Polizei prüft Zusammenhänge Gibt es in Bonn eine Brandanschlagserie auf Funkmasten?

Bonn · Seit Ende 2019 standen gleich mehrere Bonner Sendeanlagen in Flammen. Die Bonner Polizei prüft einen Zusammenhang. Einen ideologischen Hintergrund hält sie derzeit für unwahrscheinlich.

  Der Sendemast auf dem Gelände des Sportparks Nord hat am 19. April gebrannt. Die Polizei geht davon aus, dass das Feuer gelegt wurde.

Der Sendemast auf dem Gelände des Sportparks Nord hat am 19. April gebrannt. Die Polizei geht davon aus, dass das Feuer gelegt wurde.

Foto: Benjamin Westhoff

Es scheint so, als gebe es in Bonn eine Serie von Brandanschlägen auf Sendemasten. Mindestens fünf Taten gab es in den vergangenen Monaten im Stadtgebiet. Die Polizei prüft, ob es einen Zusammenhang gibt, man sei außerdem „mit anderen Behörden und dem Landeskriminalamt im Gespräch“, sagte Sprecher Michael Beyer auf GA-Anfrage. Noch tappen die Ermittler im Dunkeln: Zwar gibt es keine Hinweise auf überörtliche Täter, aber Corona-Pandemie auch eine andere heiße Spur fehlt bislang. Und auch das „Warum“ ist bisher noch nicht geklärt.

Wie berichtet, hatte am 19. April der Sendemast auf dem Gelände des Sportparks Nord gebrannt. Die Polizei geht davon aus, dass das Feuer gelegt wurde. Ebenso verhält es sich mit Anschlägen auf die Anlagen in Schweinheim und am Heiderhof. Der Mast, der am Ende der Straße Im Hohn am Rande des Kottenforstes zu finden ist, wurde kurz vor Heiligabend von einem Feuer zerstört. Auf dem Heiderhof hatte es innerhalb weniger Wochen sogar dreimal gebrannt, zuletzt Anfang Januar.

War dies Ende 2019 noch kein Thema, stand nun die Frage im Raum, ob es sich bei dem Brand an der Kölnstraße um einen Anschlag von Verschwörungstheoretikern handeln könnte. In mehreren europäischen Ländern, darunter in Großbritannien und den Niederlanden, hatten diese einen Zusammenhang zwischen dem Ausbruch der Corona-Pandemie und dem Ausbau des neuesten Mobilfunknetzes 5G hergestellt. Daraufhin war es zu Anschlägen auf Mobilfunkmasten gekommen. Derzeit geht die Polizei allerdings nicht davon aus, dass es sich in Bonn um einen ähnlich gelagerten Fall handeln könnte. Ein Grund dafür ist das fehlende Bekennerschreiben, das bei den Anti-5G-motivierten Anschlägen stets vorhanden gewesen ist.

Der IT-Branchenverband Bitkom stellt ein gespaltenes Verhältnis der Deutschen gegenüber 5G fest. In einer Umfrage, die Bitkom selbst in Auftrag gegeben hatte, sprach sich fast jeder Zweite (48 Prozent) gegen den Aufbau weiterer Mobilfunkmasten aus, genau so viele aber votierten dafür. 43 Prozent wollen einen Bürgerprotest starten, wenn in ihrer Nähe Funkmasten errichtet werden sollten. Jeder Fünfte (22 Prozent) befürwortet laut Bitkom zwar den Mobilfunkausbau, möchte aber keinen Mast in der Nähe seiner Wohnung oder seines Grundstücks wissen.

Und wie bewerten die Nutzer der Mobilfunkmasten die Lage in Bonn? Bis auf die regionale Häufung im Stadtgebiet „erkennen wir keine Zunahme von Vandalismus an unseren Standorten“, so Benedikt Albers, Sprecher der Telekom-Tochter Deutsche Funkturm GmbH (DFMG). Vandalismus an den Anlagen sei selten, „es hat ihn aber auch früher schon gegeben“. Über die Ursachen könne man nur spekulieren. Bisher aber sei der DFMG in den zurückliegenden Jahren kein einziger Fall bekannt, „der eindeutig einem Täter mit mobilfunkkritischem Hintergrund zugeordnet werden kann“, so Albers.

Bei dem jüngsten Brand in der Nordstadt, der keine Auswirkungen auf das Vodafone-Netz gehabt habe, erkenne man keine Anzeichen für einen Anschlag, sagt auch Sprecher Volker Petendorf. Vandalismus sei das Stichwort. Diesen gebe es „an vielen verschiedenen Stellen in Deutschland an jedem Tag“. So unter anderem auch in Schulen, Vereinsheimen oder Bahnhöfen. In sehr seltenen Fällen seien Mobilfunkanlagen betroffen. Aktuell stelle man an den 25.000 Vodafone-Sandorten in Deutschland kein Mehr der Fälle fest.

Dem stimmt Jörg Borm, Sprecher von Telefónica Deutschland, zu. Brandstiftung sei sehr selten, die Mehrheit der Fälle werde durch Vandalismus ausgelöst. „Wir verzeichnen hier jedoch keine Zunahme in Deutschland.“ Zu Vorkommnissen in einzelnen Regionen könne man sich „auch aus ermittlungstaktischen Gründen nicht äußern“.

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