85 Jahre Hild in Bonn Gold ist ihr Geschäft

Bonn · Familie Hild verkauft seit drei Generationen in Bonn Schmuck und Uhren. Sogar Bundeskanzler Konrad Adenauer zählte zu den Kunden.

 85 Jahre Juwelier Held feiern (von rechts) Philipp, Nora und Wolfgang Hild. Sie stehen mit ihren Angestellten Martina Hübner und Susanne Stein hinter einer Vitrine der Originaleinrichtung.

85 Jahre Juwelier Held feiern (von rechts) Philipp, Nora und Wolfgang Hild. Sie stehen mit ihren Angestellten Martina Hübner und Susanne Stein hinter einer Vitrine der Originaleinrichtung.

Foto: Martin Wein

50 Pfennig für drei Generationen Zukunft: Als Fridolin Hild am 17. Oktober 1931 bei der Stadt Bonn für eine halbe Mark Gebühr sein Uhrmacher-Gewerbe anmeldete, konnte er nicht wissen, wie langlebig seine Entscheidung sein würde. „Mein Vater wollte in der Weltwirtschaftskrise einfach nicht von sechs Mark Arbeitslosengeld leben. Er machte sich lieber selbstständig und reparierte Uhren, auch wenn er noch gar keinen Meisterbrief besaß“, erklärt Wolfgang Hild.

Gemeinsam mit seinen Kindern Philipp und Nora, die heute das Geschäft leiten, feiert er ab Samstag am Dreieck 6 eine Woche lang den 85. Geburtstag des Juweliergeschäfts. Das ist dazu mit alten Fotos und dem ersten Gewerbeschein dekoriert, zudem ist eine Vitrine aus der ersten Nachkriegseinrichtung aufgebaut.

Als eingesessener Einzelhändler mit jahrzehntelanger Familientradition haben die Hilds intensiv verfolgt, wie die Bonner Innenstadt und das Einkaufsverhalten sich in dieser Zeit verändert haben. Schon 1937 war Fridolin Hild – mit dem Meisterbrief in Händen – ans Dreieck gezogen. Im gleichen Haus hatte einst schon Familie Beethoven Quartier bezogen, wie man auf einem Schild an der Fassade lesen kann. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude dann komplett zerstört und erst 1954 ersetzt.

85 Jahre Hild in Bonn
7 Bilder

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Im selben Jahr wurde Wolfgang Hild geboren und verbrachte seine ersten zehn Lebensjahre in der elterlichen Wohnung über dem Laden. „Damals wohnten die meisten Einzelhändler noch über ihren Geschäften“, erinnert er sich. Man kannte sich. Die Kinder gingen gemeinsam zur Schule. Es war alles recht familiär. Zu den Kunden gehörte auch Bundeskanzler Konrad Adenauer, der in den 1950er-Jahren eine neue Armbanduhr kaufte. Erst mit der Zeit wurden die kleinen Straßen zwischen Markt und Münsterplatz für Fußgänger reserviert.

Handelsketten und Unternehmen mit eigenem Vertrieb füllten ab den 1970er Jahren viele Ladenlokale. Gut getan habe der City die Umgestaltung des Friedensplatzes, findet Wolfgang Hild, der ab 1977 mit seiner Frau Beatrice das Geschäft führte. Und auch vom neuen Bahnhofsvorplatz verspricht er sich mehr Schub für die Innenstadt. „Mehr Angebot belebt das Geschäft“, glaubt er und hofft auch auf eine schnelle Lösung für das Viktoriakarree.

Selbst das Internet sieht Familie Hild nicht als Bedrohung, sondern ganz im Gegenteil als Bereicherung: Der eigene Web-Shop diene vielen Kunden vor allem zur zwanglosen Information vorab, bevor sie in den Laden kämen, erklärt Nora Hild, die fürs Marketing zuständig ist. „Ansonsten setzen wir auf persönliche Beratung und auf Produkte, die auf jede Kundin beziehungsweise jeden Kunden zugeschnitten sind.“

Die zeitlos designte eigene Kollektion aus der hauseigenen Goldschmiede und Uhrmacherei gehört deshalb zum festen Angebot. Anders als vor 85 Jahren werde Schmuck heute nicht nur zu festlichen Anlässen getragen, sondern präge auch im Alltag das Bild seiner Träger. Insofern sind die Hilds zuversichtlich, dass dem 100. Firmenjubiläum im Herbst 2031 nichts im Wege stehen dürfte.

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