Parteitag der Bonner Sozialdemokraten Generationswechsel bei der SPD in Bonn

Bonn · Nun hat auch die SPD in Bonn erstmals eine Doppelspitze. Die neuen Vorsitzenden Enrico Liedtke und Jessica Rosenthal wollen den Abwärtstrend der vergangenen Wahlen gemeinsam stoppen und die Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen beenden

 Gewählte Doppelspitze: Jessica Rosenthal und Enrico Liedtke.

Gewählte Doppelspitze: Jessica Rosenthal und Enrico Liedtke.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Zwei Niedersachsen sollen es für die SPD in Bonn richten: Mit großer Mehrheit haben die Sozialdemokraten die Geschicke ihres Unterbezirksverbandes in die Hände von Enrico Liedtke und Jessica Rosenthal gelegt. Mit der Wahl der beiden Vorsitzenden folgt die Bonner SPD dem landläufigen Trend zur Doppelspitze und läutet zugleich einen Generationswechsel ein.

Nicht etwa der Rücksichtnahme auf verschiedene Strömungen sei die Zweierlösung geschuldet, sondern als „echte Teamlösung“ gemeinsam geplant gewesen, erklärte der 30 Jahre alte Enrico Liedtke, dem 93,7 Prozent der Anwesenden ihre Stimme gaben. Seine Mitstreiterin Jessica Rosenthal (27) erhielt 85,6 Prozent der Stimmen. Gegenkandidaten gab es bei der Versammlung im Friedrich-Ebert-Gymnasium nicht. Neben dem neuen Amt verbindet Liedtke und Rosenthal die Nähe von 30 Kilometern zwischen ihren Geburtsstädten Lemgo und Hameln und das Abitur in Niedersachsen. Beide übernehmen den Vorsitz von Gabriel Kunze, der den Unterbezirk fünf Jahre lang führte.

Es gelte die „Stillstandskoalition“ aus CDU, FDP und Grünen in Bonn beenden, sagte Rosenthal im Gespräch mit dieser Zeitung mit Blick auf die Kommunalwahl im September. Wen sie sich angesichts dieses Machtanspruchs als Koalitionspartner wünschen, ließen die neuen Vorsitzenden dabei bewusst offen: „Wir setzen jedenfalls auf eine progressive Politik“, so Liedtke. Entscheidend sei, dass die Lebensqualität in Bonn für alle Bürger verbessert werde. Eine Verkehrswende und bezahlbaren Wohnraum nannten sie als wesentliche Prioritäten. „Wir wollen den echten Leistungsträgern eine Stimme geben“, so Rosenthal mit Blick auf die klassische Klientel einer Arbeiterpartei. Man habe alle Stadtviertel im Blick. Zugleich dürfe Bonn „nicht zum Provinznest werden“, ergänzte Liedtke, der die Stadt unter Ägide des amtierenden Oberbürgermeisters allerdings auf dem Weg genau dorthin sieht.

„Bonn soll funktionieren!“ war geradezu mantrahaft weiß auf rot auf einem großen Banner hinter der Bühne zu lesen. Daneben blickte der der einstige SPD-Vorsitzende und Reichspräsident Friedrich Ebert von einem Gemälde streng auf die etwas mehr als 100 Delegierten herab. Eine perfekte Kulisse also für die Präsentation des umfassenden Leitantrags, bei der Rats-Fraktionschefin Angelika Esch zu einem Rundumschlag gegen die Konkurrenz von Schwarz, Gelb – und auch Grün – ausholte. Einige der mehreren Dutzend Forderungen: Freie Fahrt für Kinder und Jugendliche in Bussen und Bahnen, eine bessere ÖPNV-Anbindung des Bonner Nordens, mehr gebührenpflichtige Parkplätze, besserer Schutz für Fußgänger und ein Forcieren der Pläne für die Seilbahn auf dem Venusberg und der Fußgänger- und Fahrradbrücke über den Rhein.

Vieles davon dürfte in den kommenden Wochen auch Lissi von Bülow mit Verve vertreten. Die SPD-Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt hatte sich zu Beginn des Parteitags mit Dirk Vianden (Haus & Grund), Jean-Pierre Schneider (Caritas) und Pfarrer Siegfried Eckert bei einem von Wolfgang Zimmer moderierten Podiumsgespräch über die Situation der Debattenkultur im Lande ausgetauscht.

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