Kommentar Gegen den Kollaps

BONN · Ist es nur ein hilfloser Akt der Verzweifelten? Angesichts des drohenden Verkehrsinfarkts während der sechswöchigen Bauarbeiten auf der Nordbrücke könnte man schnell zu einem solchen Urteil kommen, wenn man den Maßnahmenkatalog der Planungsämter betrachtet.

In der Tat sprechen die Zahlen dafür, dass der Verkehrskollaps in der Region kommt: In den Spitzenzeiten überqueren, auch in den Sommerferien, bis zu 5000 Fahrzeuge die Brücke. Jede Stunde. In beide Richtungen. Durch die einspurige Verkehrsführung lässt sich bei sehr optimistischer Annahme gerade einmal die Hälfte bewältigen.

Es gibt nicht viele Möglichkeiten, wohin der Verkehr ausweichen wird. Wasser sucht sich vielfältige Wege um ein Hindernis, Verkehr tut das auch. Daher können die Stadt Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis nicht viel mehr tun als die Maßnahmen, die sie angekündigt haben: Ampelschaltungen optimieren, zusätzliche Park & Ride-Plätze schaffen, Straßenbaustellen verschieben. Und bei Bus und Bahn sind irgendwann die Kapazitäten erreicht - zumal Busse im Zweifel auch im Stau stecken.

Also kann der Appell wirklich nur heißen, den Verkehr, wo es nur geht, zu vermeiden. Steigen wir also aufs Fahrrad oder nehmen den Roller. Bilden wir Fahrgemeinschaften, verschieben wir die Arbeitszeiten, nutzen wir Telearbeitsplätze, wenn es denn praktikabel ist. Die gute Nachricht: Es nutzt auch der Umwelt. Die schlechte: Die nächsten Jahre wird es nicht besser.

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