wird er hier für den möglichst reibungslosen Transport bei der Großveranstaltung Rhein in Flammen sorgen.

 Sicherheitspersonal sorgt dafür, dass das Gedränge an der Stadtbahn-Haltestelle Rheinaue nicht zu groß wird.

Sicherheitspersonal sorgt dafür, dass das Gedränge an der Stadtbahn-Haltestelle Rheinaue nicht zu groß wird.

Foto: Lannert

Rundherum flimmern in langen Reihen von PC-Schirmen alle Bahnen und Busse, die zum Event ausgerückt sind. Auf einem Wandplan sind riesig alle Touren auch bildlich zu orten. "35 Jahre alt und immer wieder toll", lobt Schallenberg die kapitale Leuchtanlage, die selbst die Herzen großer Jungen höher schlagen lässt.

Drüben auf dem Riesenmonitor erscheint die Schnittstelle unter der Südbrücke, an der sich nach dem Feuerwerk Tausende von Menschen in die Bahnen drängen werden.

Signale piepen. Telefone schrillen. Die Luft flirrt. Die Atmosphäre mutet ein klein wenig wie die in Spielfilmen an, kurz bevor die NASA Spaceshuttles ins All schießt. Schallenberg freut sich über den Vergleich. "Geschossen werden natürlich nur die Raketen in der Rheinaue. Und wenn wir die letzte da drüben durchs Fenster verglühen sehen, dann geht's bei uns richtig los", meint der Chef und regelt parallel eine Anfrage der Polizei.

Auch mit Feuerwehr und Rettungsdiensten ist die Leitstelle in ständigem Kontakt. Nicht nur das Verkehrsgeschehen, sondern mit 340 Kameraanlagen auch sämtliche Rolltreppen, Aufzüge, Automaten und Videoschutzanlagen wollen überwacht werden. Störungen im Betriebsablauf wie Unfälle, Staus, Fahrzeugdefekte oder Übergriffe auf Fahrpersonal und Fahrer müssen in kürzester Zeit bearbeitet sein.

In den U-Bahnhöfen stünden insgesamt 100 Mitarbeiter bereit, um beim Ansturm die Türen freizuhalten. Dazu warteten Techniker, die bei Pannen sofort an der Bahn seien, so Schallenberg. In der Leitstelle müsse dafür jeder Mitarbeiter alles können: koordinieren, disponieren, entscheiden und dokumentieren.

"Du fährst jetzt erst mal zum Bahnhof", gibt gerade Konrad Doll über Funk Anweisung an einen Zusatzwagen. Der Mann ist die Ruhe selbst. "Das ist heute bei dem miesen Wetter nicht der große Stress", sagt er trocken.

Die Stadt wird am Tag danach von 65.000 Besuchern sprechen, die Stadtwerke selbst davon, dass alle Busse und Bahnen reibungslos fuhren. Über die Hälfte der Besucher könne man dann immer als Kunden rechnen, erklärt Schallenberg. Man habe in den vergangenen Jahren schon den Ansturm von 180.000 Besuchern geregelt bekommen.

Seit 20 Jahren tut er hier, wie er sagt, mit Begeisterung Dienst. "Ich hab mit den schönsten Job in Bonn", kommt aus der Tiefe seines Herzens. Gleich wird der SWB-Apparat nach dem Feuerwerk kurz vor Mitternacht wieder richtig heiß laufen. Dann lasse man die Bahnen auf ihrer Fahrt immer in Bewegung, damit auch bei drangvoller Enge keine Panik entstehe, erzählt Schallenberg. Das habe man aus Situationen in den vergangenen Jahren gelernt.

"Alarm" leuchtet es plötzlich am PC von Norbert Burgunder auf. Keine Panik, grinst der SWB-Mann. Da habe eine Bahn nur die falsche Nummer gehabt. "Und jetzt wollen wir hoffen, dass hernach nicht zu viele Kunden einen im Tee haben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort