Streit um Kulturhaushalt Generalintendant Helmich entschuldigt sich bei Nimptsch

BONN · Generalintendant Bernhard Helmich hat sich bei Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch entschuldigt, und der hat die Entschuldigung angenommen. Am Freitag veröffentlichten beide eine gemeinsame Erklärung.

Zu Nachfragen waren beide nicht zu erreichen. Stadtsprecherin Monika Hörig erklärte lediglich, die beiden hätten sich darauf verständigt, nichts weiter zu der Angelegenheit zu sagen. Nach GA-Informationen sind indes arbeitsrechtliche Konsequenzen geprüft worden, Helmich sollte sogar eine Abmahnung erhalten. Wie der GA erfuhr, soll Nimptsch jedoch von der Abmahnung abgesehen haben. Hörig sagte dazu, über Personalangelegenheiten äußere sie sich nicht.

Es habe sich der "Eindruck verfestigt, der Oberbürgermeister plane kurzfristig eine Fusion der Opernhäuser Köln und Bonn", heißt es in der Erklärung. Nur deswegen sei es zu den Äußerungen des Generalintendanten gekommen. Also alles nur ein Missverständnis? Helmich hatte seinen Dienstherrn in dieser Zeitung heftig attackiert, sprach von einem katastrophalen Eindruck, den die ständigen Angriffe des OB auf die Hochkultur deutschlandweit auslösten, und bezeichnete seinen Chef als "einsamen Sektierer auf einem sinnlosen Kreuzzug". Er warf dem OB "Kulturfeindlichkeit" und "billigsten Populismus" vor.

Eine Reihe von Politikern meinte, der OB könne sich das nicht bieten lassen. "Arbeitsrechtliche Bewertungen" halte er "für mehr als geboten", sagte etwa Wolfgang Hürter, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Auch SPD-Chef Ernesto Harder hielt die Äußerungen Helmichs "für mehr als unglücklich". Harder: "Wenn man seinen Chef öffentlich beschimpft, muss man mit Konsequenzen rechnen."

Auch der FDP-Ratsfraktionsvize Professor Wilfried Löbach ist der Ansicht, dass Helmich "als Angestellter in der Form nicht agieren kann". Vor wenigen Tagen ließ sich Helmich in einer Boulevardzeitung zitieren, er habe "keine Angst vor dem OB". Gestern dann die Erklärung, er bedauere seine Äußerung: "Nach den Diskussionen der letzten Tage konnte der Generalintendant außerdem nachhaltig den Eindruck gewinnen, dass die Opernfusion für die Stadt Bonn keine Option ist", heißt es darin.

Und: "Der Oberbürgermeister nimmt die öffentliche Entschuldigung des Generalintendanten und die Erklärung zur Kenntnis, dass seine Hinweise zur Notwendigkeit eines nennenswerten Sparbeitrages aus dem Kulturhaushalt bis 2020 bei den Beschäftigten im Theater Bonn so missverstanden wurden, als gehe es um kurzfristig zu treffende Entscheidungen." Aber es gehe ja um langfristige Ziele - und dazu gehöre eben auch "eine zu prüfende Option der engen Zusammenarbeit mit der Oper Köln".

"Das alles soll also ein Missverständnis gewesen sein? Das mag glauben, wer will - wir nicht", sagte Marcel Schmitt (Bürger Bund). "Offensichtlich hat jeder verstanden, dass der Oberbürgermeister von einem Szenario in frühestens zehn Jahren spricht, nur Herr Helmich nicht. Er sollte uns endlich mal seinen Sparwillen zeigen, statt als Angestellter der Stadt seinen Dienstherrn anzugreifen."

"Mein Gott, was hat er denn gemacht?", fragte Jürgen Repschläger (Linksfraktion), dem ein "produktiver Streit noch lieber ist als eine scheinheilige, oberflächliche Versöhnung". Markus Schuck (CDU) begrüßte, "dass OB und Intendant aufeinander zugegangen sind und das offensichtliche Missverständnis ausgeräumt haben. Ich hoffe, dass der OB jetzt seine kulturpolitischen Alleingänge einstellt."

Unterdessen ist die Stellvertreterregelung des langjährigen kaufmännischen Direktors des Bonner Theaters, Joachim Fiedler, geklärt worden. Wie dem Kulturausschuss mitgeteilt wurde, ist jetzt auch Kulturamtsleiter Hans-Jakob Heuser zeichnungsberechtigt, bei Helmichs Abwesenheit Kulturdezernent Martin Schumacher. Fiedler, der nach dem Willen Helmichs eigentlich zum Jahreswechsel in seiner Position abgelöst werden sollte, ist erkrankt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich Helmich zurzeit von Joachim Bauscher "beraten lässt", wie Hörig bestätigte. Der 68-Jährige war bis zum Sommer geschäftsführender Direktor des Wiesbadener Theaters. Zurzeit hat er nur einen Werksvertrag, der im Juni ausläuft. Dann soll Fiedler in den vorgezogenen Ruhestand verabschiedet werden.

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