Bonner Fluthelfer Gemeinsame Erinnerungen an Brandenburg

Viele Geschichten haben die 150 Fluthelfer aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis mit nach Hause gebracht. Bei einer gemeinsamen Gartenparty in der Kessenicher Feuerwache kamen sie noch einmal zusammen.

 Beim gemeinsamen Grillen in der Kessenicher Feuerwache stoßen die Fluthelfer aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis auf ihre Arbeit an.

Beim gemeinsamen Grillen in der Kessenicher Feuerwache stoßen die Fluthelfer aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis auf ihre Arbeit an.

Foto: Ottersbach

Wer sich ohne Straßenkarte ins brandenburgische Wust-Fischbeck wagt, ist schnell verloren. In der kleinen Gemeinde an der Elbe nahe Stendal gibt es weit und breit nur Wiesen und Wald. "Wir waren eigentlich gut auf das Nichts vorbereitet", sagt Greta van Treeck. Doch als die Fluten beim Elbe Hochwasser im Juni das Land verschwinden ließen, half selbst das Navigationsgerät nicht mehr. Denn die meisten Straßen waren nicht passierbar. Im Auto irrte die Ehrenamtliche von den Johannitern mit ihrem Kollegen Mario Michel über die Wege. Drei Stunden lang, ehe man sie per Handy aus der Seenlandschaft herauslotste.

Viele Erinnerungen und Geschichten haben die 150 Fluthelfer aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis mit nach Hause gebracht. Bei einer gemeinsamen Gartenparty in der Kessenicher Feuerwache kamen sie noch einmal zusammen. Das nutzten OB Jürgen Nimptsch und Kreisdirektorin Annerose Heinze, um die Freiwilligen zu loben. "Ich bin dankbar für Ihre Bereitschaft, anderen Menschen in Not beizustehen und zu helfen", sagte Nimptsch. Der Bonner Feuerwehrchef Jochen Stein, der das Kommando über die Einsatzkräfte und 37 Fahrzeuge übernahm, beschwor Kameradschaft und Zusammenhalt der vielen Einheiten: "Mit euch würde ich jederzeit wieder in den Einsatz fahren."

Prägend für die Helfer, die von den Feuerwehren, den Maltesern und Johannitern kamen, waren die Erlebnisse mit der Bevölkerung. "So viel Dankbarkeit habe ich noch nie erlebt", sagte der Kessenicher Löscheinheitsführer Dirk Spee. Anwohner hielten mit belegten Brötchen an, brachten Getränke und stellten sogar ihre Dusche zur Verfügung. Aber auch schlimme Erinnerungen blieben hängen.

"Zum Beispiel als wir am Deich des 300-Seelen-Dorfs Schönfeld Bäume fällen sollten", erzählte Spee. Erst später stellte sich heraus, warum sie den Auftrag bekamen: Es sollte verhindert werden, dass Treibgut den Wasserfluss blockiert. Bergepanzer der Bundeswehr rissen den Damm binnen Minuten ein. Das relativ kleine Dorf wurde geopfert, um den Fluten Platz zu geben und größeren Schaden von anderen Regionen abzuwenden. "Das sah aus wie im Krieg, als die Panzer vorbeirasten", sagte Greta van Treeck.

Neben vielen Erfolgen gab es ebenso Rückschläge. Einmal brach das Wasser an einer anderen Stelle durch als erwartet. "Da war unsere Sandsackbarriere nutzlos", erzählte Feuerwehrmann Christoph Haubold. Zwischen 16 und 18 Stunden pro Tag schufteten die Fluthelfer in ihrem fünftägigen Einsatz. "Bei dieser Belastung muss auch mal Platz für Späße sein", sagte Eric Quantius von der Mehlemer Feuerwehr. Er durfte sich beispielsweise in einen Hubschrauber der Bundespolizei setzen und gewann damit eine Wette unter den Kameraden.

Wichtig für die Stimmung war auch die Verpflegung, für die Malteser und Johanniter sorgten. Neben einem Sportplatz bei Rathenow hatten sie eine kleine Stadt aufgebaut. Mit bis zu 40 Mann schliefen die Helfer in einem Zelt. Um zweimal pro Tag eine warme Mahlzeit auftischen zu können, mussten die Köche sogar eine ganze Knoblauchzehe essen. Die Mückenplage war so schlimm, dass selbst Schutzsprays nicht mehr halfen.

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