Bonner Wochenmarkt Gewürzhändler aus Leidenschaft

BONN · Vom Maurer zum Feinschmecker und nun zum Buchautor: Anwar Chaar hat schon viele berufliche Stationen hinter sich. Der Sohn einer Bonner Krankenschwester und eines syrischen Ingenieurs aus Damaskus betreibt seit fünf Jahren den Gewürzstand "Kräuteerix" auf dem Bonner Wochenmarkt. Der 49-Jährige gehört zum festen Stamm der Markthändler. Verkaufsgespräche führt er in perfektem Bönnsch.

 Anwar Chaar gilt als bönnsches Original, das auf dem Wochenmarkt seit Jahren Gewürze aus aller Welt verkauft. Jetzt ist er unter die Buchautoren gegangen.

Anwar Chaar gilt als bönnsches Original, das auf dem Wochenmarkt seit Jahren Gewürze aus aller Welt verkauft. Jetzt ist er unter die Buchautoren gegangen.

Foto: Brigitte Papayannakis

"Ich habe meine Berufung gefunden", sagt er. "Ehrlich, ich gehe abends glücklich nach Hause. Auch wenn die Kasse nicht immer stimmt, freue ich mich, wenn ich einen Kunden gut beraten konnte. Das macht mich wirklich glücklich."

Chaars Eltern lernten sich in den sechziger Jahren während des Studiums des Vaters in Bonn kennen. Er selber kam im syrischen Damaskus zur Welt, lebte aber alsbald wieder in Bonn. Nach seiner Ausbildung zum Maurer studierte er auf dem zweiten Bildungsweg Betriebstechnik, was er 2004 abschloss.

"Nachdem ich keine Anstellung gefunden habe, habe ich mich entschlossen, mein Hobby zum Beruf zu machen. Ich bin leidenschaftlicher Hobbykoch und kannte mich gut mit Kräutern und Gewürzen aus." Chaar erwarb einen kleinen Verkaufsanhänger und zog zunächst über die Märkte in Nordrhein-Westfalen.

Nach der Privatisierung des Bonner Wochenmarkts 2008 konnte er in seiner Heimatstadt einen festen Standplatz erwerben. "Die Bonner Kundschaft ist wirklich besonders. In anderen Regionen kaufen Kunden vorwiegend klassische Gewürze. Aufgrund der Vielfalt unterschiedlicher Kulturen sind hier oft sehr seltene Gewürze gefragt. Das finde ich spannend", erklärt er begeistert.

Sein Favorit ist der tasmanische Pfeffer und ein spezielles Zimtgewürz. Bei der Schärfe des Pfeffers schießen einem Tränen in die Augen. "Ja, zunächst schmeckt es warm und süßlich", sagt Chaar. "Dann setzt schnell die Schärfe ein, kann bis zu einem leichten Taubheitsgefühl führen", warnt er. Der Zimtgeschmack ist deutlich ungefährlicher, mild und dennoch langanhaltend.

Anfang März hat der Gewürzexperte nun sein erstes Buch veröffentlicht. "Gemeinsam mit meinem Bruder Walid habe ich meine Erfahrungen rund um die Gewürzwelt zu Papier gebracht und in einer kleinen Auflage drucken lassen." Das Büchlein gibt auf 180 Seiten Auskunft über Herkunft, Geschichte, Heilwirkung und Zubereitung der wichtigsten Kräuter und Gewürze. Chaar verkauft es an seinem Stand. Ein zweites Kochbuch über die deutsch/mediterrane Küche sei bereits in Planung.

"Ich bleibe aber mit Leib und Seele jemand, der den direkten Kontakt zu Menschen sucht. Ich bin ein Gewürzhändler", betont er lächelnd.

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