Kunst!Garten in Bonn Gericht verurteilt Brandstifter

BONN · Er war auf der Suche nach etwas zu Essen und Diebesgut, von dessen Erlös er sich Drogen kaufen wollte. Sein Entschluss, durch das Legen eines Feuers seine Spuren zu zerstören, endete allerdings im Desaster.

 Ermittler suchen nach dem Brand auf dem Kunst!Rasen-Gelände in der Gronau in den Überresten der abgebrannten Buden nach Spuren - und finden DNA, die zum Täter führt.

Ermittler suchen nach dem Brand auf dem Kunst!Rasen-Gelände in der Gronau in den Überresten der abgebrannten Buden nach Spuren - und finden DNA, die zum Täter führt.

Foto: Axel Vogel

Weil er eine von drei nebeneinanderstehenden Holzhütten auf dem Kunst!Rasen-Gelände in der Gronau anzündete, brannte das Biergartengelände am Abend des 5. Oktober vergangenen Jahres vollständig ab.

Am Mittwoch musste sich der 38-Jährige für die Tat vor dem Schöffengericht verantworten. Der Angeklagte legte sofort ein umfassendes Geständnis ab und beteuerte, dass es ihm im Nachhinein sehr leid tue. Das Schöffengericht um Richter Dirk Hackler verurteilte den Angeklagten schließlich zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und acht Monaten und ordnete die Unterbringung an.

Damals hatte der 38-Jährige die seit dem letzten Konzert der Saison Ende September leer stehenden Imbiss- und Getränkebuden nach eigenen Angaben ins Auge gefasst, da er sich erhoffte, Leergut stehlen zu können. Nachdem er unter anderem eine Tiefkühlpizza gegessen und etwas getrunken hatte, schaffte er eine Musikanlage und zwei volle Getränkekisten nach draußen und versteckte sie in einem Gebüsch.

Dann packte er sich mehrere leere Kisten, für die er Pfand kassieren wollte, auf eine Sackkarre. Es folgte der für die Betreiber fatale Entschluss, ein Feuer zu legen. Um seine Spuren in der Hütte zu zerstören, zündete der Mann Brennpaste an, die er an Ort und Stelle gefunden hatte.

[kein Linktext vorhanden]Martin J, Nötzel, der Betreiber des Kunst!Rasens, berichtete im Zeugenstand, dass sich der Schaden insgesamt auf etwa 100.000 Euro belaufe - nach dem Brand wurde zunächst von 80.000 Euro ausgegangen. Ironie des Schicksals: Teile der Musikanlage, die der Angeklagte mitgenommen hatte, sollten eigentlich auf den Sperrmüll.

In der Hütte, in die der 38-Jährige eingebrochen war, waren kaum noch Gegenstände - wohl aber in den benachbarten Buden: Alleine den Neuwert einer Kaffeemaschine, die das Feuer zerstört hatte, bezifferte Nötzel mit 17.000 Euro. Das große Problem sei gewesen, dass nach dem Ende der Konzertsaison kaum noch etwas versichert war. Er alleine sei auf einem Schaden von 45.000 Euro sitzen geblieben.

Geschädigt wurde unter anderem auch der Vermieter der Holzhütten. Konzertveranstalter Ernst Ludwig Hartz betonte vor Gericht, dass der Brand ein "großes Problem" gewesen sei. "So ein Schlag wirft einen schwer zurück." Dabei sei der Sommer mit dem Streit um die Lärmbelästigung schon schwer genug gewesen.

Gefasst wurde der Brandstifter im März, weil er doch Spuren am Tatort hinterlassen hatte: Beim Aufbrechen des Schlosses mit einer Gartenharke schlug er sich deren Stiel gegen den Kopf und fügte sich eine blutende Wunde zu. Da seine DNA wegen einer Reihe von Vorstrafen gespeichert ist, wanderte der 38-Jährige in Untersuchungshaft.

Der gelernte Bäcker hat seit mehreren Jahren auf der Straße gelebt und sich täglich Heroin gespritzt. Trotz seiner Sucht und einer bestehenden Psychose ging der psychiatrische Gutachter von einer vollen Schuldfähigkeit aus. Die Prozessbeteiligten waren sich einig, dass an einer Unterbringung in einer Entziehungsanstalt kein Weg vorbei führt. "Das ist wahrscheinlich der letzte Versuch, sie von der Sucht wegzukriegen", sagte Staatsanwalt Timo Hetzel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort