Neubau statt Sanierung Geht das Licht bald aus im alten Bonner Opernhaus?

Bonn · Die Stadtverwaltung soll die Kosten für einen Neubau der Bonner Oper ermitteln. Im Raum steht eine Lösung, die auch die Stadthalle betrifft. Ein Abriss der Oper ist nicht zum ersten Mal im Gespräch.

Wie sich die Szenen gleichen: Vor zwölf Jahren hatte auch die damalige Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) aufgrund des hohen Sanierungsstaus den Abriss und den Neubau des Opernhauses ins Gespräch gebracht. Ernsthaft verfolgt wurde der Gedanke indes nicht. Jetzt liegt der Vorschlag wieder auf dem Tisch und hat die Debatte um die Zukunft der Oper und der Kammerspiele so richtig in Fahrt gebracht.

Ratsfraktionschefin Bärbel Richter freut sich, dass ihre Fraktion mit der Wiederbelebung des Vorschlags die Kollegen der anderen Fraktionen zum Nachdenken gebracht hat. „Bei der Frage, wo das neue Haus errichtet werden soll, sind wir offen“, sagte sie. „Da kann man sich noch nicht final festlegen.“ Wichtig sei, dass der Vorschlag seriös geprüft und der Bestandslösung (siehe „Stadtverwaltung schlägt Instandsetzung vor“) gegenübergestellt werde. „Wir müssen aufpassen, dass wir das Thema nicht zerreden“, warnte Richter. „Es darf keine Denkverbote geben.“

Dem Vorschlag von CDU-Fraktionschef Klaus-Peter Gilles, eventuell die Stadthalle abzureißen und dort die neue Oper mit Schauspiel unter einem Dach zu bauen, könne sie einiges abgewinnen. „Damit könnten wir gleich das Problem mit der Stadthalle lösen.“ In dem Gebäude, in dem die Genossen einst ihr Godesberger Programm verabschiedeten, ist ein Sanierungsstau aufgelaufen, der nach GA-Informationen weit über 20 Millionen Euro liegt.

Uneinigkeit in der Koalition

Im Szenario der CDU würden die Kammerspiele im Godesberger Zentrum nur soweit ertüchtigt, dass sie als Veranstaltungshaus für Vereine und die freie Kulturszene dienen können. Damit würde die Stadt bei Oper, Stadthalle und Kammerspielen wohl insgesamt Sanierungskosten von rund 120 Millionen Euro sparen. Zusätzlich könnte sie eine Millionensumme kassieren, wenn sie das Filetgrundstück der Oper an einen Investor verkauft. Kernfrage wird sein: Wie viel Geld müsste Bonn dann noch draufpacken, um einen Neubau zu finanzieren?

Für den Standort im Godesberger Stadtpark sprechen die gute Bahnanbindung und die nahe Rigal'sche Wiese, wo Parkhaus oder Tiefgarage entstehen könnten. Vor allem aber würde es der Rat kaum riskieren, den Godesbergern nach dem Kurfürstenbad auch noch die Schauspielbühne zu nehmen.

Generalintendant Bernhard Helmich pocht unterdessen auf einen Grundsatzbeschluss, mit dem der Rat vor zwei Jahren eine Bestandsgarantie für die Sparten Oper und Schauspiel gegeben hat. „Darauf verlassen wir uns“, betonte er.

Hinter den Kulissen brodelt es in der Jamaika-Koalition. Denn den Grünen schmeckt offenbar nicht, dass CDU und FDP bereits öffentlich über Abriss und Neubau sinnieren – zumal einige Grüne das schon jetzt kategorisch ausschließen. Fraktionssprecher Hartwig Lohmeyer erklärte offiziell aber nur: „Mit dem Vorschlag ist eine Debatte angestoßen, die in alle Richtungen offen ist. Wir Grünen werden jetzt in aller Ruhe in der Fraktion diskutieren.“

Ganz anders der dritte Koalitionspartner, die FDP: „In Anbetracht der Zahlen für die Sanierung der Oper wäre es unverantwortlich, wenn andere Optionen nicht in aller Tiefenschärfe geprüft würden“, sagte Fraktionschef Werner Hümmrich. „Wir sollten frei von jeder Schere im Kopf darüber nachdenken.“ Auch Hümmrich kann sich eine neue Oper an anderer Stelle in der Stadt gut vorstellen.

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