WCCB in Bonn Generalplaner lobt Bauzustand - Beginn der Fertigstellung im Sommer

BONN · Es bewegt sich was auf der seit 2009 ruhenden Baustelle des World Conference Center Bonn (WCCB). Und wenn es nur das 3D-Laserscanning-Gerät ist, das sich im Foyer des Kongresssaals um die eigene Achse dreht. Bis zu eine Million Messpunkte pro Sekunde kann das Gerät dreidimensional erfassen, erklärt Vermessungsingenieur Martin Pilhatsch.

Ein begehrtes Motiv für die Fotografen, die sich neben den Journalisten gestern von Architekt Markus Kill und Marion Duisberg vom Städtischen Gebäudemanagement aus erster Hand über den aktuellen Stand der Bestandsaufnahme des WCCB informieren lassen. Denn viel Neues zu fotografieren gibt es auf der Baustelle nicht. Noch nicht. Das soll sich im Sommer ändern, wenn Kill zufolge die Arbeiten zur Fertigstellung des Saals starten.

Anfang Februar soll endgültig Klarheit darüber herrschen, was an Bausubstanz tatsächlich vorhanden ist und inwieweit die bisher ausgeführten Leistungen den Regeln der Technik entsprechen. Kill ist Mitgesellschafter der von der Stadt mit der Generalplanung beauftragten Arbeitsgemeinschaft Heinle, Wischer und Inros Lackner.

Nach den bisherigen Untersuchungen ist Kill optimistisch: "Wir haben keine Katastrophen entdeckt. Es handelt sich um ein normales Gebäude, das fertiggestellt werden muss", sagt er und tritt damit Spekulationen entgegen, dass mögliche Fehlplanungen ausgebügelt und sogar ganze Bauteile abgerissen werden müssten. Im Gegenteil: "Ich bin schwer beeindruckt, wie durchgeplant das hier ist", lobt er.

Hoch oben unter dem Dach auf dem sogenannten Cat-Walk mehr als zwölf Meter über dem Fußboden versichert er skeptischen Zeitgenossen, auch die Statik sei vollkommen in Ordnung und bereits abgenommen. Aus der luftigen Höhe wirkt der künftige Kongresssaal mit seinen 3000 Quadratmetern noch einmal so imposant. Wie er - von der UN als wichtigste Nutzerin Ende des alten Jahres mit Nachdruck gefordert - in zwei Hälften unterteilt werden kann, ist noch nicht klar.

Kill und seine Kollegen untersuchen derzeit, wie der Wunsch der UN umgesetzt werden kann. 253.000 Euro hatte die Stadt für eine entsprechende Vorentwurfsplanung im Dezember zusätzlich bereitgestellt. Dabei hatten Kill und seine Kollegen zuvor den nachträglichen Einbau mobiler Trennwände einem internen Papier zufolge nicht zuletzt mit Blick auf die Kosten und die Bauzeit zunächst nicht empfohlen (der GA berichtete). Unter anderem sei das WCCB-Tragwerk zu schwach für das Gewicht der Trennwände, wenn sie im Saal an Kettenzügen aufgehängt werden würden. Zudem wäre die geplante Inbetriebnahme im Frühjahr 2014 kaum zu halten.

Inzwischen hat sich die Meinung der Architekten geändert. Kill hält es aus funktionalen Gründen sogar für sinnvoll, wenn der Saal unterteilt und damit auch von der Stadt wirtschaftlicher genutzt werden könne. Aufgrund zusätzlich gewonnener Erkenntnisse habe man nun auch noch andere Varianten im Blick, etwa den Einbau einer stehenden Trennwand. Von der Wahl der Variante hänge es ab, ob am Ende die Kosten höher ausfielen und die Bauzeit länger dauere. "Die Stadt Bonn will uns in den nächsten Tage die Anforderungen übermitteln, die eine solche Trennwand erfüllen muss", sagt Kill, dann könne man erst Genaueres sagen.

Geänderte Anforderungen an die Nutzungsmöglichkeiten - geprüft wird vor allem die Nutzung des Saals für Konzerte - haben allerdings Auswirkungen auf andere Planungen. Etwa auf den Sanitärbereich, wie Kill in der künftigen WCCB-Herrentoilette im Untergeschoss erklärt. Der müsste auf jeden Fall erweitert werden, macht er deutlich. Fest überzeugt ist Kill, dass die rund 50 Millionen Euro, die die Stadt Bonn als Budget für die Fertigstellung des WCCB einkalkuliert hat, "ganz bestimmt" ausreichen werden.

Die Kosten:

  • Rund 60 Millionen Euro hat die Stadt Bonn seit Stilllegung der Baustelle in das WCCB investiert. Der Forderungskauf an die Sparkasse kostete rund 40 Millionen Euro, die Heimfallvereinbarung 8,5 Millionen Euro. Acht Millionen Euro wurden für das Beraterheer der Verwaltung fällig.
  • Für die Fertigstellung des WCCB inklusive Parkhaus und ehemalige Abgeordnetenhäuser sind im Doppelhaushalt 2013/2014 rund 51,5 Millionen Euro vorgesehen. Davon entfällt mehr als die Hälfte auf Zuschüsse von Bund (17 Millionen Euro) und Land (10 Millionen). Das WCCB-Hotel soll verkauft werden.
  • Nach GA-Informationen gibt es sieben Bewerber. Alle liegen mit ihren Geboten leicht über der Mindestgebotsgrenze von 15 Millionen Euro. Im Raume steht zudem, dass die Sparkasse die Stadt auf Rückzahlung des restlichen 80 Millionen Euro schweren WCCB-Kredits an den einstigen WCCB-Investor Man-Ki Kim verklagt.
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