Frauenmuseum in Bonn Gesellschaft sammelt Spenden und will das Haus von der Stadt kaufen

Bonn · Geld und Kultur vertragen sich gut – solange beides ausreichend vorhanden ist. Doch in Zeiten klammer Haushalte will die Stadt auch bei der Kultur sparen und streicht Museen die Gelder, siehe Deutsches Museum. Das Bonner Frauenmuseum will sich deshalb selber retten. Eine neu gegründete Fördergesellschaft will das 3000 Quadratmeter große Haus kaufen, in dem sich das weltweit erste Frauenmuseum der Welt befindet.

Am Mittwoch hatte Direktorin Marianne Pitzen die Gründung der gemeinnützigen Gesellschaft mit dem Namen „Stiftung sichere Zukunft – Museum der Frauen gGmbH“ initiiert. Laut Pitzen seien bereits 3000 Unterstützer gefunden, Tendenz steigend. Die Museumsgründerin spricht von 500.000 Euro an Spenden und Spendenzusagen. Mit dem Geld soll das Haus gekauft werden, das sich seit 35 Jahren im Besitz der Stadt befindet. Dazu befinde sich die Fördergesellschaft in Gesprächen mit der Stadt.

Ein Kaufpreis sei noch nicht angesetzt. Der Verkauf müsse aber zu einem adäquaten Preis möglich sein, weil der Bebauungsplan der Stadt für das Grundstück eine Stätte der kulturellen Nutzung und Begegnung vorsehe. Zurzeit unterstützt die Stadt das Museum mit 120.000 Euro im Jahr. Laut Pitzen fließe das Geld aber großteils von einer Tasche in die andere, da das Kulturamt die Mietkosten von 95.000 Euro an die Stadt als Eigentümer bezahle.

Gestern lud das Museum zudem zu einer Tagung ein, um über die Zukunft des Frauenmuseums zu sprechen. Während einer Podiumsdiskussion stellten sich Vertreter aus Politik und Kultur der Frage, wie sich kulturelle Einrichtungen allgemein und das Frauenmuseum im Besonderen erhalten ließen. Ros Sachsse-Schadt, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, skizzierte die Situation so: „Dass auch Kulturpolitiker mit Haushaltsfragen beschäftigt sind, macht die Lage schwierig.“ Einerseits werde gekürzt, andererseits gebe es mehr Kulturschaffende als früher. Der SPD-Landtagsabgeordnete Bernhard von Grünberg sagte, dass sich Kultureinrichtungen immer wieder Projektförderungen suchen müssten, weil Land und Bund bei dauerhaften Finanzierungen sehr zurückhaltend seien.

Michael Fehr, Vorstand des Berliner Werkbundarchivs, hob in seinem Vortrag die Bedeutung des Frauenmuseums als identitätsstiftende Institution hervor und forderte auf, kulturelle Vielfalt zu erhalten. Es brauche nicht ein Museum für alle, sondern für alle ein Museum.

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